Fantastisches Grün (German Edition)
Sache gewesen, doch ich war nicht ganz fit und ein einmaliges Straucheln hätte einen Fall von mehreren Metern heraufbeschworen. Stirnrunzelnd nahm ich auf dem Boden Platz und rastete mich erst einmal aus. Den Weg hier hinunter musste ich mir wahrlich gut überlegen, aber dass ich dem Bach weiter folgen musste, war klar. Mit ihm würde ich sicher irgendwann zurück zur Zivilisation kommen.
So saß ich also ein paar Minuten einfach nur herum, spielte mit den Blättern und streichelte das Moos, das sich extrem weich anfühlte und manchmal den Eindruck machte, als würde es sich extra an meine Handfläche schmiegen. Selbst der Farn vor mir schien sich mehr und mehr in meine Richtung zu wiegen und der Untergrund meinem Popo anzupassen. Wie ein natürliches Sitzkissen. Als ich gerade ein kleines extrem grünes Blatt durch meine Finger gleiten ließ, hörte ich plötzlich ein untypisches Geräusch. Nicht, dass ich in der kurzen Zeit schon ein Waldprofi geworden wäre, aber zur üblichen Waldmusik gehörte es nicht und es entpuppte sich ja auch recht rasch als leises Stimmengewirr. Ich horchte auf und duckte mich zugleich mehr ins Gebüsch. Keine Ahnung warum ich nicht gleich laut wurde und um Hilfe rief. Eigentlich verhielt ich mich total falsch ... oder eben instinktiv richtig, denn ich hatte ein komisches Gefühl. Ein sehr komisches, beklemmendes Gefühl. Die Menschen waren offenbar mit Pferden unterwegs, denn ich hörte immer wieder eines der Tiere schnauben. Als die Stimmen lauter wurden, bemerkte ich nur, dass die Sprache unverständlich blieb. Es waren raue, grollende Töne, die für mich nicht zuordenbar waren. Dazu wurde mein Gefühl unangenehmer, je näher die Stimmen kamen. Instinktiv veränderte ich meine Position, krabbelte ein paar Meter vom Wasser fort und versteckte mich hinter einem Felsen. Der Hang war auch hier abfallend und so konnte ich recht unauffällig auf den Weg unter mir sehen.
Es waren drei große Männer auf drei klobigen Pferden. Sie trugen ungewöhnliches Gewand, wirkten seltsam fremd in diesem Wald und sahen verdammt gefährlich aus. Zwei davon hatten Bärte, die bis zum Bauch langten. Der dritte und jüngste von ihnen hatte gerade mal einen Flaum im Gesicht, aber das machte sein Gesicht nicht schöner. Ihr Gewand sah zerlumpt aus und wie aus einem Film früherer Zeiten. Dazu hatten sie bedrohlich große Doppeläxte auf ihrem Rücken, die gut dreißig Zentimeter über ihre Schultern hinausragten. Wie Attrappen sahen sie auf die Entfernung nicht aus. Hätten die Männer auch noch Helme mit Hörnern getragen, wäre ich davon ausgegangen, dass hier ein Wickingerfilm gedreht wurde. So aber hatte ich keine Ahnung was hier gespielt wurde. Kameras konnte ich auch keine sehen. Dazu war die Sprache immer noch unverständlich, derb und rollend. Alleine die Stimmlage und die Art wie sie die Worte wechselten, ließ sie extrem furchteinflößend wirken.
Filmcrew hin oder her, die drei waren mir nicht geheuer. Einen Teufel wirst du tun und hier um Hilfe bitten, murmelte mein bescheuertes zweites Ich und einen kurzen Moment war ich versucht es dieser Stimme heimzuzahlen und mich extra auffällig auf die Leute da unten zu stürzen und um Hilfe zu bitten. Aber ich hatte Angst, so kindisch das in dem Moment auch sein mochte, es war nun einmal das Gefühl das mich gerade lenkte. Dabei ... was sollte es denn sonst sein, als ein schlechter Film, selbst wenn keine Kameras zu sehen waren? Ein paar Abenteuerurlauber vielleicht, die statt dem üblichen Paintball nun die Doppelaxt aus Gummi gewählt hatten? Was wusste ich schon, was sich Leute ausdachten, um sich wieder lebendig zu fühlen. Kriegsspiele mit Kostümen und Gummiknüppel für Erwachsene. Solche Spielchen hatte ich schon immer belächeln müssen. Hast du das? Schon wieder die fremde Stimme. In Gedanken zischte ich ein „shut up“ in meinen Kopf hinein, denn genau jetzt hatte unter meinem Felsen ein Streit begonnen und den wollte ich nicht verpassen. Aus irgendeinem Grund waren sich diese finsteren Männer uneinig.
Laut schrie einer der Bärtigen den anderen an und brachte sein Pferd und das des anderen mit einem heftigen Ruck zum Stehen. Ohne weiter Zeit zu verlieren stürzten sie sich noch auf den Pferden sitzend aufeinander und landeten schließlich mit wildem Geschrei und Getöse auf dem Boden. Die Pferde tänzelten zur Seite, aber verletzt
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