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Fangschuss

Fangschuss

Titel: Fangschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sunil Mann
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seine Schläfe gut erholt zu haben. Wir bedankten uns eilig bei der Kellnerin und ahnten, dass wir ihr nichts mehr erklären mussten, sie würde schon richtig handeln. Wir rannten die Hintertreppe hinab und ums Haus herum, wo der Käfer stand. Durch das Fenster sahen wir Seeholzer und Winkler im Lokal auf die Kellnerin zumarschieren, die sie mit unschuldigem Blick und einer eifrig aufgeschlagenen Speisekarte empfing. Philipp setzte sich neben mich und ich startete den Wagen. Wir kurvten hinter den Mülltonnen hervor und steuerten auf die Einfahrt zu, die zur Hauptstraße führte, als sich uns plötzlich ein Mann in den Weg stellte. Er trug ein Gewehr und guckte grimmig.
    »Vater!«, flüsterte Philipp. Plötzlich ganz blass richtete er sich in seinem Sitz auf, stieß die Tür auf und sprang hinaus. Wortlos schritt er auf seinen Erzeuger zu und blickte ihm dabei fest in die Augen. Als Stadelmann erkannte, wer da auf ihn zukam, wich seine eben noch düstere Miene einem Gesichtsausdruck, der zwischen Erschütterung und Schuld pendelte. Seine Arme sanken herab und hingen kraftlos neben dem Körper, seine Haltung fiel in sich zusammen. Jetzt wirkte er wie ein hoffnungsloser Pinguin. Er schien tatsächlich nicht geahnt zu haben, dass er die ganze Zeit mitgeholfen hatte, seinen Sohn zu jagen. Ich konnte sein Entsetzen nur ahnen.
    Unverhohlene Verachtung im Blick, blieb Philipp dicht vor seinem Vater stehen. Regungslos verharrte er dort, dann senkte der Vater den Kopf, er wirkte plötzlich verhärmt und alt. Ohne ein Wort zu sagen, nahm ihm Philipp das Gewehr ab, legte es an und schoss einige Male auf den Offroader, der neben dem Restauranteingang parkiert war. Ein lautes Zischen erklang. Immerhin zwei Reifen hatte er getroffen, der Geländewagen sank auf der rechten Seite ein. Philipp drückte seinem Vater die Waffe wieder in die Hand und ging gelassen um meinen Wagen herum und setzte sich auf den Beifahrersitz. »Wir können.«
    Ich drückte aufs Gas. Als wir in die Straße einbogen, die hinunter ins Tal führte, hörten wir einen weiteren Schuss. Ich warf Philipp einen Blick zu. Er war heftig zusammengezuckt, jetzt biss er sich auf die Unterlippe. Die Nasenflügel vibrierten und seine Augen wurden feucht. Ich schluckte den Satz, den ich gerade hatte sagen wollen, hinunter, und als wir um das Gasthaus herumgefahren waren, blickte ich nochmals hinauf und sah im Schein der gusseisernen Laterne, die über dem Eingang hing, wie Winkler und Seeholzer gerade die Treppe heruntergestürzt kamen und sich über den Körper beugten, der dort am Boden lag.
     
    Das Blinken und Leuchten auf der Langstrasse schien mir plötzlich fremd und unwirklich. Ich kam mir vor, als wäre ich gerade aus einem Albtraum erwacht, nur um festzustellen, dass ich gar nicht geschlafen hatte. Ich fühlte mich todmüde, elend und unsäglich beschmutzt, äußerlich und innerlich. Und vor allem sehnte ich mich nach einem großen Glas Amrut.
    Es war kurz vor Mitternacht und wir standen vor der Longstreet Bar. Ungestüm fiel Ness immer wieder Philipp um den Hals, küsste ihn ab und stieß dabei kleine, spitze Schreie aus. Irgendwie rührte mich die Szene und machte mich auch ein klein wenig neidisch. Als sie endlich von ihm abließ, hatte sie Tränen in den Augen. Ob aus Wiedersehensfreude oder wegen seinen Körperausdünstungen, war nicht auszumachen. Philipp und ich lächelten uns erschöpft an und ich überlegte mir gerade eine elegante Überleitung, die unweigerlich zu meinem ausstehenden Honorar geführt hätte, als mein Handy klingelte.
    » Hai rabba, Betaji! Wo hast du bloß gesteckt?«
    »Erkläre ich dir morgen in aller Ruhe, Ma.«
    »Du nimmst meine Anrufe nicht entgegen!«
    »Ich erkläre es dir morgen, Ma.«
    »Hast du eine neue Freundin?«
    »Ma!«
    »Die alte Mutter erfährt es immer als Letzte.«
    »Es ist spät.«
    »Es ist etwas Schreckliches passiert.«
    »Was denn? Hat Manju ihre Linsen verloren und trägt jetzt wieder Brille?«
    » Buddhou! Vor ein paar Tagen kam ein junger Mann in den Laden und hat herumgewütet. Er hat ein paar Gestelle umgeschmissen und gebrüllt, beim nächsten Mal zünde er alles an.« Meine Mutter schluchzte unvermittelt auf.
    »Wie sah er aus?«
    »Wie sah er aus, wie sah er aus! Hai rabba! Er hat mich bedroht, Beta! «
    »Es ist wichtig, Ma!«
    »Blonde Haare vorne, viel Gel, viele Pickel, schlechte Zähne. Er sprach wie einer vom Balkan, Jugo, weißt du.«
    Ramiz. So eine Aktion war genau sein Stil. Ich hätte damit

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