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Fanny Hill

Fanny Hill

Titel: Fanny Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Cleland
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ein Geräusch, das meine Neugierde reizte. Leise ging ich zur Türe, an der ein kleinen Ast aus dem Holz geglitten war, was mir es sehr bequem machte, die Szene zu beobachten, die hier gespielt wurde: da die Spieler sehr beschäftigt waren, so hatten sie mich nicht kommen und eintreten hören.
    Das erste was ich sah, war Herr H***, der die derbe Bauerndirne nach einer Couchette hinzerrte, die in einer Zimmerecke stand; das Mädchen sträubte sich sehr bäurisch und schrie dabei so laut, dass ich es an der Türe hören konnte: »Ich bitte Sie, Herr, tun Sie’s nicht… . lassen Sie mich gehen… .
    Sie können sich vor einem armen Mädchen nicht so erniedrigen… . meine Gnädige kann nach Hause kommen… . ich darf wahrlich nicht… . wenn Sie nicht aufhören, schrei ich… .«
    Alles das hinderte ihn nicht, sie an die Couchette hinzuschleppen und sie darauf grob mit einem leichten Stoss hinzuwerfen. Und da nun mein Gentleman schon die Hand an den Hauptsitz ihrer Tugend gebracht hatte, so dachte sie wohl, es hätte jetzt keinen Zweck mehr sich zu wehren, weil es doch umsonst sei. Er warf ihr die Röcke über das glühende Gesicht, und sah ein paar feste, kräftige Schenkel, die ziemlich weiß waren, und fand, nachdem er mit seinem Speer etwas manövriert hatte, einen weit weniger schwierigen Eingang als er dachte. Die Person hatte, wie ich nebenbei bemerke, eines Kindes wegen ihre Stelle auf dem Lande verlassen. Alle Bewegungen des Herrn H*** deuteten darauf hin, dass er sich ganz bequem logiert fühlte. Nachdem es vorbei war, stand das Liebchen auf, schüttelte die Röcke herunter und brachte Schürze und Halstuch in Ordnung. Herr H*** sah etwas einfältig aus, gab ihr Geld und sagte mit einem ziemlich gleichgültigen Gesicht, sie solle ein gescheites Mädchen sein und nichts sagen.
    Hätte ich den Mann geliebt, so hätte ich dieser Szene nicht so geduldig bis zu Ende zugesehen. Aber ich liebte ihn nicht, und nur mein Stolz war beleidigt, nicht mein Herz; ich konnte ihm zusehen, wie weit er es treiben würde, bis ich über nichts mehr im Ungewissen war.
    Nachdem dieser weniger delikate Teil der Geschichte vorbei war, ging ich leise in mein Kabinett und dachte darüber nach, was jetzt tun; zuerst wollte ich hineinstürzen und den beiden Vorwürfe machen; bei einigem Nachdenken aber fing ich doch an, die guten Folgen davon, die mir auch gar nicht deutlich waren, zu bezweifeln, und fragte mich, ob es nicht besser wäre, meine Entdeckung bis auf eine gelegene Zeit zu verbergen; denn wenn Herr H*** mir wirklich das lebenslängliche Gehalt zuschreiben wollte, wie er es mir bereits gesagt hatte, befürchtete ich, er würde das ganze auf eine heftige Auseinandersetzung hin rückgängig machen. Dann schien mir die Sache doch wieder gar zu grob und gemein, als dass ich nicht auf Rache hätte denken sollen. Der Gedanke daran gab mir schon Ruhe, und der verworrene Plan, den ich davon im Kopfe hatte, machte mich so vergnügt, dass ich fürchtete, ich würde die Unwissende gar nicht spielen können, wie ich mir das vorgenommen hatte.
    Als ich mit all diesen Überlegungen zum Schluss gekommen war, stahl ich mich auf den Zehenspitzen an die Ausgangstür, schlug sie geräuschvoll, als wäre ich gerade erst nach Hause gekommen zu und öffnete nach einer kleinen Weile, in welcher ich ablegen konnte, die Tür zum Speisezimmer, wo ich die Dirne ganz in Hitze fand, und meinen treuen Schäfer, der im Zimmer auf und ab ging, kalt und gleichgültig, als ob nichts geschehen wäre. Er konnte sich kaum rühmen, mich in der Verstellung zu übertreffen, denn ich ging mit demselben offenen Gesicht auf ihn zu, mit dem ich ihn stets empfangen hatte. Er blieb nur noch eine kurze Weile, entschuldigte sich, dass er den Abend nicht bleiben könne, und ging.
    Das Mädchen verlor natürlich den Dienst; nach kaum achtundvierzig Stunden jagte ich sie wegen ihres unverschämten Benehmens davon. Und sie war auch wirklich wegen der Sache zwischen ihr und Herrn H*** unverschämt gegen mich. Ich nahm ihr schlechtes Benehmen als Vorwand, so dass Herr H*** es nicht missbilligen konnte und keinen Verdacht wegen der wahren Gründe hatte. Was aus dem Mädchen wurde, weiß ich nicht; sicher aber ist, dass der freigebige Herr H*** sie entschädigte, obgleich ich schwören könnte, dass er seit der Zeit keinen Umgang mehr mit ihr gehabt hatte, und dass das bloß eine Laune gewesen war, auf die ihn der Anblick einer gesunden, derben Bauerndirne brachte.
    Hätte ich von

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