Fangschuss
rechnen müssen, nachdem ich ihn vor seinen Kumpels mit den Pornos und dem Dildo derart lächerlich gemacht hatte. Ich musste ihn stoppen. Bescheuert, wie der Typ war, war es ihm tatsächlich zuzutrauen, dass er das Geschäft meiner Mutter abfackelte.
Ich klappte das Handy zu und räusperte mich. Ness und Philipp hoben die Köpfe, sie wirkten merkwürdig verträumt, als hätte ich sie soeben aufgeweckt.
»Ich würde gerne über meine Bezahlung sprechen.«
»Oh, sicher. Sobald wir das Koks verkauft haben. In Zürich geht das schnell. Morgen hast du dein Geld.«
»Ich hätte da einen anderen Vorschlag.«
Sonntag
Ich teilte es Frau von Salis-Stadelmann am nächsten Vormittag per Telefon mit. Sie nahm die Meldung von den verschwiegenen Ausflügen und dem Selbstmord ihres Mannes mit seltsamer Erleichterung auf. Auf meine Frage hin antwortete sie nur, dass sie am frühen Morgen einen Anruf von Doktor Seeholzer erhalten hätte, dieser hätte von einem tragischen Jagdunfall und einem unersetzbaren Verlust für die Bank gesprochen. Sie hätte ihm kein Wort geglaubt. Dank meiner Ermittlungen würde sie jetzt wenigstens die Wahrheit kennen. Des Weiteren wünsche sie, dass ich Seeholzer zur Rechenschaft ziehe, das schulde sie ihrem Mann. Wie sie den Direktor kenne, werde er alles vertuschen und versuchen, ungeschoren davonzukommen. So sei das im Bankenmetier. Ich versprach, mein Möglichstes zu tun. Im Gegenzug fragte sie nach meiner Kontonummer und deutete die Summe an, die sie zu überweisen gedachte, was mich dann doch etwas erschreckte. Ja, meinte sie, das sei es ihr wert. Ich verbat mir weitere Einwände und bedankte mich artig.
»Beweise! Ich brauche Beweise!« Ungehalten schrie José ins Telefon.
»Da hast du eine veritable Knüllerstory, die mich tagelang auf die Titelseite brächte, aber alles, womit du diesen Skandal untermauern kannst, sind ein paar verwackelte Handyfotos, auf denen mit Müh und Not ein Bankdirektor mit zerzauster Frisur und zwei rennende Hündchen zu erkennen sind! Hombre! So ein Motiv finde ich jeden Sonntag am Üetliberg!«
Ich wusste nicht, was ich erwidern sollte, vor allem da er zugegebenermaßen recht hatte. Mit diesem Beweismaterial würden wir Seeholzer nie drankriegen. Ich überlegte angestrengt, doch auf die Schnelle fiel mir keine Lösung ein. Und dass es eilte, war mir klar. Winkler würde nicht aufgeben, genauso wenig wie Seeholzer. Solange es mir nicht gelang, beide aus dem Verkehr zu ziehen, war ich in Gefahr. Und nicht nur ich. Auch Philipp war nicht sicher.
Ich verabschiedete mich kleinlaut von José, der missmutig grunzte, und begab mich in die Hohlstrasse. Ich hatte trotz dieser schmerzlichen Niederlage immer noch genügend Dinge zu erledigen. Ramiz’ grüner BMW stand vor dem Haus. Was einmal geklappt hatte, würde auch ein zweites Mal hinhauen. Das Knacken von Autotüren war mir beinahe schon zur Routine geworden.
Danach bog ich um die Ecke und tätigte aus einer der Telefonzellen vor der Post am Helvetiaplatz zwei Anrufe.
Ich hatte gerade meinen Beobachtungsposten am Wurststand bezogen und mich hinter der blauen Plastiktrennwand versteckt, als Winkler aus dem Haus stürzte, gefolgt von Ramiz und zwei weiteren Albanern. Winkler trug eine Umhängetasche, die den Ausbeulungen nach zu urteilen prall gefüllt war. Soweit ging mein riskanter Plan auf. Ohne sich umzusehen, stiegen sie in Ramiz’ Wagen, Ramiz auf den Fahrersitz, Winkler daneben. Nervös blickte ich immer wieder auf die Uhr. Wo blieben die bloß, wenn man sie wirklich einmal brauchte? Sie hatten es ja nicht weit, der Posten befand sich ganz in der Nähe an der Militärstrasse. Eigentlich hätten sie schon längst da sein müssen.
Ramiz kurvte gerade aus der Parklücke, als plötzlich ein Polizeiwagen mit Blaulicht von der Ankerstrasse her einbog und ihm den Weg versperrte. Sofort legte er den Rückwärtsgang ein, mit einem gehässigen Knurren wich die Karre zurück und stellte sich quer. Bremsen quietschten, Reifen qualmten und der widerliche Geruch verbrannten Gummis machte sich breit. Ramiz versuchte offenbar zu wenden, doch die Straße war beidseitig zugeparkt und für dieses Manöver zu eng. Die Fahrertür wurde aufgerissen und Ramiz machte einen halbherzigen Fluchtversuch, doch da standen die Polizisten schon mit gezückten Waffen vor dem Auto.
Ich leerte mein Bier in einem Zug. Wenigstens das hatte ich gut hingekriegt. Die Polizisten würden gleich hundertfünfzig Gramm Kokain im Handschuhfach
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