Fantastisches Grün (German Edition)
wirklich nur in meinem Kopf und nicht in Wirklichkeit?“ Ich war fassungslos, kam aber nach ein paar Sekunden wieder in die Höhe. Mein Gesicht hatte sicher deutlich an Farbe zugelegt, aber ich musste weiterreden, mehr in Erfahrung bringen. „Die vielen Monate, die ich hier verbracht habe und dann Darrrer ... er muss doch real sein.“ Ich schüttelte den Kopf, als könnten die vielen möglichen Wahrheiten dadurch einen gemeinsamen Nenner finden. „In Ertian ist alles ein wenig seltsam, aber auch faszinierend. Die Farben hier sind so intensiv, die Natur wie lebendig und die Gefühlstiefe ist so ... anders. Vor allem aber möchte ich nicht auf Darrrer verzichten. Ich ... ich liebe ihn doch.“ Rick schnaubte wie ein Rhinozeros.
„Nein, du liebst Daniel“, winkte er ab. „Aber der liebt dich nicht. Er hat dich betrogen und verlassen, weil euer Sex nicht besonders war. Daher vermutlich auch die übertriebene Vorstellung mit Darrrer. Ich meine Hallo Ihr habt fast den halben Wald abgefackelt mit eurer Show.“ Kurz musste ich schmunzeln, dann kam mir seine Bemerkung seltsam vor.
„Wenn alles nur in meinem Kopf stattfindet, kann ich doch wohl keinen realen Wald abfackeln.“
„Wieso nicht? Vielleicht ist der auch Fantasie. Aber eigentlich war das jetzt mehr sinnbildlich gemeint.“
„Aber ...“
„Sophie! Je eher du loslässt, desto besser kannst du zurückkehren. Du musst diesen Daniel vergessen und somit auch Darrrer. Erst dann bist du wirklich frei. Die Droge wird sich nur abbauen, wenn du es zulässt. Und ich kann dir nur sagen, dass deine Eltern dich lieben und sich wirklich Sorgen machen. Wenn du aber loslässt, kannst du sie sehr bald wieder sehen, fleißig weiterstudieren und dein Leben leben ... mit schönen Erinnerungen an fantastische Erotik, die ein normaler Mensch sowieso nie bringen kann.“ Er räusperte sich. „Tschuldigung, das war jetzt gemein. Aber manchmal habe ich es einfach satt, dass ihr Reisenden immer nach dem Überding sucht. Die Über landschaft, das Über gefühl, der Über sex. Mensch-Sein ist doch schön. Normalität ist wünschenswert und Sex muss flutschen und erdig sein. Das ganze Brimborium mit Lichteffekten und Blitzen ist doch nur Firlefanz.“ Dazu machte er eine ganz eigentümlich schnelle Handbewegung mit seinen langen, dünnen Fingern.
„Firlefanz! Von wegen! Aus dir spricht ja nur der Neid der Besitzlosen.“ Ich schmollte, weil die Nacht mit Darrrer perfekt gewesen war. Nur der Morgen danach war eben nicht so ideal gelaufen. Aber Sex mit Lichteffekten musste man erst einmal nachmachen und geflutscht hatte es auch ordentlich. Und was zeterte der werte Rick hier überhaupt herum?
„Außerdem wie soll ich das mit dem Loslassen schaffen? Hast du denn noch nie geliebt? Ich kann ihn doch nicht einfach aus meinem Kopf streichen.“
„Wenn du hier stirbst ... und das wirst du, egal ob ich nun deinen Anwalt spiele oder nicht, verlierst du deinen Prinzen. Schließlich sind wir im mittelalterlichen Ertian und die Herzogin will deinen Kopf. Du hast sie verlassen und vermutlich ihren Mann gekillt. Klar, dass sie nicht mehr deine Freundin sein will. Spätestens in ein paar Tagen verlierst du Darrrer also sowieso, denn der Prozess wird zur Farce werden. Du hast doch gesehen, wie der Richter drauf ist. Der wird nicht lange rumfackeln und dich verurteilen. Eure Beziehung ist eindeutig zum Scheitern verurteilt.“ Er beugte sich gerade ein wenig vor und wollte noch etwas sagen, als ihn ein Geräusch an der Tür ablenkte. Verwundert wandte er sich um.
„Nun das glaube ich nicht“, blaffte Darrrer, der verdammt wütend den Raum betrat. Offenbar hatte er die letzten Worte unseres Gesprächs gehört, oder uns von Anfang an belauscht. Nachdem ich nicht wirklich etwas zu verbergen hatte und er sowieso schon von meiner Liebe wusste, zählte für mich nur, dass er mich und uns noch nicht aufgegeben hatte. Rick verdrehte angewidert die Augen und wandte sich einfach vom Prinzen ab, als hätte der nicht gerade das Wort an ihn gerichtet. Statt sich also auf Darrrers Worte einzulassen, wandte er sich ausschließlich mir zu.
„Sophie, das war jetzt nicht nett, dass du ihn hier erscheinen lässt
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