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Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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19.26 Uhr. Newman parkte den Citroen so neben dem Bahnhof, daß er vom Ausgang nicht zu sehen war. Von dort aus konnten sie sofort wegfahren. Er ließ den Motor laufen.
    „Ich möchte, daß du dich ans Steuer setzt“, erklärte er Nancy.
    „Ich warte in der Nähe des Ausgangs, wenn der Zug einfährt.
    Vielleicht versucht irgend jemand, uns in eine Falle zu locken.
    Sollte ich angerannt kommen, fährst du los, sobald ich im Wagen bin – zurück nach Rolle. Ah, da kommt der Zug! Ich muß jetzt fort…“
    Der aus drei kleinen Wagen bestehende Zug, eine sehr kleine Lichterraupe, hielt hinter dem Bahnhofsgebäude. Newman hörte das unverwechselbare Geräusch einer ins Schloß fallenden Waggontür. Ein mit zwei Koffern belasteter hagerer Mann ohne Hut erschien unter der Neonleuchte über dem Ausgang. Er wirkte gehetzt, als er Newman auf Deutsch zurief:
    „Newman! Wo ist der Wagen… Ich werde verfolgt…“
    Hinter Seidler tauchten zwei noch undeutlich erkennbare Gestalten auf. In diesem Augenblick kam ein Auto mit hoher Geschwindigkeit aus Richtung Neuchâtel die Straße entlanggerast. Seine aufgeblendeten Scheinwerfer glitten über den Bahnhofsausgang. Newman sah etwas Rotes – das gleiche Rot wie das des Porsches, den er auf der Autobahn nach Thun gesehen hatte. Reifen quietschten, als der Fahrer scharf bremste. Aus dem heruntergekurbelten Fahrerfenster ragte ein Gewehrlauf. Im nächsten Augenblick kam Nancy hinter dem Bahnhofsgebäude hervor, hielt bei Newman und öffnete die Türen von innen.
    „Ins Auto, Seidler!“ rief Newman.
    Er riß ihm einen Koffer aus der Hand, warf ihn auf den Rücksitz, schob Seidler mitsamt dem zweiten Koffer hinterher, knallte die Tür zu und war mit einem Sprung auf dem Beifahrersitz. Der andere Wagen befand sich fast auf gleicher Höhe mit dem Ausgang, der Gewehrlauf ragte jetzt noch weiter aus dem linken Seitenfenster. Einer der beiden Männer, die Seidler verfolgten, griff in seine Manteltasche.
    „Los, fahr schon!“ wies Newman Nancy an. „Zurück, woher wir gekommen sind!“
    Der erste Schuß übertönte das Geräusch der beiden Automotoren. Der vordere Mann, der etwas aus seiner Manteltasche hatte ziehen wollen, taumelte rückwärts, als habe er einen kräftigen Hieb gegen die Brust bekommen. Dann fiel ein weiterer Schuß. Der zweite Mann griff sich an die Brust, beschrieb eine gräßliche Pirouette und brach im Schnee zusammen.
    Eine fast unglaubliche Leistung! Der Schütze hatte seinen Wagen mit der linken Hand gelenkt und mit der rechten das Gewehr gehoben, um aus dem fahrenden Auto zu schießen.
    Die beiden Männer waren tot. Newman war ziemlich sicher, daß keiner von ihnen den Treffer aus dieser Waffe, die dem Schußknall nach eine sehr hohe Mündungsgeschwindigkeit haben mußte, überlebt hatte.
    Nancy lenkte den Citroen durch den Lichtkegel der Scheinwerfer des inzwischen zum Stehen gekommenen anderen Wagens. Sie gab Gas, spürte, daß die Vorderräder kurz durchdrehten, und schoß auf die Straße hinaus. Dann lag der Bahnhof hinter ihnen, während sie dorthin zurückfuhren, wo sie hergekommen waren.
    „Der eine Kerl hat ’ne Pistole ziehen wollen!“ krächzte Seidler heiser.
    „Ich hab’s gesehen“, bestätigte Newman knapp.
    Sie näherten sich dem Hotel de la Truite, als ein schwarzer Mercedes aus der Einfahrt kam. Nancy brachte den Citroen mit einer Vollbremsung zum Stehen. Der Mercedes fuhr in Richtung Bahnhof weiter.
    „Idiot!“ fauchte Nancy.
    „Vielleicht fährt er zu einem Treffen mit zwei Leichen“, meinte Newman nachdenklich.
    Nancy warf ihm einen aufgebrachten Blick zu, bevor sie weiterfuhr. Vor dem Hotel steckten Skier in aufgeschaufelten Schneebergen. Während ihres kurzen Halts hatte Newman Gesang und Gelächter aus der Gästestube gehört. Tod auf dem Bahnhof, Stimmung im Hotel de la Truite. Apres-Ski auf vollen Touren. Seidler beugte sich nach vorn und hielt sich an den Kopfstützen ihrer Sitze fest. Er starrte durch die Windschutzscheibe, als bemühe er sich, die Orientierung wiederzugewinnen. Als er sich plötzlich zu Wort meldete, sprach er Englisch, damit Nancy ihn verstand.
    „Nicht nach links in Richtung Rolle abbiegen! Rechts weiterfahren – am See entlang…“
    „Tu, was er sagt, Nancy“, forderte Newman sie ruhig auf.
    „Warum, Seidler? Wollen Sie nicht möglichst schnell fort von hier?“
    „Auf dieser Straße kommen wir an einem Haus vorbei, das links am Hang steht. Dort können wir miteinander reden… Um Himmels

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