Fangboys Abenteuer (German Edition)
wirklich ausreichend großen) Schlafsaal steckte.
»Er hat komische Zähne und will sie uns nicht zeigen!«
Steamspell kicherte. »Was versucht du da zu verstecken? Glaubst du, du kannst diese Beißerchen für immer verbergen? Du kannst es ebenso gut hinter dich bringen.«
Nathan wollte es nicht hinter sich bringen. Er war sich ziemlich sicher, dass er seine Zähne notfalls für immer verstecken konnte . Aber stattdessen zog er seine Lippen zurück und versuchte, die anderen Kinder freundlich anzulächeln.
Sie rangen nach Luft. Alle!
Einer von ihnen sagte ein Wort, von dem Nathan sich nicht erinnerte, es schon einmal gehört zu haben, aber von dem er dachte, dass es zu den schlimmen Wörtern gehörte, die ihm seine Eltern verboten auszusprechen. »Er hat tatsächlich Reißzähne! Er ist ein Fangboy!«
»Fangboy!«, brüllten mehrere Kinder. »Fangboy! Fangboy! Fangboy!«
Nathan drehte sich um und rannte weg. Einer der Kinder am Rand der Gruppe stellte ihm ein Bein, und Nathan fiel hin und landete hart auf dem Ellbogen.
»Du Freak!«, rief einer von ihnen.
»Ekelfresse!«, brüllte ein anderer.
Einen Moment lang dachte Nathan, dass sie ihn auf ihre Schultern heben und zum Teeren und Federn nach draußen bringen würden (was sich eigentlich nach Spaß angehört hatte, als seine Mutter ihm darüber etwas vorgelesen hatte, aber jetzt klang es nicht mehr so spaßig.) Sie taten es nicht. Stattdessen lachten sie ihn aus und beschimpften ihn. Schließlich trug ihnen Steamspell wütend auf, sich wieder ihren häuslichen Pflichten zu widmen. Nathan bezweifelte stark, dass er dies getan hatte, um seine Würde zu retten.
Er lag noch eine Weile dort am Boden, bis Steamspell unfreundlich vorschlug, dass er damit aufhören sollte.
Vier
Wenn man die Prügel, das schlechte Essen, den Spott, die gestohlenen persönlichen Gegenstände, die mangelnde Privatsphäre, den Lärm, die Toilette, die nie richtig spülte, das Trinkwasser, in dem bunte Brocken schwammen, die gruseligen Schatten, die nachts an der Decke tanzten, die eintönige Innenausstattung und die allumfassende Verzweiflung und Not wegließ, war das Waisenhaus immer noch ein mieser Wohnort.
Immerhin waren die anderen Kinder – die meisten jedenfalls – nicht wirklich gemein. Sobald sie sich an Nathans Aussehen gewöhnt hatten, behandelten sie ihn – noch einmal, die meisten – wie einen von ihnen. Was bedeutete, dass sie ihn in ihre täglichen Gespräche darüber, wie schrecklich es wäre, an so einem Ort festzusitzen, miteinbezogen.
Nathan bekam die ersten Prügel an seinem zweiten Tag, weil er das Unkraut im Garten hinter dem Haus nicht zu Steamspells Zufriedenheit jätete. Nathan protestierte mit der Begründung, dass Steamspell sich eigentlich nicht einmal die Mühe gemacht hätte, den Garten zu betrachten , bevor er sich die Kelle schnappte. Weiterhin argumentierte Nathan, dass es im Garten keine Pflanzen mehr geben würde, wenn er das ganze Unkraut gejätet hätte.
Steamspell legte auf keine dieser Erklärungen Wert.
Nathans Mutter und Vater hatten eine gesunde Tracht Prügel für angebracht gehalten, also war ihm diese Erziehungsmaßnahme nicht fremd. Er war jedoch nicht an den Grad der Grausamkeit und an den puren Überfluss gewöhnt. Die Prügel von Steamspell taten weh und das auch noch fünf Minuten später. Da erübrigte sich jede Ansage wie »Bernard Steamspell ist ein Sadist«.
Nathans zweite, dritte und vierte Tracht Prügel ereigneten sich an seinem dritten, vierten und fünften Tag im Waisenhaus. Dann wurde Steamspells Aufmerksamkeit auf einen neuen Jungen namens Thomas gelenkt, der auf Krücken lief, und Nathans Prügelzeitplan pendelte sich auf alle zwei Tage ein.
»Ich hasse ihn«, sagte Reggie, ein Achtjähriger, der auf der Matratze neben Nathan lag. Sie lagen im Dunkeln. »Ich wünschte, er würde tot umfallen.«
»Psssst!« mahnte Jeremy, ein anderer Junge. »Er hört dich sonst!«
»Ich glaube, er würde uns sogar verprügeln, wenn er tot wäre«, meinte ein Junge namens Malcolm. »Er würde eine Möglichkeit finden!«
Nathan gefiel die Vorstellung natürlich, dass Steamspell tot umfallen würde, aber er sagte nichts.
»Er könnte uns nicht verprügeln, wenn wir seine Leiche vergraben«, sprach Reggie.
»Er würde sich seinen Weg nach draußen buddeln«, erwiderte Malcom. »Selbst wenn wir das Loch mit Steinen zuschütten, würde er sich ins Freie graben.«
»Nicht, wenn wir ihn zerstückeln«, schlug Reggie vor.
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