Fanny Hill
Anfang an so vernünftig gedacht und mich damit begnügt, das Mädchen wegzuschicken, so wäre es für mich besser gewesen; so aber bildete ich mir ein, beleidigt zu sein, und glaubte, Herr H*** käme viel zu billig weg, wenn ich meine Rache nicht noch weiter triebe und ihn nicht mit gleicher Münze bezahlte.
Ich verschob denn auch diese würdige Tat gerechter Ausgleichung auf nicht lange, und es passte mir dazu sehr, dass Herr H*** — etwa vierzehn Tage war es her — den Sohn eines seiner Pächter zu sich in Dienst genommen hatte, der eben erst vom Lande gekommen und ein hübscher Junge war kaum neunzehn Jahre, blühend wie eine Rose und von schöner Figur, kurz ein Mensch, in den sich eine Frau auch ohne meine Rachegedanken verlieben konnte, das heißt einer Frau ohne Vorurteile, die aber Verstand, und Geist genug hat, das Vergnügen dem Stolz vorzuziehen.
Herr H*** hatte ihn in eine hübsche Livree gesteckt, und seine vornehmste Beschäftigung war, Briefe und Bestellungen zwischen seinem Herrn und mir zu besorgen. Die Situation einer ausgehaltenen Frau ist nicht geeignet, selbst dem gesellschaftlich niedrigsten Menschen Respekt einzuflössen, und so bemerkte ich bald, wie dieser Bursche, der von meinem Verhältnisse zu seinem Herrn durch andere Bediente unterrichtet war, anfing, mir Augen zu machen, auf die blödeste naivste Art natürlich, die aber von uns Frauen angenehmer, rascher und lieber aufgefasst wird als jede andere Erklärung. Ich schien ihm zu gefallen, und er wusste in seiner Bescheidenheit und Unschuld nicht, dass die Freude, die er empfand, wenn er mich sah, Begierde und Liebe war; aber seine verliebten Augen sagten mehr als er sich auch nur zu denken erlaubte.
Bis jetzt hatte ich auch nur die Artigkeit des Burschen bemerkt, nichts weiter, und mein Stolz schützte mich vor jedem anderen Gedanken, hätte nicht Herr H*** selber mir das böse Beispiel gegeben. Von da ab fing ich an, den Jungen als das Werkzeug für meine Rache an Herrn H*** anzusehen. Aber es wäre besser gewesen, ich wäre als seine Gläubigerin gestorben.
Um den Weg zu meinem Ziel zu ebnen, richtete ich es mehrmals so ein, dass der junge Bursche zu mir ans Bett geschickt wurde oder an den Toilettentisch, vor dem ich mich anzog. Ich entblößte da manchmal wie zufällig meinen Busen stärker als nötig war, ein nächstes Mal ein hübsches Bein, wenn das Knieband gerutscht war, und ich mir nichts daraus machte, es wieder zu binden, um auf den Jungen damit den Eindruck zu machen, den ich für meine Absicht nötig hielt, — und den Eindruck merkte ich an dem Funkeln seiner Augen und dem Glühen seiner Wangen; auch einen leichten Händedruck bekam er, wenn ich ihm einen Brief abnahm, und dies und mehr tat seine prompte Wirkung.
Als er endlich im vollen Feuer war, ermunterte ich ihn noch durch Fragen, wie: ob er eine Geliebte hätte, — ob sie hübscher wäre als ich — ob er eine lieben könnte, die so aussehe wie ich, und so ähnliches. Er antwortete darauf errötend als die unberührte Unschuld und Einfalt vom Lande.
Als ich ihn für meinen lobenswerten Zweck gereift dachte, richtete ich es eines Tages so ein, dass er zu einer ganz bestimmten Zeit kam. Ich hatte alles wohl angeordnet. Er klopfte an die Tür zum Speisezimmer, ich ließ ihn eintreten und hinter sich die Türe verriegeln was er auch tat. Ich lag der Länge nach auf derselben Couchette ausgestreckt, die Herr H*** für seine Schäferszene benützt hatte, in einem Negligee, das mit nachlässigem Raffinement in einer höchst reizvollen Unordnung war ; ich hatte kein Schnürleibchen und nichts sonst Lästiges an. Der Junge blieb in der Nähe der Türe stehen, so dass ich mir ihn gut ansehen konnte: sein schwarzes Haar spielte in natürlichen Locken um sein frisches, blühendes Gesicht und war hinten in einen artigen Zopf gebunden; die ledernen Beinkleider schlossen fest an die kräftigen wohlgeformten Schenkel, die Waden steckten in weißen Strümpfen, und die hübsche saubere Livree brachte die Schönheiten seines Körpers vortrefflich zur Geltung.
Ich befahl ihm, näher zu kommen und mir den Brief zu geben, und ließ ein Buch fallen, das ich in den Händen hatte. Er wurde rot, kam heran und gab mir den Brief, während seine Augen nach meinem Busen schielten, der durch mein Negligee mehr enthüllt als verdeckt war.
Ich lächelte ihn an, und indem ich ihm den Brief abnahm, zog ich ihn an seinem Ärmel sanft zu mir nieder; er wurde noch röter und zitterte. Seine
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