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Fanny Hill

Fanny Hill

Titel: Fanny Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Cleland
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Lebensgeister stürzten sich wie mechanisch nach diesem Mittelpunkt des Reizes, und ich verlor alle Zurückhaltung, überließ mich ganz dem Sturz der Bewegungen. Freudenschreie entbrachen meiner Brust und Seufzen und Stöhnen, denn ich war jetzt nichts als Weib und konnte meiner wahren Liebe keine Treue halten.
    Und doch! Was war für ein unendlicher Unterschied zwischen den Gefühlen dieser ganz sinnlichen Liebe, die nur aus dem Zusammensein der Geschlechter kam, und jener süßen Wut, jenem Sturm tätiger Lust, die der Genuss jener Liebe kennt, in der zwei Herzen, die zärtlich miteinander vereinigt sind, sich noch enger verbinden, um ihre Freude noch zu erhöhen und ihr ein Leben zu geben, das kein Ende hat, da sie nicht an der Sättigung der bloßen Begierde stirbt!
    Herr H***, den solche Unterscheidungen nicht störten, gab sich zwischen jedem neuen Angriff kaum Zeit zum Atemholen; es lag ihm wohl daran zu zeigen, dass seine Stärke nicht bloss ein Aushängeschild, sondern eine Tatsache sei, und so war er in wenigen Minuten wieder zu einem neuen Angriff bereit, den wieder ein Sturm von Küssen einleitete. Und so hielt er mich in unverminderter Hitze umarmt und immer aufs neue umarmt bis zum Morgenanbruch und ließ mich die ganze Zeit die Stärke seines Schwanzes, die Breite seiner Schultern und die Strammheit seiner Muskeln fühlen — eine Männlichkeit, die eine Vorstellung von jener unserer alten, stattlichen Barone und Ritter gab, da sie noch die Streitaxt führten, und deren Nachkommen jetzt so ganz verzärtelt, verfeinert und verwässert sind, die so blass sind und so artig und so männlich wie — ihre Schwestern.
    Herr H*** war mit sich zufrieden, als der Tag über seinem Triumph anbrach, und so überließ er mich dem erquickenden Schlaf, den er so nötig hatte wie ich …
    Er war etwas früher aufgewacht als ich, aber er störte mich nicht in meinem Schlaf, erst als ich so nach zehn Uhr erwachte, musste ich wieder Proben seiner Mannheit hinnehmen.
    Um elf Uhr erschien Frau Jones, mit zwei Schalen kräftigster Bouillon, die sie vortrefflich zu bereiten verstand. Ich übergehe die widerlichen Komplimente und Scherze dieser ehrbaren Kupplerin, mit denen sie uns einen guten Morgen wünschte. Wenn mir auch bei ihrem Anblick das Blut in Wallung kam, so beherrschte ich mich doch und dachte nichts sonst, als was die Folgen dieser neuen Verbindung sein würden.
    Herr H*** merkte meine unruhigen Gedanken, aber er überließ mich ihnen nicht lange und sagte, dass er eine aufrichtige Zuneigung zu mir gefasst hätte und mir einen großen Beweis dafür damit geben wolle, dass er mich aus dem Hause wegtue, das mir aus vielen Gründen verhasst sein müsse; er wolle mich in eine bessere Wohnung bringen, wo er alle Sorge für mich übernehmen würde; und bat mich noch, gegen meine Wirtin nicht ungebärdig zu sein und ihr nichts zu sagen, bis er zurückkomme. Hierauf zog er sich an und ging; erst gab er mir aber noch einen Beutel mit zweiundzwanzig Guineen, bis auf weiteres; — »es ist alles, was ich bei mir habe«.
    Sobald er draußen war, fühlte ich die gewöhnlichen Folgen dieses ersten Schrittes auf dem Wege des Lasters, denn die Liebesverbindung mit meinem Charlie war mir nie als ein Laster erschienen. Ich war ganz plötzlich vom Strom mitgerissen worden und war ohne Kraft, wieder zum Ufer zurück zu kehren. Meine Armut, das Gefühl der Dankbarkeit, und um die ganze Wahrheit zu gestehen, die Zerstreuung und das Vergnügen, das ich in dieser neuen Bekanntschaft fand — alles das betäubte meine ernsten Gedanken. Wenn ich jetzt an meinen ersten, einzigen Geliebten zurück dachte, so war es immer noch mit der Zärtlichkeit und der Sehnsucht innigster Liebe, nur von dem Bewusstsein verbittert, dass ich seiner nicht wert sei. Ich hätte mit ihm in die Welt ziehen und mein Brot erbetteln können — aber jetzt war ich eine Elende, eine Verlorene!
    Wäre mein Herz frei gewesen, so wäre es vielleicht Herrn H*** zugefallen. Aber so gehörte es schon einem andern und Herrn H*** blieb nur mein Körper, dessen Reize übrigens der einzige Gegenstand seiner Liebe waren. Und weil das so war, blieb für die Zukunft nicht genug übrig, das zu einer sublimeren und dauerhaften Liebe hätte führen können. — H*** kam erst um sechs Uhr Abends wieder, um mich in meine neue Wohnung abzuholen; meine Sachen waren bald gepackt und in einen Wagen gebracht; der Abschied von meiner Wirtin machte mir wenig Schmerzen und auch sie selbst

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