Fantastisches Grün (German Edition)
irgendeinen Hinweis, der mir etwas über meine Identität sagen konnte.
Ich begann zu schluchzen. Meine Lage war ja auch wirklich zum Verzweifeln und allmählich empfand ich sie als lebensbedrohlich. Wie, um Himmels Willen, sollte ich je wieder nach Hause finden, wenn ich nicht einmal meinen Namen wusste? Sofern ich überhaupt ein Zuhause hatte! Hier schien es ja nur weit und breit Wald zu geben und einen Weg, den ich nicht zu gehen wagte. Außer vielleicht in die entgegengesetzte Richtung. Die Männer hatten ausgesehen wie Klingonen, nur ohne Hirnhöcker und ohne Raumschiff. Oh! Ich kenne Star Trek, wie toll. Verärgert biss ich die Zähne zusammen, weil mir zwar eine überdrehte Fernsehserie einfiel, aber mein eigener Name nicht. Und der Wald, den ich nun schon zwei Tage lang durchstreifte, schien überhaupt kein Ende mehr zu nehmen, wirkte ursprünglich und wild, war von intensivstem Grün und von einer Lebendigkeit, die verwirrend war. Die Blätter schienen immer Kontakt zu suchen, die Waldgeräusche waren wie ein Teil von mir und die kleinen, bunten Lichter gestern vor dem Einschlafen hatten mich friedlich in den Schlaf gelullt. Es war ein ungewöhnlicher Wald, aber was nutzte mir das? Gesunde, reichhaltige Natur war ja schön, aber ich brauchte Zivilisation. Und der Rest kam mir vielleicht nur so übertrieben lebendig vor, weil ich noch immer verwirrt war ... über mein Erwachen, meinen Gedächtnisverlust und über meine permanente Orientierungslosigkeit. Ja, es war zum Verzweifeln und ... Mamma Mia, was hatte ich nicht bereits Hunger!
Da ich keine Uhr bei mir hatte, konnte ich die Dauer nicht abschätzen, die ich mit Heulen und Selbstmitleid verbrachte. Irgendwann einmal waren die Tränen versiegt und etwas in mir begann zu rebellieren, wollte sich nicht unterkriegen lassen. Gut, die Situation war trotzdem eine Katastrophe, aber ich wollte noch lange nicht aufgeben. Ich hatte Wasser in der Nähe und auch wenn ich nichts Essbares finden konnte, so würde ich trotzdem noch tagelang durchhalten. Genau aus dem Grund wollte ich den Weg nun lieber doch nicht nehmen, sondern mich weiter entlang des Baches durch den Wald arbeiten. So würde ich vermutlich auch keine Begegnungen mit irgendwelchen Rabauken oder Mördern riskieren. Außerdem, wer wusste schon, wohin der Weg hinführte und wann er mich wirklich zu Menschen bringen würde?
Also folgte ich dem Bach und stieg dieses Mal ohne lange zu zögern den steilen Hang hinunter. Lieber in den Abgrund fliegen, als unter die Hufe dieser bärtigen Monster geraten! Die fremde Stimme kicherte über meine Gedanken und ich biss mir vor Ärger erneut auf die Lippen. Ich würde schon noch dahinterkommen, was mit meinem Kopf nicht in Ordnung war und wenn es das Letzte war, was ich in meinem Leben noch ergründen würde. Die Erde war rutschig und dankbar fasste ich immer wieder einen Ast, der sich hilfreich als Rettungsseil darbot. In der Mitte des Abstiegs jedoch machte ich einen folgenschweren Fehltritt, landete prompt auf meinem Hosenboden und rutschte satte zwei bis drei Meter in die Tiefe. Ich quietschte, als würde ich auf einen Spieß aufgespießt werden und vergaß für einen Moment jede Vorsicht. Als ich schließlich mit den Füßen voran bei einem Felsvorsprung hängen blieb, spürte ich den Druck des Aufpralls wie eine große Welle bis in meinen Schädel hinauf, rief ein lautes „ Scheiße!“ und blieb wimmernd liegen. Himmel, das tat vielleicht weh.
Stöhnend und jammernd verfluchte ich mich dafür, diesen glitschigen Abhang überhaupt hinabgestiegen zu sein. Eh nur bis zur Hälfte, lachte es dumm in meinem Kopf und ich fluchte gleich noch einmal, aber dieses Mal nur so laut, dass ausschließlich ich und diese verdammte Stimme es hören konnten. Schließlich war das hier kein Pappenstiel! Ich hatte mir zwar nichts gebrochen, aber einen ordentlichen Schlag abbekommen. Mein Herz hämmerte wild in meiner Brust und meine Jeans war am Hintern ein wenig eingerissen. Außerdem war ich mit Erde und Blättern beschmiert.
„Was bitte soll jetzt eigentlich noch passieren?“, rief ich laut und schaute dabei kopfschüttelnd zum Himmel hinauf. „Ich glaub du bist echt nicht ganz dicht“, murmelte ich und rechnete bei dieser Blasphemie fast schon mit einem Schüttregen, nur weil DAS auch noch dazu gepasst hätte. Aber der Regen blieb
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