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Fantastisches Grün (German Edition)

Fantastisches Grün (German Edition)

Titel: Fantastisches Grün (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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nachhelfen – auch wenn das Ergebnis ohne Wasser natürlich unbefriedigend war. Zum Glück aber musste ich mich kein zweites Mal übergeben. Mittlerweile war die Sonne schon so schwach, dass mir das Sehen keine Probleme mehr machte. Ich musste nicht einmal mehr blinzeln. Wackelig stand ich auf den Beinen und stützte mich immer wieder auf den dicken Stämmen der Hainbuchen ab. Dennoch wurde die Panik zunehmend größer. Rundherum befand sich nichts als dichter Wald und es war auch nichts anderes zu hören als mein keuchender Atem und die Geräusche des Waldes. Von einem Weg hinter der nächsten Baumgruppe konnte also nicht die Rede sein. Das hier war die pure Wildnis. Wenn ich also nicht bald einen Weg durch das Dickicht fand, musste ich hier wohl oder übel sogar eine Nacht verbringen. Tasche hatte ich keine dabei und außer dem Gewand auf meinem Leib auch sonst nichts bei mir.
                  Also ging ich einfach los, ohne Ziel und ohne Plan ... und im absoluten Schneckentempo, denn meine Beine trugen mich nur mit größter Mühe. Außerdem versuchte ich beim Gehen möglichst rund abzufedern, um meinem Kopf gröbere Erschütterungen zu ersparen. Aber ich musste mich bewegen, weiterkommen.
                  „Bis auf die Knochen kahlgefressen“, ätzte ich leise vor mich hin und pustete beleidigt eine Stirnfranse aus meinem Gesicht. Liegenbleiben war schon alleine wegen der verrückten Stimme in meinem Kopf keine Option. Na, wenigstens hatte ich Tennisschuhe an! Und immerhin ging ich der Sonne entgegen. Westen war schon immer meine Lieblingshimmelsrichtung gewesen. War sie das wirklich? Wieder diese dämliche Stimme und ein seltsam bedrückendes Gefühl, als hätte ich sowieso alles vergessen, was zählte. Oder, als wär ich gerade erst geboren worden und wüsste nichts vom Leben. Ein Beginn auf einer kleinen Lichtung mitten im Wald und ein mögliches, rasches Ende, wenn ich mich weiter dumm anstellte und nicht bald hier herausfinden würde. Schnell lenkte ich meine Aufmerksamkeit auf meine vorsichtigen Schritte. Step by step, sagte ich mir vor und schürte meine Hoffnung, irgendwann einen Weg oder eine Straße zu finden.
     
    Doch dem war nicht so. Gut, ich kam nicht gerade schnell voran, ächzte und schnaubte wie ein altes Walross, aber dass es hier so gar keine Anzeichen von Zivilisation gab, verwunderte mich doch sehr. Allmählich wurde es dämmrig und meine Angst immer größer. Ich hatte nichts dabei – absolut gar nichts. Mein Durst war inzwischen unerträglich und mein Magen meldete sich auch bereits rebellisch. Außerdem war ich hundemüde und hatte immer noch einen ziemlichen Brummschädel von meinem Sturz. Am Kopf hatte ich eine ordentliche Beule ertastet, aber sonst konnte ich keine groben Verletzungen an mir feststellen. Vermutlich war ich mit einer leichten Gehirnerschütterung davongekommen, denn sonst hätte ich die Strecke bis hierher wohl kaum geschafft.
                  Mit einem Mal drang leises Plätschern durch eine dichte Wand aus Unterholzgestrüpp und stoppte zuerst meine Gedanken, dann meine Schritte. Keuchend lehnte ich mich an einem Baumstamm und lauschte angestrengt, ob ich mich auch nicht getäuscht hatte. Das Rauschen in meinen Ohren oder schlicht der Wind in den Blättern konnte einem schon mal einen Streich spielen. Doch nein – der Wind war zu schwach und meine Ohren frei. Das Plätschern aber blieb und es klang allerliebst und eindeutig nach Wasser. WASSER! Meine Gedanken überschlugen sich förmlich, mein Mund öffnete sich und ich schluckte wie blöd im Trockenen, weil ich mir das kühle Nass schon so bildlich vorstellen konnte. Die Wasserquelle musste genau vor mir liegen.
                  Ich fasste neuen Mut, denn auch wenn ich heute nicht mehr aus diesem Wald herauskommen sollte, so würde ich wenigstens nicht verdursten. Mit etwas mehr Energie kämpfte ich mich weiter durch das Unterholz. Stellenweise war es wie eine Dornenhecke, doch ich war nicht länger zu bremsen, riss und zerrte, hieb und trat, bis ich mir einen Weg durch diesen vermaledeiten Dschungel gebahnt hatte. Ich zerrte gerade noch an einem Ast und putze Reste einer Pflanze von meinem Shirt, als ich den Bach entdeckte. Er war sogar recht groß und hatte das klarste Wasser, das ich je gesehen hatte. Idyllisch schlängelte er sich durch den grünen Wald, plätscherte und gluckste. Meine Situation war alles andere als zum Lachen, aber bei dem herrlichen Anblick und

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