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Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition)

Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition)

Titel: Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sunil Mann
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Strohballen hinter dem Tor hüpfen, von da war es nicht mehr weit bis zum Heuboden.
    »Miranda! Schnell!« Ich riss sie am Arm hoch. Das Feuer breitete sich mit rasender Geschwindigkeit aus, das mürbe Holz der alten Scheune wirkte wie Zunder.
    Irgendwo splitterte eine Glasscheibe und draußen grölten Männerstimmen. Die sengende Hitze verschlug mir den Atem.
    Taumelnd tat meine offenbar immer noch mittelschwer beschwipste Freundin ein paar Schritte, um im nächsten Moment, als sie das Inferno um uns herum erfasst hatte, schrill aufzuschreien.
    »Halt bloß die Klappe, deine Enzianfahne jagt hier sonst noch alles in die Luft!«, stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, während ich ohne Rücksicht auf das zerschundene Knie in meine Jeans schlüpfte. Dann zerrte ich Miranda, die wie paralysiert stehen geblieben war, hinter mir her zur Leiter.
    »Vijay, wir müssen raus hier! Sofort!«, wimmerte sie.
    »Ach, wirklich? Ich wollte zur Feier des Tages gerade ein Barbecue vorschlagen!«
    Unsere Widersacher hatten ganze Arbeit geleistet und die Scheune von allen Seiten mit Benzin besprengt. Dunkle Rauchschwaden erschwerten die Sicht und trieben uns Tränen in die Augen.
    Nach kurzem Zögern zog ich mein eben übergestreiftes T-Shirt wieder aus, zerriss es und bedeutete Miranda, sich den Stoff vor Mund und Nase zu pressen.
    »Du benutzt immer noch Blue Water von Davidoff?«, rief sie fassungslos, doch ich ging nicht darauf ein. Gemeinsam stolperten wir bis zum Rand des Heubodens. Als ich mich nach Miranda umwandte, sah ich sie entsetzt nach Luft schnappen. Was wohl weniger mit meinem Eau de Toilette als mit der undurchdringlichen Feuerwand zu tun hatte, die sich ringsum erhob. Das offene Tor war unsere einzige Fluchtmöglichkeit.
    »Komm!«
    »Nicht ohne meine Handtasche!« Meinen ungehaltenen Einwand ignorierend, machte sie kehrt.
    Fiebrig wartete ich auf Mirandas Rückkehr und schickte sie dann die Leiter hinunter.
    Als ich ihr folgte und meinen Fuß auf die erste Sprosse stellte, war von oben ein widerwärtiges Knacken zu vernehmen. Ich blickte zum Dach hoch, das mittlerweile ebenfalls in Flammen stand, und registrierte eine Bewegung im Gebälk. Wie in Zeitlupe verschob sich ein dunkler Umriss hinter dem brodelnden Qualm, begleitet von einem abgrundtiefen, alles durchdringenden Ächzen.
    »Pass auf!«, schrie ich Miranda hinterher, doch sie reagierte nicht. Hastig stieg ich ein Stück die Leiter hinab und sprang von der Mitte aus runter. Den gleißenden Schmerz in meinem Knie missachtend, humpelte ich meiner Freundin nach, die auf das Scheunentor zugehastet war. Ich erwischte sie am Handgelenk und riss sie so heftig zurück, dass wir beide zu Boden stürzten. Einen Wimpernschlag später krachte der Dachbalken funkensprühend in die Tiefe und zerbarst genau an der Stelle, wo Miranda eben noch gestanden hatte.
    »Kopf runter!«
    Massive Holzteile schleuderten durch die Scheune und eine glühende Hitzewelle jagte über uns hinweg. Die Luft war plötzlich erfüllt von einem heulenden Ton.
    Wir warteten ab, bis das Getöse etwas abgeflaut war, bevor wir uns vorsichtig aufrichteten. Miranda ergriff sofort meinen Arm und klammerte sich hustend an mich, während ich bestürzt zum Scheunentor starrte: Ein Balkenstück, aus dem Flammen schlugen, blockierte den Ausgang. An ein Durchkommen war nicht zu denken.
    Benommen sah ich mich um. Die Scheune hatte sich in null Komma nichts in eine tödliche Feuerhölle verwandelt, und ich wusste nur zu gut, dass es keinen anderen Fluchtweg gab.
    Wir saßen in der Falle.

Mittwoch
    »Zählen Sie bitte einige Ihrer Stärken auf!«
    »Trinkfest, sarkastisch, zeitweise findig.«
    »Äh … und Ihre Schwächen?«
    »Amrut.«
    »Wie bitte?«
    »Mein indischer Lieblingswhisky.«
    »Oh! Das kommt jetzt etwas … überraschend. Wie würden Ihre Freunde Sie beschreiben?«
    »Vermutlich wortreich. Und kaum zusammenhängend.«
    »Herr Kumar …«
    »Nennen Sie mich Vijay.«
    »Herr Kumar, weshalb haben Sie sich gerade für eine Stelle in unserer Firma entschieden?«
    »Das war Kismat , Schicksal.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nun, nachdem ich meinen beruflichen Werdegang eingegeben hatte, spuckte die Suchmaschine der Internetstellenbörse als einziges Resultat den Namen Ihres Ladens aus.«
    »Tatsächlich? Wie bedauerlich.«
    »Für mich war das ein Zeichen. Unter uns gesagt: Die geforderten Vorkenntnisse und Fähigkeiten in allen anderen Anzeigen schienen mir doch ziemlich

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