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Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Leupin, Chef. Newman hat soeben das Hotel mit einem Koffer in der Hand verlassen. Er legt ihn in den Kofferraum seines Mietwagens. Augenblick, jetzt kommt seine Verlobte auf die Straße gelaufen und steigt ebenfalls ein…“
    „Alles in Ordnung, Leupin“, versicherte Beck seinem Untergebenen. „Ich habe sechs weitere Männer zur Beobachtung eingeteilt – für alle Fälle. Sechs Männer mit drei Fahrzeugen, die sich abwechseln können, damit er keinen Verdacht schöpft. Sie und Sautter übernehmen gleich den ersten Beobachtungsabschnitt. Viel Erfolg!“
    Beck legte den Hörer auf und seufzte, während er zu Gisela hinübersah. Sie brachte ihm die Tasse Kaffee, die sie für ihn eingeschenkt hatte. Offenbar stand ihnen wieder einmal eine lange Nacht bevor. Beck saß in Hemdsärmeln am Schreibtisch, was ein sicheres Anzeichen für eine längere Belagerung war.
    „Newman und seine Verlobte haben das Bellevue Palace eben mit einem Koffer verlassen“, berichtete er. „Sie sind in ihren Leihwagen gestiegen…“
    „Glaubst du, daß sie abreisen – daß sie die Schweiz verlassen?“
    „Das wäre beim gegenwärtigen Stand der Dinge nicht Newmans Art“. Beck machte eine Pause. „Hast du die andere Sache inzwischen erledigt?“
    „Die Maschine ist jederzeit startbereit“.
    Der Winterabend war klar und ziemlich kalt. Newman fuhr erheblich schneller als zulässig, sobald sie die Autobahn erreicht hatten. Trotzdem wurde der Citroen mehrmals von anderen Wagen überholt, die mit aufgeblendeten Scheinwerfern an ihnen vorbeirasten.
    „Das kann doch nicht etwa die Polizei sein?“ überlegte Nancy laut, als die zweite Limousine vorbei zischte.
    „Wohl kaum. Der erste Wagen ist ein Saab gewesen, das dort vorn ist ein Volvo.“
    „Ich muß ständig an Jesse denken, Bob. Ich bin ratlos, weil ich nicht weiß, was wir in Bezug auf ihn unternehmen sollen“.
    „Nichts. Mir ist jetzt jedenfalls klar, von wem du deinen Eigensinn geerbt hast“.
    „Wir können nicht einfach untätig bleiben…“
    „Am besten überläßt du die Sache mir“, schlug er vor.
    „Wie meinst du das?“ fragte Nancy.
    „Keine Angst, mir fällt schon was ein!“
    Newman fuhr erst hinter Lausanne etwas langsamer. Einige Minuten später wurde die Ausfahrt
Rolle VD
angezeigt – Rolle im Kanton Vaud. Newman bog vom See auf die nach Norden führende Nebenstraße ab, die sofort steil anstieg. In der Ferne ragte der Jura wie eine erstarrte weiße Flutwelle auf. Dann hatten sie die Schneegrenze erreicht.
    Im Scheinwerferlicht glitzerte die schmale, kurvenreiche Bergstraße, als sei sie mit einer spiegelglatten Eisschicht überzogen. Die Straße stieg immer steiler an. Auf Warnschildern mit der Aufschrift
Risque de verglas
war ein schleuderndes Auto abgebildet. Glatteisgefahr! Nancy beobachtete Newman, der mit schmalen Lippen und zusammengekniffenen Augen am Steuer saß. Sie zündete sich eine Zigarette an und sah dabei unauffällig durchs Heckfenster.
    Auf dem im Moment ausnahmsweise geraden Straßenstück konnte sie erkennen, daß ihnen der schwarze Audi noch immer mit weitem Abstand folgte. Zuerst der Saab, dann der Volvo, nun der Audi. Nancy starrte wieder nach vorn. Die Kurven waren unglaublich eng und zahlreich. Newman mußte ständig lenken. Sie fuhren jetzt durch eine langgestreckte enge Senke, in der die Straße zwischen hohen Schneemauern verlief. Hinter diesen Wällen ragten schwarze Kiefern auf, deren Zweige von der auf ihnen liegenden Schneelast herabgedrückt wurden. Als Nancy die Heizung höherstellen wollte, sah sie, daß sie bereits mit größter Leistung arbeitete. Die Straße schlängelte sich weiter bergauf. Die Quarzuhr der Instrumententafel zeigte 19.20 Uhr. Nur noch acht Minuten! Das konnten sie unmöglich schaffen!
    Doch plötzlich lag die Steigung hinter ihnen. Nach einer besonders scheußlichen Kurve führte die Straße überraschend geradeaus. Sie fiel sogar etwas ab. In der Ferne erschienen Lichter. „Le Pont“, sagte Newman.
    Eine Ansammlung spitzgiebliger Häuser im Tal und am Hang.
    Hoher Schnee auf den Dächern. Holzbalkone im ersten Stock vor den Häusern. Kaum mehr als ein Weiler. Newman fuhr langsam an einem hellbeleuchteten Hotel vorbei. Hotel de la Truite.
    „Da, sieh dir das an!“
    Newman zeigte zum Hoteldach hinauf. An der Dachrinne hingen zahlreiche bis zu einem halben Meter lange Eiszapfen.
    Der Bahnhof von Le Pont war kaum mehr als eine ebenerdige Hütte, in deren Umgebung kein Mensch zu sehen war. Es war

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