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Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition)

Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition)

Titel: Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sunil Mann
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Prolog
    »Wach auf!«, flüsterte ich und richtete mich geräuschlos auf. Ein leises Plätschern hatte mich geweckt, doch als ich jetzt angestrengt in die Dunkelheit der Scheune starrte, war außer dem sanften Rauschen der Tannen kein Laut zu vernehmen. In der Ferne schrie zweimal ein Käuzchen, ansonsten herrschte eine absolute Stille, wie sie nur hier in den Bergen vorkam.
    Im Gegensatz zum Vorabend, als der Vollmond die Alp beschienen und der Wind sporadisch das friedliche Bimmeln der Kuhglocken vom Stall herübergeweht hatte, schien die Atmosphäre jetzt mit etwas Bedrohlichem geladen, mit einem geradezu greifbaren Unheil – als Privatdetektiv hatte ich das im Gespür.
    Ich startete einen erneuten Weckversuch, als sich aber der Lockenschopf neben mir immer noch nicht regte, öffnete ich den Reißverschluss meines Schlafsacks, streckte den Arm nach Mirandas Schulter aus und rüttelte sie kräftig.
    »He! Aufwachen!«, zischte ich eindringlich, worauf sich meine transsexuelle Freundin nur unwillig knurrend in die Wolldecken schmiegte, die sie wie ein Nest um und über sich drapiert hatte, und wenig damenhaft weiterschnarchte.
    Wie gewohnt hatte Miranda gestern Abend beim Nachschenken alle Warnungen ignoriert und sich mit selbst gebranntem Enzianschnaps systematisch in ein Koma befördert, aus dem sie aufzuwecken mir wohl nicht ohne Weiteres gelingen würde.
    Ich schlüpfte aus dem olivgrünen Militärschlafsack und stellte angewidert fest, dass sein muffiger Geruch, der an verschwitzte Wandersocken und feuchte Kellergewölbe erinnerte, nun an mir klebte. Der Mief der Schweizer Armee.
    Wankend erhob ich mich und versank schon beim ersten Schritt bis zu den Waden im Heuhaufen, auf dem wir behelfsmäßig unser Nachtlager errichtet hatten. Ich stapfte um Miranda herum und erkannte im Dunkeln schemenhaft den Schlafsack neben ihr – er war aufgeschlagen und leer. Mein ungutes Gefühl verstärkte sich.
    Am Rand des Heustocks schwang ich mich auf die angelehnte Leiter und stieg leise die Sprossen hinunter. Das Scheunentor stand etwas offen, hell schimmernd beschien ein schmaler Streifen Mondlicht die aufeinandergestapelten Strohballen an der Wand. Ich war mir absolut sicher, dass ich das Tor vor dem Zubettgehen geschlossen und den Riegel von innen vorgeschoben hatte.
    Jetzt bereute ich, nicht in Jeans und Schuhe geschlüpft zu sein, barfuß und nur mit Boxershorts bekleidet, fühlte ich mich ungeschützt und verwundbar. Ich machte mich daran, die Leiter wieder hochzuklettern, als ich ein Flüstern vernahm. Mit angehaltenem Atem horchte ich genauer hin: Von draußen waren gepresste Stimmen zu hören, knappe Sätze, in verschwörerischem Befehlston geraunt. Instinktiv duckte ich mich, schlich zur Scheunenwand und spähte durch einen Spalt in der Holzwand ins Freie.
    Was ich dort sah, versetzte mich in Panik. Das hatte also das Plätschern verursacht, das mich geweckt hatte. Im nächsten Moment stach mir ein durchdringender Geruch in die Nase. Erschrocken wich ich zurück und streifte dabei mit einem Arm die Heugabel, die an der Wand neben mir lehnte. Ich fuhr herum und versuchte, sie festzuhalten – zu spät. Wie gelähmt sah ich das Werkzeug fallen und zog unwillkürlich den Kopf ein, als der Gabelstiel auf den festgetretenen Erdboden knallte.
    Draußen verstummten die Stimmen abrupt.
    »Hast du das gehört?«, wisperte jemand nach einer Schrecksekunde.
    Die Antwort bestand aus einem gleichgültigen Brummen.
    »Das ist einer von denen!«
    »Und wenn schon«, gab der andere grimmig zurück. »In wenigen Augenblicken spielt das eh keine Rolle mehr.«
    Er lachte auf und ein metallisches Klicken ertönte. Auf der Stelle rannte ich los, doch kurz bevor ich die Leiter erreichte, rutschte ich auf einem Büschel Stroh aus und fiel hin. Ein greller Schmerz durchzuckte mein Knie, aber wenn ich soeben wirklich ein Feuerzeug gehört hatte, blieb mir nicht einmal Zeit zu fluchen. Ich biss die Zähne zusammen, rappelte mich auf und hetzte die Sprossen hoch.
    »Wach auf!«, schrie ich Miranda ins Ohr und schüttelte sie. »Verdammt, wach auf!«
    Schlaftrunken öffnete sie die Lider und setzte zu einer empörten Tirade an, als ein flackernder Schein ihre Gesichtszüge erhellte. Zeitgleich setzte in meinem Rücken ein rasch anschwellendes Prasseln ein.
    Mein Blick flog zum Scheunentor. Es brannte bereits lichterloh, auch an der Frontseite des Holzverschlags züngelten Flammen hoch. Gleich würden die ersten Funken auf die gestapelten

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