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Fantastisches Grün (German Edition)

Fantastisches Grün (German Edition)

Titel: Fantastisches Grün (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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                  Wenigstens hatte ich mich nicht gröber verletzt, lediglich ein paar Kratzer am Unterarm eingefangen und die Hose am Allerwertesten ein bisschen aufgerissen. Langsam rappelte ich mich wieder in die Höhe und befreite mich so gut es ging vom Rest des Schmutzes. Die Tennisschuhe waren klarerweise nicht mehr weiß, meine Jeanshose stand immer noch vor Dreck und der Riss genau unterhalb meiner Pobacke hätte vermutlich delikat ausgesehen, wenn man ihn unter all dem Dreck überhaupt gesehen hätte. Eine recht große Spinne hatte ich auch abgefangen. Schwarz und haarig hockte sie am äußeren Rand meines Unterschenkels und starrte genau in meine Richtung. Ehe ich sie mit zwei Fingern und einem leisen Iiiihhh auf den Lippen wegkickte, sah sie mich eindeutig vorwurfsvoll an.
                  Kopfschüttelnd stand ich da und wunderte mich über meine seltsame Lage. Meine Einbildungskraft spielte mir Streiche und mein Pech hier war scheinbar legendär. Aber ich wollte nicht jammern, straffte meine Schultern und ging den Abhang weiter hinunter. Nur eben noch langsamer und vorsichtiger als zuvor. Als ich ohne weitere Zwischenfälle unten ankam hätte ich am liebsten laut gejodelt oder zumindest ein herzhaftes Heureka gebrüllt, weil das wenigstens zu den drei Männer gepasst hätte. Doch ich wollte nichts riskieren. Die Quietscherei beim Sturz war ja schon laut gewesen, also warum noch die restlichen Wildschweine aufscheuchen? Wildschweine oder Wildmänner? Genervt verdrehte ich die Augen, weil ich davon ausging, dass die fremde Stimme Augenrollen nicht so leicht mitbekam wie Gedanken. Und sie gab tatsächlich Ruhe.
                  Eigentlich war es seltsam, dass ich niemanden auf mich aufmerksam machen wollte, wo ich doch ganz klar Hilfe brauchte. Mittlerweile kam mir mein Verhalten richtig unlogisch und irrational vor. In einer verrückten Situation wie meiner sollte ich doch eigentlich alles daran legen gefunden zu werden. Und was tat ich? Ich schlich und purzelte durch den Wald, versteckte mich und stellte mich insgeheim auf einen längeren Aufenthalt im Grünen ein. So etwas wirkte nicht ganz normal, obwohl mein Instinkt mir mit Vehemenz die Richtigkeit meiner Entscheidung eintrichtern wollte. Die drei Rabauken hatten eben schweren Eindruck bei mir hinterlassen und auch wenn es rational nicht zu erklären war: Ich musste auf der Hut sein.
     
    Als ich gerade hinter einem Strauch mein Geschäft verrichtete und meinen Blick streifen ließ, bemerkte ich in etwa 20 Metern Entfernung eine Bewegung in den Büschen. Ein roter Schopf bewegte sich im Gestrüpp und der Größe nach musste es sich dabei um einen Mann handeln. Automatisch ging ich noch etwas mehr in die Knie.
                  Und tatsächlich! Nicht unweit von mir taucht schließlich auch sein Oberkörper auf, so als ob ein riesenhafter Marionettenspieler ihn am Kopf in die Höhe gezogen hätte. Sein rotes, kurzes Haar leuchtete in der Sonne und sein Gesicht hatte durch sein kantiges Kinn eine gewisse Strenge, die jedoch kein Vergleich war zu der brutalen Ausstrahlung der drei Kerle vorhin. Außerdem war er glattrasiert und ungewöhnlich braungebrannt für einen rothaarigen Mann. Er wirkte zwar nicht übermäßig freundlich, aber von ihm schien nicht solch eine Bedrohung auszugehen wie von den Kerlen davor ... und das, obwohl er eigentlich genau auf mich zukam und ich meinen Hintern im Freien hatte.
                  Er hatte mich noch nicht gesehen, doch genau das würde sich ändern, wenn er seinen Kurs beibehielt. Sein Gang war federnd leicht und viel zu leise für einen Mann seiner Größe und Statur. Bei genauerem Hinsehen bewegte er sich wie ein Tier, geschmeidig wie eine Raubkatze. Vermutlich wäre er mir nicht einmal aufgefallen, wenn ich hier nicht – ähm – pausiert hätte.
                  Plötzlich blieb er stehen und starrte genau in meine Richtung, obwohl ich mich nicht bewegt hatte und er mich in dem Gebüsch unmöglich sehen konnte. Aber ich hielt den Atem an. Nur zur Sicherheit. Schließlich befand ich mich nicht gerade in der glücklichsten aller Positionen, so mit heruntergelassener Hose. Ich spürte Schweiß auf meiner Stirn und nestelte am Rand meiner Hose herum, um sie irgendwie unauffällig weiter hinaufzuziehen. Doch ohne Aufstehen war das ein Ding der Unmöglichkeit und Aufstehen hätte meine Position mit Sicherheit verraten.
                 

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