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Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Flusswelt der Zeit
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Sumerischen und dem Samoanischen entwickelt hatte, ihn mit Faszination erfüllte. Natürlich dominierte in diesem Idiom der Wortschatz der Sumerer, ganz allein schon deswegen, weil sie zahlenmäßig den größten Teil der Bevölkerung bildeten, auch wenn die Hauptsprache – wie in allen anderen Gebieten – sich nur auf einen Pyrrhussieg berufen konnte.
    Das Resultat der Versuche, miteinander zu kommunizieren, bestand aus einem Mischmasch unter primärer Benutzung von Hauptsätzen und einer vereinfachten Syntax. Grammatische Regeln gingen dabei natürlich über Bord; eine ganze Reihe von Wörtern wurde synkopiert, und man unterhielt sich vorzugsweise im Präsens, auch wenn man sich auf die Zukunft bezog. Umstandswörter der Zeit veranschaulichten die Vergangenheit. Spitzfindigkeiten drückte man mit Erklärungen aus, die sowohl die Sumerer als auch die Samoaner verstehen konnten, auch wenn sie im ersten Moment unbeholfen und naiv erschienen.
    Viele samoanische Worte begannen allerdings – unter mehr oder weniger großer Veränderung der Phonetik – Ausdrücke der sumerischen Sprache zu verdrängen.
    Ähnliche Mischmaschsprachen hatten sich auch in allen anderen Zonen des Flußtals gebildet. Burton kam zu der Ansicht, daß die Ethiker sich beeilen mußten, wenn sie wirklich die Absicht hatten, alle irdischen Sprachen aufzuzeichnen, denn sie starben bereits aus. Aber möglicherweise hatten sie ihr Ziel auch schon erreicht. Wer konnte schon wissen, ob die Speichergeräte, die für die Materialisation der Menschen zuständig waren, nicht auch bereits jedes gesprochene Wort aufgezeichnet hatten?
    An den Abenden, die Möglichkeiten zum Nachdenken in entspannter Stimmung boten, setzte Burton sich irgendwo allein hin und paffte die Zigarren, mit denen ihn sein Gral in großzügiger Weise belieferte, und versuchte, die Situation zu analysieren. Wem konnte er überhaupt trauen; den Ethikern oder dem rätselhaften Renegaten? Vielleicht belog man ihn von beiden Seiten?
    Warum verlangte der Fremde von ihm, daß er Sand in das Getriebe einer kosmischen Maschinerie warf? Was konnte ein einfacher Mensch wie er, der zudem noch in diesem Tal gefangen war und nur über begrenzte Möglichkeiten verfügte, schon tun, um diesem Judas zu helfen?
    Eines zumindest war sicher. Der Fremde benötigte seine Hilfe, sonst hätte er sich gar nicht erst zu erkennen gegeben. Er wollte, daß Burton den geheimnisvollen Turm am Nordpol des Planeten erreichte.
    Aber warum?
    Burton brauchte zwei Wochen, um zu einem akzeptablen Schluß zu kommen.
    Der Fremde hatte gesagt, daß er – ebenso wie die anderen Ethiker – sich nicht dazu überwinden könne, auf direktem Wege menschliches Leben zu zerstören. Aber er hatte offensichtlich keinerlei Skrupel, es auf Umwegen zu tun, wie die Tatsache bewies, daß er Burton die Giftkapsel ausgehändigt hatte. Wenn er also Burtons Plan, den Turm zu erreichen, unterstützte, mochte das bedeuten, daß er in ihm ein potentielles Mordwerkzeug sah. Er würde den Tiger auf seine eigenen Leute hetzen und dem gedungenen Mörder Tür und Tor öffnen.
    Aber Meuchelmörder verlangten in der Regel ihren Preis. Was hatte der Fremde ihm anzubieten? Burton inhalierte tief den Rauch seiner Zigarre, stieß ihn durch die Nasenlöcher wieder aus und nahm einen Schluck Bourbon. Na gut. Der Fremde würde versuchen, ihn zu benutzen. Aber er sollte sich in acht nehmen und aufpassen, daß sein Werkzeug nicht ihn benutzte.
    Nachdem weitere drei Monate vergangen waren, entschied sich Burton, nun genug nachgedacht zu haben. Es war an der Zeit, den Schauplatz zu wechseln und zu handeln.
    Da er sich gerade mitten im Wasser befand, folgte er einem Impuls und tauchte so tief unter, bis die Rebellion seines Körpers nutzlos wurde und die Chance, schnell wieder aufzutauchen, gleich Null war. Die Raubfische würden seine Leiche fressen, während seine Gebeine auf dem Grund des dreihundert Meter tiefen Flusses zu Staub zerfielen. Je tiefer sie sanken, desto besser. Er wollte nicht, daß sein Körper den Ethikern in die Hände fiel. Wenn die Aussagen des Fremden stimmten, waren sie dazu in der Lage, aus seinen Hirnwindungen alles herauszulesen, was er im Laufe seines hiesigen Lebens gesehen, gehört und gedacht hatte.
    Und allem Anschein nach hatten sie seine Leiche wirklich nie gefunden.
    Während der nächsten sieben Jahre hatte Burton vor den Suchkommandos der Ethiker Ruhe, und wenn der Renegat wußte, wo Burton sich aufhielt, ließ er es ihn

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