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Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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„Ja, wegen eines anderen Klienten“, bestätigte sie.
    „Diese Sache ist wichtig – für mein Land“, sagte Tweed mit einem Blick auf das Photo im Silberrahmen. „Daher wahrscheinlich auch für das Ihre. Wir sitzen alle im gleichen Boot.“
    „Wissen Sie, was ich nie möchte?“ Blanche beantwortete ihre Frage gleich selbst. „Ich möchte nie von Ihnen verhört werden! Sie verstehen es viel zu gut, einen zu überreden…“
    Er wartete und trank dabei einen Schluck Wein. Ihre Hand war herabgeglitten, so das sie jetzt auf seiner Schulter lag. Tweed blickte zu ihr auf und sah, daß Blanche ins Leere starrte. Er schwieg weiter.
    „Gut!“ sagte Blanche schließlich. „Damit gebe ich zum erstenmal den Namen eines Klienten preis, aber ich setze voraus, daß Sie mich nicht dazu veranlassen würden, wenn die Sache nicht wirklich äußerst ernst wäre. Ich lege meine berufliche Integrität in Ihre Hände. Das ist fast so“, fuhr sie in lockererem Ton fort, „als würde ich Ihnen meine ehemalige Jungfräulichkeit anvertrauen.“
    „Bei mir ist sie sicher“, stellte Tweed trocken fest.
    „Der Klient ist Bob Newman, der bekannte Journalist. Er hat mir erst diese Woche den Auftrag erteilt, einen gewissen Manfred Seidler aufzuspüren. Möglicherweise habe ich schon Erfolg gehabt – aber das weiß ich noch nicht sicher. Ich habe eine Anschrift – und eine Telefonnummer –, die zu einem Manfred gehören. Niemand kann dafür garantieren, daß er der von Ihnen gesuchte Seidler ist, aber verschiedene Einzelheiten deuten darauf hin.“
    „Adresse? Telefonnummer?“
    Tweed hielt sein kleines Notizbuch auf den Knien und seinen altmodischen Füllfederhalter schreib bereit. Blanche diktierte ihm beides aus dem Gedächtnis. Er wusste, daß er sich in dieser Beziehung auf sie verlassen konnte. Wie er brauchte sie ein Gesicht nur einmal zu sehen, einen Namen nur einmal zu hören, eine Adresse oder Telefonnummer nur einmal zu lesen, um sie unauslöschlich im Gedächtnis zu haben.
    „Diese Angaben“, fuhr Blanche fort, „gehören zu einer gewissen Erika Stahel – möglicherweise Seidlers Freundin“.
    „Dann hat er vielleicht in Basel Unterschlupf gefunden“, meinte Tweed nachdenklich. „Falls dieser Manfred, mit dem sie befreundet ist, tatsächlich Seidler ist.“
    „Das kann ich nicht beurteilen. Aber ich ahne schon jetzt, daß es mir noch leid tun wird, Ihnen diese Informationen gegeben zu haben.“
    „Rechnen Sie damit, Bob Newman bald wiederzusehen?
    „Warum?“ fragte sie scharf.
    „Ich habe nur daran gedacht, daß Sie vielleicht wissen, an welcher Story er gerade arbeitet…“
    „Das geht zu weit!“ wehrte Blanche empört ab. Sie stand von der Sofalehne auf, ging zum nächsten Sessel, ließ sich hineinfallen und schlug wieder die Beine übereinander. Tweed blickte in ihre faszinierenden blauen Augen und dachte daran, wie viele Männer Wachs in ihren Händen gewesen wären. Sie sprach aufgebracht weiter.
    „Sie haben mir schon wieder zugemutet, einen Vertrauensbruch zu begehen. Kommen Sie wirklich aus dem Verteidigungsministerium in London? Ich behalte Ihre Geheimnisse für mich. Wenn ich anfinge, die anderer Leute zu verraten, sollten Sie aufhören, mir zu trauen!“
    „Ich verbringe den größten Teil meines Lebens auf ziemlich langweilige Art und Weise: Ich lese Akten…“
    „Akten über Leute, die ich in Ihrem Auftrag irgendwo in Europa aufgespürt habe!“
    „Akten über Leute, die eine Gefahr für den Westen darstellen.
    Die Schweiz gehört heute zum Westen wie noch nie zuvor.
    Neutralität allein genügt nicht mehr…“
    Tweed nahm seine Brille ab und begann, die Gläser mit dem Taschentuch zu polieren. Blanche reagierte augenblicklich. Sie warf ihre Mähne in den Nacken und schnippte mit den Fingern.
    Der Engländer ließ seine Brille sinken.
    „Sie führen irgend etwas im Schilde!“ warf Blanche ihm vor.
    „Immer, wenn Sie sich einen Trick ausdenken, nehmen Sie Ihre Brille ab und putzen sie!“
    Er blinzelte, weil ihre Feststellung ihn etwas aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Blanche kannte ihn schon fast zu gut. Er steckte das Taschentuch ein, setzte die Brille wieder auf und seufzte schwer.
    „Interessiert Newman sich für die Klinik Bern in Thun?“
    erkundigte er sich.
    „Und wenn’s so wäre?“ fragte sie herausfordernd.
    „Dann könnte ich ihm vielleicht behilflich sein“. Tweed griff in die Innentasche seiner Jacke, zog Masons Notizheft heraus und legte es vor Blanche auf

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