Farben der Herzen
wasserdichtes Alibi.”
“Das ist eine Lüge!”, stieß Margaret hervor.
Detective Johnson nickte. “Das glauben wir auch. Doch wir können es nicht beweisen.”
“Aber Julia hat ihn identifiziert!”
“Das reicht nicht”, entgegnete der Detective. “Der Staatsanwalt sagt, dass er keine Anklage erheben kann. Es tut mir leid. Wir können Chesterfield nicht verhaften.”
“Also werden Sie ihn
nicht
einsperren?”
Traurig schüttelte er den Kopf. “Ich weiß, wie aufgebracht Sie sind.”
Margaret bemühte sich nicht, auf seine Worte einzugehen. Stattdessen wollte sie die Details wissen. “Wie ist das geschehen?” Ihre Stimme klang tonlos, ohne jede Gefühlsregung, und ich ahnte, wie gefährlich wütend sie war.
“Es tut mir leid …”
Margaret war zu zornig, um einfach stehen zu bleiben, und lief aufgewühlt auf und ab. “Ich kann das nicht glauben!”
“Mrs. Langley.”
Ich ging zu meiner Schwester und legte meine Hand auf ihre Schulter, um ihr Trost zu spenden. Doch den gab es in dieser Situation für sie nicht.
“Sie wollen damit sagen, dass Danny Chesterfield frei ist und über die Töchter anderer Eltern herfallen kann?”, fuhr sie den Detective an, ohne ihm die Chance zu geben, auf ihre vorherige Frage zu antworten.
Mit finsterer Miene nickte er. “Wir haben alles getan, was wir konnten.”
Margaret starrte ins Leere. “Ich verstehe.”
“Er wird früher oder später gefasst werden”, sagte der Detective. “Es ist nur eine Frage der Zeit. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie leid es mir tut.”
Margaret warf ihm einen kalten Blick zu.
“Das Problem ist, dass Danny Chesterfield sich im Rechtssystem sehr gut auskennt. Und er weiß, wie er es für sich nutzen kann. Er blickt auf eine lange Laufbahn als Krimineller zurück und hat ein Strafregister vorzuweisen, das so lang ist wie der Wunschzettel eines verwöhnten Kindes.”
“Soll mich das beruhigen?”
“Nein. Ich bedauere die ganze Sache, Mrs. Langley.” Ich hatte das Gefühl, dass er in diesem Moment überall lieber gewesen wäre als hier.
Ich bewunderte seinen Mut, hierherzukommen und persönlich mit Margaret zu sprechen, anstatt ihr alles am Telefon zu erklären. Meiner Schwester von Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten war sicherlich nicht einfach – vor allem, weil er so schlechte Nachrichten für sie hatte.
Mein erster Impuls war, meine Schwester zu trösten, so gut es ging. Ein Blick auf die Härte, die Kälte, die ihre Miene mit einem Mal ausstrahlte, sagte mir, dass ich vielleicht doch besser auf Distanz blieb. Denn sie war ganz offensichtlich nicht in der Stimmung, sich trösten zu lassen.
“Ich weiß es zu schätzen, dass Sie extra vorbeigekommen sind”, bedankte ich mich freundlich, als klar wurde, dass Margaret ihm nichts mehr zu sagen hatte.
Detective Johnson war auf dem Weg zur Tür, als er Whiskers bemerkte, der im Schaufenster lag und sich die Sonne auf den Pelz scheinen ließ. Der Detective hielt inne, ging dann zu meinem Kater und kraulte ihn hinter den Ohren, womit er sich bei dem verwöhnten Tier mehr als beliebt machte. Whiskers streckte seinen schlanken Körper und gähnte laut. Mit einem letzten Kopfnicken über die Schulter verschwand Detective Johnson.
Margarets Zuversicht, dass Julias Leidensweg ein Ende gefunden hatte, war zerstört. “Was jetzt?”, flüsterte sie heiser. “Wie soll ich Julia das sagen?”
“Musst du es ihr sagen?”, entgegnete ich.
“Irgendwann wird sie darauf kommen.” Margaret stand noch immer wie gelähmt vor mir. “Sie wird es irgendwann herausfinden.”
Ich verspürte den Drang, sie an der Hand zu nehmen und ins Büro zu führen, um eine Tasse mit sehr süßem Kaffee zu trinken. Meine Schwester schien einen Schock zu haben. Die ohnmächtige Wut quälte sie. Mir machte es Angst, sie so zu erleben. Ich hatte Margaret schon wütend gesehen – doch noch nie zuvor war sie in einem derartigen Zustand gewesen.
“Ich will, dass der Fall einem anderen Detective übergeben wird.”
“Mach dich nicht lächerlich”, erwiderte ich scharf.
“Eine Frau soll sich darum kümmern”, fuhr sie fort und ignorierte meinen Ausbruch.
“Es ist doch möglich, dass sich eine Staatsanwältin um den Fall kümmert”, sagte ich in einem Versuch, vernünftig mit ihr zu reden.
“Das bezweifele ich”, entgegnete Margaret verächtlich. “Nur ein Mann kann eine so dumme Entscheidung treffen.”
“Margaret!” Sie schien nicht zu bemerken, wie haarsträubend ihre
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