Familienkonferenz in der Praxis
dieser Liste hier mag«, ohne dass Mama oder Papa ihm das extra sagen müssen. Bist du damit einverstanden?
E : Was ist einverstanden?
M : Das heißt, dass du verstanden hast, was ich dir gesagt habe, und dass du es in Ordnung findest.
E : Okay, ich bin einverstanden!
M : Wo wollen wir sie hintun?
E : Da oben hin (er zeigte auf den Schrank), wo du sie jeden Tag sehen kannst.
M : In Ordnung (ich ließ Eric sie aufkleben).
E : Das ist eine gute Idee, Mama!
Wir lächelten einander zu, und er ging glücklich fort, um sich seine Sendung anzusehen.
Anders als Methode I und II ist die niederlagelose Methode ein Problemlösungsprozess.
Zu ihm gehören in der Regel sechs einzelne Schritte, wie wir oben erklärt haben:
Schritt I:
Das Problem wird definiert.
Schritt II:
Mögliche Lösungen werden vorgeschlagen.
Schritt III:
Die möglichen Lösungen werden bewertet.
Schritt IV:
Es wird entschieden, welches die beste Lösung ist.
Schritt V:
Die Entscheidung wird verwirklicht.
Schritt VI:
Die Lösung wird anschließend bewertet.
Entscheidend für den richtigen Gebrauch der niederlagelosen Methode ist es, sicherzustellen, dass alle sechs Schritte des Prozesses stattfinden. Sie brauchen nicht immer in der genannten Reihenfolge zu erfolgen. Aber es ist wichtig, dass Elternteil und Kind alle Schritte ausführen, besonders die ersten fünf.
Die niederlagelose Methode kann ebenso zur Bewältigung von Konflikten zwischen Geschwistern und zwischen Mann und Frau dienen. Es ist eigentlich eine Methode, die überall dort zur Bewältigung von Konflikten beitragen kann, wo Menschen zueinander in Beziehung treten – sie kommt gleichermaßen für Individuen, Gruppen und sogar Nationen infrage.
Im Kursprogramm der Familienkonferenz lesen die Eltern nicht nur Falldarstellungen, in denen die Methode III erfolgreich angewendet
wurde, sondern erhalten auch Gelegenheit, die Methode direkt zu üben, wobei Konfliktsituationen simuliert werden.
Häufig bringen sie Tonbandaufzeichnungen oder schriftliche Dialoge in den Kurs mit, aus denen zu ersehen ist, wie sie zu Hause solche Problemlösungssitzungen erprobten. Diese werden vom Kursleiter und den Kursteilnehmern analysiert und kritisiert. Mehr als ein Dutzend Jahre lehren wir nun Methode III.
Deshalb wissen wir heute sehr viel besser, welche Schwierigkeiten diese Methode den Eltern macht. Sie haben ebenso Schwierigkeiten, den Sinn dieser Methode als solche einzusehen, wie sie zu Hause anzuwenden.
Neue Perspektiven der Konfliktbewältigung
Wir wissen jetzt, warum es Eltern widerstrebt, sich den Begriff einer machtfreien, niederlagelosen Methode anzueignen. Außerdem verstehen wir auch besser, warum Eltern sich um die »elterliche Autorität« und ihre Funktion in der Familie Sorgen machen. Wir haben die Gründe herausgefunden, warum Eltern so an Methode I oder II festhalten, und glauben, dass wir jetzt besser verstehen, was Eltern in der Regel fürchten, wenn sie sich mit dem Gedanken befassen, Methode I aufzugeben. Darüber hinaus haben wir unsere Vorstellungen zur niederlagelosen Methode erweitert, was zu einigen Verbesserungen und Verfeinerungen des ursprünglichen Modells geführt hat.
Das Dilemma mit der Disziplin
Man frage eine beliebige Elterngruppe: »Sollen Kinder gehorsam sein?« Die weitaus meisten werden, ohne zu zögern, antworten: »Natürlich.« Die Vorstellung, dass Eltern ihre Kinder zum Gehorsam erziehen sollen, hat sich so fest eingebürgert (und wird so heftig verteidigt), dass derjenige, der es wagt, ihre Gültigkeit in Zweifel zu ziehen, als Ketzer oder Narr erscheint. Trotzdem ist mir keine andere Überzeugung bekannt, die Eltern so viel Schwierigkeiten schafft. Ich bin sogar davon
überzeugt, dass es sich in Wirklichkeit um eine sehr gefährliche Überzeugung handelt. Sie führt zur Entfremdung zwischen Eltern und Kindern und stiftet sehr viel Unheil in ihrer Beziehung zueinander.
Die meisten Eltern, die ihre Kinder zum Gehorsam erziehen, tun dies in der besten Absicht. Sie möchten, dass ihre Kinder verantwortungsbewusst, zuverlässig, umsichtig, höflich, selbstständig und noch manches andere werden. Eltern kennen einfach keinen anderen Weg, ihre guten Absichten in die Tat umzusetzen. So greifen sie zu Disziplinarmaßnahmen. Wenn sie dann feststellen, dass es mit der Disziplin nicht so recht klappt, entscheiden sie gewöhnlich, dass sie von ihr noch entschiedener Gebrauch machen müssen. So geht es weiter, bis die Kinder sich auflehnen, sich rächen oder
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