Fantastisches Grün (German Edition)
Ende doch noch geirrt?
„Ich stehe immer noch unter ihrem Bann“, erklärte er und schien selbst verwirrt zu sein. „Sobald ich mehr als nur Worte an dich richten möchte, habe ich das Gefühl, mich nicht rühren zu können.“
„Aber wie konntest du dann die Nacht mit mir verbringen? Noch dazu auf diese intensive Weise. Gerade da hätte doch wohl der Bann greifen müssen, oder?“ Darrrer zuckte verlegen mit den Schultern.
„Genau begreife ich es auch nicht, aber es spürt sich wie ein Spinnennetz um mich herum an. An manchen Stellen ist es lockerer, dann wieder fester. In jener Nacht aber hast du mich gedemütigt und sehr wütend gemacht. Offenbar konnte ich mit dieser starken Emotion ein Loch in das verhasste Netz reißen und dich plötzlich so authentisch fühlen, wie ich es ohne Bann immer tun würde. Dann kam noch deine fantastische Magie dazu und ich war verloren.“
„Verloren?“, fragte ich heiser.
„Oder vielleicht habe ich mich ja gefunden“, lachte er und beugte sich zu mir herunter.
„Das ist Euer beider Ende“, kreischte plötzlich eine Frau, die wie aus dem Nichts hinter Darrrer auftauchte und keine Geringere war, als die Herzogin selbst. Irgendwie war es ihr gelungen den Raum zu betreten, ohne dass wir sie bemerkt hatten. Darrrer wandte sich blitzschnell um.
„Borrrine! Tu das nicht!“, rief er und stellte sich schützend vor mich. „Ich kann dir erklären ...“
„Borrrine?“, fragte ich verwirrt und bemerkte wie durch einen Nebel, dass ich in den vielen Monaten als Zofe nicht einmal ihren Namen gekannt und mir dennoch nichts dabei gedacht hatte. Das war dann so ein seltsamer Moment der Erkenntnis, dass ich gar nicht anders konnte, als vorzutreten. Seit meiner Ankunft hier in diesem Land oder dieser anderen Dimension oder dem Hirngespinst waren nur Seltsamkeiten und Ungereimtheiten passiert und ich wollte nicht länger in der Verwirrung hocken wie ein verletztes Tier.
„Bitte, Herzogin! Wir müssen uns an diesen Tisch setzen und Punkt für Punkt offen und ehrlich besprechen. Ich verstehe nichts mehr, noch nicht einmal Eure Wut.“ Die Herzogin zog überrascht eine ihrer schön geschwungenen Augenbrauen in die Höhe und sah mich an, als wäre mein Vorschlag eine Überlegung wert.
„Gut“, sagte sie dann tatsächlich und Darrrer stöhnte frustriert auf. Offenbar gefiel ihm mein Vorschlag gar nicht. Was mich wieder ein wenig verunsicherte. Es war schon ein verrücktes Hin und Her. Aber jemand musste schließlich einmal anfangen, die Wahrheit zu sagen.
„So! Dann nehmen wir alle mal Platz und ich erzähle, was ich weiß.“ Damit ließ ich mich als Erste auf den Stuhl nieder und wartete ab, bis auch Darrrer sich langsam hinsetzte und die Herzogin ebenfalls. Wie auf Befehl erschien dann auch wieder Rick und materialisierte sich mitten im Raum. Ganz ohne Zottelfell oder anderem Transportmittel. Ohne mit der Wimper zu zucken setzte er sich ebenfalls zu uns, schien aber trotzdem zu schmollen. Ich hatte zwar kurz an ihn gedacht, glaubte aber nicht, dass ich ihn damit wirklich gerufen hätte. Auch sein Verschwinden zuvor war im Prinzip damit zu erklären, dass er ja hier angeblich der Zauberer und Manipulant war. Von wirklicher Gedankenkontrolle meinerseits ging ich also nicht aus.
„Na, herzlichen Dank, dass ich auch wieder eingeladen bin“, rief er säuerlich und bestätigte, dass ihn sein Abgang vorhin doch geärgert hatte. „Das war nicht nett vorhin“, blaffte er und verschränkte die Armen vor seiner Brust. Sein Gesicht war verkniffen wie das eines trotzigen Kindes, aber seine Befindlichkeiten waren mir gerade ziemlich egal. Schließlich ging es hier um meine Haut.
„Dann fang endlich an, Rumarin“, fordert die Herzogin, die nun ebenfalls ihre Arme verschränkte und sich zurücklehnte. Na super. Das wird sicher ein tolles Gespräch. Aber ich holte tief Luft und begann mit meiner Geschichte. Ich fing mit meinem Sturz im Wald an und ging schließlich über zu meinen Aufgaben im Schloss und zu dem Fest. Rick wollte mich manchmal unterbrechen und auch die Herzogin, doch ich brachte sie gleich wieder zum Schweigen. Wobei ich
Weitere Kostenlose Bücher