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Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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den Couchtisch. „Dieses Heft enthält Informationen, die unter Umständen sehr wertvoll für ihn sein könnten. Ich schlage vor, das Sie sämtliche Eintragungen mit der Maschine abschreiben. Newman darf das Notizheft selbst nicht zu Gesicht bekommen. Geben Sie ihm die Abschrift, ohne zu verraten, woher sie stammt. Lassen Sie sich irgendeine plausible Erklärung einfallen – ich weiß, daß Ihnen das keine Mühe macht. Ich hole mir das Heft bei meinem nächsten Besuch wieder ab“.
    „Was wollen Sie damit erreichen, Tweed? Das muss ich wissen, bevor ich mitmache. Ich habe Newman gern…“
    „Die Informationen aus dem Notizbuch dürften ihn in Trab halten“.
    „Oh, ich verstehe.“ Sie fuhr sich mit einer Hand durchs Haar.
    „Sie nützen ihn für Ihre Zwecke aus. Sie nützen oft andere Leute aus, stimmt’s?“
    „Ja.“ Tweed hielt es für besser, nicht mit seiner Antwort zu zögern. „Ist das nicht immer so?“ fügte er traurig hinzu. „Wir nützen Menschen aus und werden wiederum von anderen ausgenützt“.
    Er griff in die andere Innentasche seiner Jacke und zog einen Briefumschlag mit Schweizer Banknoten heraus. Tweed achtete darauf, ihn Blanche mit gewisser Förmlichkeit zu überreichen. Sie nahm ihn entgegen und ließ ihn neben ihrem Sessel auf den Teppich fallen, ein Zeichen dafür, das sie noch immer verärgert war.
    „Wahrscheinlich zuviel Geld für das, was ich bisher getan habe“, meinte sie dabei. Ihre Stimmung schlug um, während sie Tweed beobachtete. Blanche stellte ihre bis dahin übereinander geschlagenen Beine mit geschlossenen Knien nebeneinander, legte die Hände zusammen, so das die Fingerspitzen auf ihn zeigten, und beugte sich nach vorn. „Was haben Sie? Irgend etwas macht Ihnen Sorgen.“
    „Blanche, ich möchte, daß Sie in den nächsten ein bis zwei Wochen äußerst vorsichtig sind. Es hat bereits zwei Morde gegeben – vielleicht sogar drei. Was ich Ihnen jetzt sage, ist streng vertraulich. Ich glaube, daß irgend jemand versucht, alle zu beseitigen, die wissen könnten, was in der Klinik Bern vor sich geht…“
    „Wird Newman auch gewarnt?“ fragte sie rasch.
    „Er braucht nicht eigens gewarnt zu werden. Als erfahrener Journalist dürfte er längst Ähnliches vermuten. Die Abschrift, die Sie ihm geben sollen, kann sich als eine Art Lebensversicherung erweisen. Aber ich will auf etwas anderes hinaus. Niemand darf Sie auch nur entfernt mit dieser Klinik in Verbindung bringen! Ich habe Zimmer 312 im Bellevue Palace. Rufen Sie mich bitte an, falls etwas passiert, das Sie beunruhigt. Aber melden Sie sich als Rosa – nicht mit Ihrem richtigen Namen.“
    Sie war verblüfft und besorgt. Daß Tweed seinen Aufenthaltsort preisgab, war ungewöhnlich genug, noch ungewöhnlicher war jedoch seine Aufforderung, ihn im Hotel anzurufen! Bisher hatte immer nur er angerufen. Aber Blanche hatte nicht lange Zeit, sich den Kopf darüber zu zerbrechen.
    Tweed stand auf, und sie beeilte sich, seinen Mantel zu holen und ihm hineinzuhelfen.
    „Sie müssen sich wirklich einen neuen Wintermantel kaufen!
    Ich kenne ein Geschäft, in dem…“
    „Danke, aber mein Lammfellmantel ist für mich wie ein alter Freund. Ich habe etwas gegen neue Sachen, an die man sich erst allmählich gewöhnen muss. Ich melde mich wieder bei Ihnen. Und vergessen Sie nicht, mich anzurufen! Alles Ungewöhnliche. Ein verdächtiger Anruf. Alles. Sollte ich nicht im Hotel sein, lassen Sie mir bestellen, daß Rosa angerufen hat…“
    „Und Sie sehen sich ebenfalls vor, ja?“ Sie küsste ihn auf die Wange, und Tweed tätschelte ihren Arm. Er war froh, daß sie durch den Spion sah, bevor sie die Wohnungstür öffnete.
    „Die Luft ist rein!“ verkündete sie lebhaft.
    Während Tweed durch die stillen Lauben der Junkerngasse ins Hotel zurückging, sah er die widersprüchlichen und besorgniserregenden Eindrücke des heutigen Tages wie durch ein Kaleidoskop.
    Er erinnerte sich, wie er an der Begrenzungsmauer der Plattform gestanden und die Schleusen angestarrt hatte, in deren schäumendem Wasser der arme Mason aufgefunden worden war. Mason, der so gute Arbeit geleistet hatte, daß sein Notizheft eine Fundgrube bedeutsamster Informationen war.
    Aber das Bild, das immer wieder in den Vordergrund von Tweeds Bewusstsein drängte, war das silbergerahmte Porträt Oberst Signers in Blanches Wohnzimmer. Das war der größte Schock dieses Tages gewesen. Viktor Signer, der jetzige Vorstandsvorsitzende der Zürcher Kreditbank – die

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