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Familienkonferenz in der Praxis

Familienkonferenz in der Praxis

Titel: Familienkonferenz in der Praxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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Elternteil das Kind auf, mit ihm gemeinsam nach irgendeiner Lösung zu suchen, die für beide akzeptabel ist. Beide können Lösungen vorschlagen, die dann bewertet werden. Schließlich entscheidet man, welches die beste Lösung ist. Dann überlegen sie, wie sie realisiert werden kann. Kein Zwang ist erforderlich, folglich ist man auch des Machtgebrauchs enthoben (keiner verliert).
    Am Beispiel eines Konflikts zwischen einer Mutter und ihrem viereinhalbjährigen Sohn Eric wird gezeigt, wie die drei Methoden funktionieren. Die Mutter ist aufgebracht und bekümmert, weil sich Eric weigert, Gemüse zu essen.
    Methode I (Beispiel)
    M : Ich mache mir wirklich Sorgen, wenn du dein Gemüse nicht isst. Ich fürchte, du bekommst nicht genügend Vitamine. Du brauchst sie, um zu wachsen, kräftig und gesund zu werden.
    E : Ich mag kein Gemüse – ich kann es nicht ausstehen.
    M : Das interessiert mich nicht. Du isst wenigstens etwas von dem Gemüse, das ich dir aufgetan habe. Wenn du das nicht tust, bekommst du nichts von dem, was du magst.
    Methode II (Beispiel)
    M : Ich mache mir wirklich Sorgen, wenn du dein Gemüse nicht isst. Ich fürchte, du bekommst nicht genügend Vitamine. Du brauchst sie, um zu wachsen, kräftig und gesund zu werden.
    E : Ich mag kein Gemüse – ich kann es nicht ausstehen.
    M : Ich weiß nicht, was ich mit dir anfangen soll! Du weißt, dass du Gemüse brauchst. Wenn du es nicht isst, hast du darunter zu leiden. Ich
gebe es auf. Mach nur so weiter und werde krank. Du wirst schon sehen, was du davon hast.
    Methode III (Beispiel)
    Eines Morgens nach dem Frühstück bat ich Eric, sich zu mir an den Esstisch zu setzen. Es war der richtige Zeitpunkt für eine Unterhaltung. Ich wollte mit Eric zusammen einen Versuch unternehmen, mein Problem nach Methode III zu lösen. Sein Lieblingsprogramm im Fernsehen (Sesamstraße) begann erst in einer Stunde. Ich beschrieb Eric kurz, wie wir verfahren wollten und um welches Problem es sich handelte.
    M : Ich mache mir wirklich Sorgen, wenn du dein Gemüse nicht isst. Ich fürchte, du bekommst nicht genügend Vitamine. (Ich hatte vorher mit ihm darüber gesprochen, wie wichtig Vitamine für das Wachstum sind.)
    E : Ach du lieber Himmel!
    M : Dein Vater und ich sind es leid, dir zu sagen, du sollst es essen, und dich zu bestrafen, wenn du es wieder ausspuckst.
    E : Ich weiß, aber ich mag kein Gemüse – ich kann es nicht ausstehen.
    M : Du magst wirklich kein Gemüse essen!
    E : Ja!
    M : Nun, das ist ein Problem. Wir müssen irgendetwas unternehmen, dass wir in Zukunft auf dich nicht mehr ärgerlich zu werden brauchen. Fällt dir irgendetwas ein, was man machen könnte?
    E : Ich könnte in mein Zimmer gehen und einige Tage nicht mit den anderen Jungen spielen.
    M : Aber das ist doch eine Strafe. Das wollen wir ja gerade nicht.
    E : Dann weiß ich auch nicht.
    M : Ich habe aber einige Ideen. Ich werde sie aufschreiben und dir vorlesen. Vielleicht können wir beide – du und ich – entscheiden, was davon für uns beide annehmbar ist.
    E : Okay.
    M : Was hältst du davon, wenn ich eine Liste der Gemüsearten aufstelle, die du magst, und eine Liste der Gemüsearten, die du nicht magst?
    E : Ja, tu das!

    M : Du hältst das für eine gute Idee.
    E : Ja!
    M : In Ordnung, du sagst mir, was du magst, und ich schreibe es auf.
    E : Also (er läuft zum Schrank und nimmt einige Gemüsedosen heraus) Diese, Mama!
    M : Na also, lass mal sehen, was wir da haben: Brechbohnen und Mais. Damit hätten wir es, nicht wahr?
    E : Ich mag auch noch Mais am Stiel.
    M : Du meinst Maiskolben?
    E : Ja, Maiskolben. Ich mag Salat und gemischtes Gemüse. Ich mag auch Gurken und Zwiebeln in meinem Salat (als er sie nannte, wiederholte ich sie ihm).
    M : So, noch mehr?
    E : Ja, rohe Karotten und rohen Kohl.
    M : Aha, was hältst du von einer Liste mit ungekochten bzw. rohen Gemüsesorten?
    E : Ja!
    M : Gut, du bist also einverstanden.
    E : Eine neue Liste – was ich nicht mag (damit wies er mit dem Finger auf die Seite). Schreib auf, Mama (womit er zu diktieren begann): »Eric mag keine Erbsen, Erbsen und Karotten.«
    M : In Ordnung. (Daraufhin las ich ihm die ganze Liste noch einmal vor, und er bestätigte mir, dass die Liste richtig sei.)
    E : Mama schreib auf (hier diktierte er mir wieder): »Mama, vergiss nicht, was Eric mag und was er nicht mag.« Ich schrieb das Wort für Wort auf und wiederholte es ihm.)
    M : In Ordnung. Und ich schreibe dann noch: »Eric wird alles essen, was er nach

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