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Fangschuss

Fangschuss

Titel: Fangschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sunil Mann
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Winkler schon von Weitem habe heranfahren hören.«
    Jetzt begriff ich, wieso die beiden derart aufgeregt ums Gebäude gerannt waren, kurz nachdem sie gestern angekommen waren. Sie mussten bemerkt haben, dass jemand in der Hütte gewesen war. Philipp zündete sich eine weitere Zigarette an und holte dann tief Luft.
    »Der Wächter und seine Kollegen patrouillierten die ganze Woche durch die Gegend, immer wieder tauchten sie unverhofft auf, immer schwer bewaffnet, ich musste echt aufpassen. Und jedes Mal kamen sie in die Hütte und machten einen Rundgang. So richtig gesucht haben die allerdings nicht nach mir, sonst hätten sie mich bestimmt entdeckt. Offensichtlich war es denen nicht so wichtig. Nicht so wichtig zumindest wie es Winkler und Seeholzer war.«
    Und für die war die Angelegenheit plötzlich derart dringend, weil ich so hartnäckig nach Philipp gesucht hatte, dachte ich bei mir, sagte aber nichts. Das war das Konzept: Junge Männer, die sich illegal im Land aufhielten und die keiner offiziell als vermisst melden würde und nach denen sich auch keiner getrauen würde zu suchen, wurden als Jagdwild für ein Handvoll treue Bankkunden, die allesamt dem Geheimbund der Diana angehörten, in die Berge verfrachtet. Stadelmann organisierte alles und Winkler rekrutierte die Opfer. Er ließ sie zuerst eine Zeit lang mit Hasch dealen, bis er ihre familiären Verhältnisse genau kannte, dann schickte er die Auserwählten unter größter Geheimhaltung − die anderen durften davon unter keinen Umständen etwas mitbekommen – nach St. Moritz. Immer mit einem außerordentlich lukrativen Auftrag, damit die Vorsichtsmaßnahmen und die Verschwiegenheit glaubwürdig wirkten. Und besiegelte damit deren Todesurteil. Alles lief natürlich sehr diskret ab, nur wenige und nur absolut zuverlässige Leute waren eingeweiht. Dann tauchte Philipp auf, den Winkler gerne losgeworden wäre, weil er irgendwie zu viel erfahren und gedroht hatte, die ganze Sache auffliegen zu lassen. Und überlebt erst die Jagd und dann noch eine ganze Woche in der Wildnis. Und zu guter Letzt wird er auch noch von einem Privatdetektiv gesucht. Das Ganze musste für Seeholzer sehr ärgerlich gewesen sein. Ich hatte ihn selbst erlebt, als er Stadelmann wütend anwies, sich unverzüglich um die ›Angelegenheit‹ zu kümmern.
    »Was geschah mit den Leichen?«
    »Wurden wahrscheinlich irgendwo vergraben. Die Wächter haben sich darum gekümmert.«
    »Und du hattest keine Chance abzuhauen?«
    Philipp lachte trocken. »Nein, Mann. Wie gesagt: Das Unwetter machte das Gelände weitgehend unpassierbar, zudem wäre ich kaum an den Wächtern vorbeigekommen. Ich war gezwungen abzuwarten, bis das Wetter besser wurde. Vielleicht hätte ich es dann geschafft zu fliehen. Doch dann tauchten plötzlich Winkler und mein Vater wieder auf.«
    Mit einem Mal war ich unvorstellbar müde, schon die Vorstellung, bis nach Zürich fahren zu müssen, weckte in mir die Lust nach unvernünftigen Mengen Amrut. Aber kein Zürich, kein indischer Whisky. Ich seufzte und blickte aus dem Fenster. Die Dämmerung war diesem farblosen Licht gewichen, das die nahende Dunkelheit ankündigt, doch der schwarze Offroader, der mit beunruhigender Langsamkeit die Straße heruntergefahren kam, war trotzdem deutlich zu erkennen.
    »Runter!«, schrie ich Philipp zu, im mittlerweile hell erleuchteten Fensterrahmen mussten wir weitherum erkennbar sein. Wir warfen uns zu Boden, lauschten angespannt und atmeten erst auf, als der Offroader mit einem leisen Rauschen vorbeigefahren war.
    »Zahlen, bitte.«
    Die Bedienung musterte uns etwas befremdet, als wir uns wieder aufrichteten, um uns ordentlich auf die Stühle zu setzen, doch sie eilte rasch mit einem schwarzen Portemonnaie, das sie sich unter den Arm klemmte, an unseren Tisch. Ich beglich die Rechnung und wollte gerade aufstehen, als Philipp mit stumm aufgerissenem Mund hinaus deutete. Ich folgte seinem erschrockenen Blick. Der Offroader raste rückwärts die Straße herauf, bremste vor der Auffahrt zum Gasthof scharf und schoss dann direkt auf das Lokal zu.
    »Hinterausgang?«
    Die Bedienung begriff rasch. Das war der Vorteil, wenn man aus dem Kosovo kam. Sie bugsierte uns durch die Küche zu einer Tür auf der rückwärtigen Seite des Gebäudes, während wir vom Restaurant her rasch die Treppe herauftrampelnde Schritte hörten. Dann wurde die Eingangstür aufgerissen.
    »Hallo! Ist da jemand?« Eindeutig Winklers Stimme. Er schien sich vom Schlag gegen

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