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Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Flusswelt der Zeit
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wolle sie sie behalten, falls es in den Nächten zu kühl würde. Sie war zu dem Mädchen zwar freundlich, blieb jedoch zurückhaltend. Zwar hatte sie einen Großteil der morgendlichen Konversation am Lagerfeuer überhört, aber daß Wilfreda ein Arbeitermädchen und später eine Hure gewesen war, die an Syphilis starb, schien sie zu wissen. Zumindest glaubte Wilfreda, daß die Syphilis ihren Tod verursacht hatte, denn Genaues wußte sie nicht. Sie erinnerte sich nicht an ihren Tod, da sie vorher den Verstand verloren hatte.
    Als Alice dies erfuhr, zog sie sich noch weiter von ihr zurück. Burton grinste und fragte sich, wie sie sich wohl verhalten würde, wenn sie erführe, daß er an genau der gleichen Krankheit gestorben war. Er hatte sich die Syphilis von einem Sklavenmädchen geholt, dem er während seiner Reise als falscher Moslem nach Mekka im Jahre 1853 begegnet war. Obwohl man ihn „geheilt“ hatte und sein Gehirn nicht angegriffen wurde, waren die Folgen dieser Infektion gleichwohl schrecklich genug gewesen. Aber was jetzt zählte, war die Tatsache, daß er über einen neuen, jungen, kräftigen Körper verfügte. Was er auf der Erde gewesen war, sollte jedem anderen völlig egal sein und sein Verhalten ihm gegenüber nicht beeinflussen.
    Aber sollte bedeutete offenbar nicht, daß man es nicht konnte.
    Er konnte Alice Hargreaves wirklich keinen Vorwurf machen. Sie war das Produkt ihrer Umwelt – und wie alle Frauen stellte sie das dar, was Männer aus ihr gemacht hatten, auch wenn sie über einen starken Charakter verfügte und flexibel genug schien, sich selbst über gewisse Erscheinungen ihrer Zeit und Klasse zu erheben. Sie hatte sich mit der allgemeinen Nacktheit mehr schlecht als recht abgefunden und zeigte sich dem anderen Mädchen gegenüber weder offen feindselig noch ablehnend. Was sie nicht verwinden konnte, war, daß sie sich mit Burton auf Dinge eingelassen hatte, die extrem dem widersprachen, was man ihr ein Leben lang eingetrichtert hatte. Und daß dies ausgerechnet in der ersten Nacht passierte, nachdem sie von den Toten auferstanden war, in der sie eigentlich hätte niederknien und Hosianna singen sollen, weil sie ihr Leben lang »gesündigt« hatte.
    Als sie über die Ebene wanderten, dachte Burton weiter über sie nach. Dann und wann drehte er sich um und blickte sie an. Während der kahle Kopf sie viel älter machte, als sie war, erweckte sie unterhalb des Nabels einen eher kindlichen Eindruck. Aber es war dieser Widerspruch, der sie einte: Daß sie alle oberhalb des Halses aussahen wie Greise und kindlich unterhalb des Nabels.
    Er blieb etwas zurück, bis er wieder an ihrer Seite ging. Vor ihm befanden sich Frigate und Loghu, und auch wenn sein Gespräch mit Alice zu nichts führen würde, der Anblick Loghus entschädigte ihn auf jeden Fall. Sie besaß wohlgerundete Formen und ein reizendes Hinterteil. Und sie bewegte sich mit der gleichen Grazie wie Alice.
    Mit leiser Stimme sagte Burton: »Wenn die letzte Nacht mit mir Sie so mitgenommen hat, warum bleiben Sie dann bei mir?«
    Ihr hübsches Gesicht verzerrte sich augenblicklich zu einer häßlichen Fratze.
    »Ich bleibe nicht bei ihnen! Ich bleibe bei der Gruppe! Außerdem habe ich über die Nacht nachgedacht, auch wenn mir das einige Schmerzen bereitete.
    Ich will ganz ehrlich sein. Es hat an diesem Narkotikum gelegen, das schuld daran war, daß wir uns so… benahmen. Zumindest weiß ich jetzt, daß mein Benehmen schuld war. Ich bin bereit, Ihnen in dieser Beziehung meinen Irrtum einzugestehen.«
    »Aber es besteht keine Hoffnung auf eine Wiederholung?«
    »Was erlauben Sie sich? Natürlich nicht! Wie können Sie es nur wagen?«
    »Ich habe Sie zu nichts gezwungen«, sagte Burton. »Wie ich bereits sagte, haben Sie nur das getan, was Sie getan hätten, wenn Sie nicht Ihren eigenen Hemmungen unterlegen gewesen wären. Solche Hemmungen haben manchmal auch ihre guten Seiten – unter gewissen Umständen. Wenn Sie zum Beispiel die gesetzlich angetraute Ehefrau eines von Ihnen geliebten Mannes in England auf der Erde sind. Aber die Erde, wie wir sie kannten, existiert nicht mehr.
    Ebenso wenig die englische Gesellschaft. Und wenn die gesamte Menschheit wiedererweckt worden ist und an diesem Fluß verstreut lebt, werden Sie Ihren Mann möglicherweise niemals wiedersehen. Sie sind nicht mehr verheiratet.
    Erinnern Sie sich? Bis daß der Tod uns scheidet? Sie sind gestorben – und damit geschieden. Und außerdem: Im Himmel werden keine

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