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Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Zimmerreservierung selbst aufgegeben. Tweed, der von Natur aus verschlossen war, ließ sich diesmal noch weniger als sonst in die Karten bücken. Aber warum weihte er nicht einmal seinen eigenen Mitarbeiter in seine Reisepläne ein? Er verdächtigte doch nicht etwa auch Mason?
    „Weshalb günstig?“ erkundigte Mason sich.
    „Jedenfalls zentral“, antwortete Tweed kurz, ohne weiter darauf einzugehen. „Die Sache kommt allmählich in Gang“, fuhr er mit geistesabwesendem Blick fort. „Wir stellen die Schachfiguren auf, könnte man sagen. Eines wüßte ich allerdings nur allzugern. Wo steckt Manfred Seidler in diesem Augenblick?“
    Basel, 13. Februar 1984. -2°C.
    Seidler fühlte sich noch immer verfolgt. Er hatte das ganze Wochenende in Erika Stahels Apartment verbracht und wurde das Gefühl nicht los, die Wände rückten immer näher zusammen und wollten ihn erdrücken. Als er hörte, daß die Wohnungstür aufgesperrt wurde, griff er nach seiner 9-mm-Luger, von der Erika nichts wußte, weil er die Pistole vor ihr versteckt hatte.
    Als Erika mit ihrem Einkaufskorb voller Lebensmittel hereintrat, war die Luger unter einem Couchkissen verschwunden. Sie warf die Tür mit dem Fuß hinter sich zu und riskierte einen Blick auf die vielen Tageszeitungen auf dem Couchtisch. Erika war morgens in aller Frühe aus dem Haus gegangen, um sie für Seidler zu kaufen. Jetzt war sie aus dem Büro herbeigeeilt – sie hatte nur eine Stunde Mittagspause –, um für ihn zu kochen. „Steht irgend etwas in den Zeitungen?“ fragte Erika aus der winzigen Einbauküche.
    „Nichts. Noch nichts. Du brauchst wirklich nicht für mich zu kochen…“
    „Ach, das dauert doch nicht lange. Wir können uns beim Essen unterhalten.“
    Seidler betrachtete die Zeitungen. Die
Berner Rettung,
den Zürcher
Tages-Anzeiger,
das
Journal de Geneve
und die Basler Lokalpresse. Er hielt eine der Zeitungen hoch, so daß sein Aktenkoffer darunter zum Vorschein kam. Sein Entschluß stand fest.
    Seit frühester Jugend hatte Seidler alle möglichen kleinen und größeren Straftaten verübt, um zu Geld zu kommen. Er war bei einer Tante in Wien aufgewachsen – nachdem sein Vater an der Ostfront gefallen und seine Mutter von den einmarschierenden Russen ermordet worden war – und hatte danach ein unstetes Wanderleben geführt. Und jetzt, wo er Geld besaß, und sich am liebsten zur Ruhe gesetzt hätte, waren alle hinter ihm her, um ihn zu Tode zu hetzen.
    Er hatte Erika sehr, sehr gern, weil sie ein so
anständiges
Mädchen war. Seidler deckte den Tisch, hörte sich lächelnd an, was Erika vom Vormittag in der Bank erzählte, und kam erst beim Kaffee auf seinen Vorsatz zu sprechen.
    „Hör mir gut zu, Erika. Falls mir etwas zustoßen sollte, möchte ich, daß du das hier bekommst…“
    Seidler klappte den Aktenkoffer auf, so daß die Banknotenbündel – lauter Schweizer Franken – sichtbar wurden. Erikas Gesicht verriet nicht, was sie dachte, während sie aufstand. Sie zog zwei, drei Bündel heraus, las den Banderolenaufdruck und legte sie wieder hinein. Dann starrte sie ihn fassungslos an.
    „Manfred, das sind mindestens eine halbe Million Franken!“
    „Nicht ganz, aber beinahe. Ich möchte, daß du das Geld mit nimmst und in einem Schließfach deponierst – aber nicht bei deiner Bank. Am besten läßt du nachher ein Taxi kommen.
    Damit
darfst du nicht durch die Straßen gehen – nicht mal in Basel.“
    „Das kann ich nicht annehmen!“ Erika griff nach seiner Hand, und er merkte, daß ihr die Tränen kamen. „Geld interessiert mich nicht – nur du interessierst mich!“
    „Gut, dann bringst du’s eben für uns beide zur Bank. Aber unter
deinem
Namen, verstanden? Auf keinen Fall unter meinem Namen“, warnte er sie.
    „Manfred…“ Sie setzte sich auf seinen Schoß. „Vor wem hast du Angst? Hast du das Geld gestohlen?“
    „Nein!“ Er reagierte empört, um sie zu überzeugen. „Ich hab’ mir’s ehrlich verdient. Jetzt brauchen meine Auftraggeber mich nicht mehr. Unter Umständen halten sie mich für gefährlich, weil ich viel über sie weiß. Deshalb darf ich nicht mehr allzu lange bei dir bleiben…“
    „Du kannst bleiben, so lange du willst! Wer sind diese Leute?“
    „Vor allem ein Mann mit gewaltigem Einfluß. Ich traue ihm sogar zu, daß er die Polizei dazu bringt, nach seinen Anweisungen zu handeln.“
    „Unsere Schweizer Polizei?“ Erika schüttelte ungläubig den Kopf. „Du siehst müde und erschöpft aus, Manfred. Und den

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