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Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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des Bergues…“
    Foleys Mißtrauen Terminals gegenüber war noch berechtigter, als er ahnte, während er eilig die Halle durchquerte, ohne nach links oder rechts zu sehen, wer sich umsah, machte nur auf sich aufmerksam – verriet Nervosität. Deshalb hatte er aber auch die kleine, verhutzelte Gestalt nicht wahrgenommen, die mit einer unangezündeten Zigarette zwischen den Lippen an einem der geschlossenen Schalter lehnte.
    Julius Nagy richtete sich kurz auf, als er Foley erkannte, klappte ein Zündholzheftchen auf und tat so, als ob er sich Feuer gebe – obwohl er Nichtraucher war. Seine kleinen, vogelähnlichen Augen glitzerten befriedigt, während er dem Amerikaner nachstarrte, der die Halle durch eine der automatischen Türen verließ. Dann hastete Nagy zur nächsten Telefonzelle und zog die Tür hinter sich zu.
    Nagy, der 1956 aus Ungarn geflüchtet war, als die sowjetischen Truppen den Ungarnaufstand niedergeschlagen hatten, war 52 Jahre alt. Unter seinem tief in die Stirn gezogenen Trachtenhut drangen fettige schwarze Haarsträhnen hervor. Sein runzliges braunes Gesicht wurde von einer langen, schmalen Nase beherrscht.
    Er wählte eine Nummer, die er auswendig kannte. Für drei Dinge hatte Nagy ein phänomenales Gedächtnis: für Gesichter, die dazugehörigen Namen und Telefonnummern. Als die Vermittlung im Polizeipräsidium sich meldete, nannte er seinen Namen und bat, sofort mit Chefinspektor Tripet verbunden zu werden. Er versicherte, daß Tripet ihn kenne, und betonte, wie eilig er es habe.
    „Tripet“, meldete sich der Chefinspektor. „Was gibt’s? Wer sind Sie?“
    Die nüchterne, zurückhaltende Stimme sprach französisch. Nagy stellte sich vor, wie der Súrete-Mann in seinem Büro im ersten Stock des sechsstöckigen Gebäudes am Boulevard Carl-Vogt gegenüber der Stadtbücherei saß.
    „Hier ist Nagy. Hat man Ihnen das nicht gesagt?“
    „Vorname?“
    „Was soll der Unsinn? Julius. Julius Nagy. Ich habe eine Information für Sie, die hundert Franken wert ist.“
    „Vielleicht…“
    „Jemand ist soeben aus London kommend in Cointrin eingetroffen. Ich verlange hundert Franken – oder ich sage kein Wort mehr!“
    „Und wer ist dieser kostspielige Besucher?“ erkundigte Tripet sich gelangweilt.
    „Lee Foley, ein CIA-Agent…“
    „Hören Sie, Nagy, wir treffen uns am gewohnten Platz. In genau einer Stunde, verstanden? Um achtzehn Uhr. Ich muß mit Ihnen über diese Sache reden – und ich will Ihr Gesicht dabei sehen. Wenn Sie mich reinzulegen versuchen, haben Sie zum letzten mal Geld von mir bekommen.“
    Nagy hörte ein Klicken und merkte, daß Tripet aufgelegt hatte. Er schüttelte verwirrt den Kopf. Hatte er zuwenig verlangt? War diese Information etwa ein Vermögen wert?
    Andererseits hatte Tripets Stimme eher vorwurfsvoll geklungen. Nagy zuckte mit den Schultern, verließ die Telefonzelle, sah den Flughafenbus abfahrt bereit an der Haltestelle stehen und begann zu rennen.
    Tripet, der hagere, ernsthafte Enddreißiger im Haus Boulevard Carl-Vogt 24, der rasch Karriere gemacht hatte, hoffte, Nagy eingeschüchtert zu haben, und wählte eine Telefonnummer in Bern.
    „Geben Sie mir bitte Arthur Beck, den Assistenten des Chefs der Bundespolizei“, verlangte er, als die Telefonistin der Taubenhalde sich meldete. „Hier spricht Chefinspektor Tripet von der Súrete in Genf…“
    „Augenblick, ich verbinde!“
    Beck meldete sich nach dem zweiten Klingeln, als er die letzte Unterschrift in der Mappe geleistet hatte, die seine Sekretärin, eine 50jährige alleinstehende Frau, die an Tweeds Monica erinnerte, vorgelegt hatte. Er lehnte sich behaglich in seinem Sessel zurück, während er sich freundschaftlich erkundigte: „Na, wie sieht’s in Genf aus, Leon? Schneit’s dort etwa auch?“ „Nicht ganz, aber beinahe.
    Arthur, du wolltest benachrichtigt werden, sobald in meinem Bereich jemand aufkreuzt, der nicht ins übliche Schema paßt. Gehört dazu auch ein CIA-Agent namens Lee Foley?“
    „Allerdings!“ Beck faßte den Telefonhörer etwas fester und beugte sich vor, um nach Notizblock und Bleistift zu greifen. „Seit wann befindet er sich in Genf?“
    „Er dürfte mit der Swissair aus London angekommen sein.
    Ich habe vor wenigen Minuten eine Meldung vom Flughafen Cointrin bekommen…“
    „Eine Meldung von wem?“ Der Bleistift war schreibbereit.
    „Von einem V-Mann, der bei uns als der ‚Schnorrer‘ bekannt ist. Er wühlt und schnüffelt überall herum, um sich durch

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