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Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf dem Zeitstrom
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vorstellen, wie das Tier sich dabei fühlen muß. Nebenbei gesagt, war ich wenig mehr als nur ein Humorist. Ich war ein Mann der Wissenschaft.«
    »Oh, Verzeihung!« sagte Lothar. »Ich habe Ihre Gefühle verletzt! Ich wollte Sie keinesfalls angreifen! Lassen Sie mich Ihre Bedenken dadurch zerstreuen, Mr. Clemens, indem ich Ihnen erkläre, daß ich, als ich noch ein kleiner Junge war, bei der Lektüre Ihrer Bücher aus dem Lachen nicht mehr herauskam. Und Ihr Huckleberry Finn ist wirklich ein ausgezeichnetes Buch, obwohl ich vielleicht hinzufügen sollte, daß es mir nicht so gefallen hat, wie Sie in Ein Yankee aus Connecticut an König Artus’ Hof mit der Aristokratie verfahren sind. Aber naja – immerhin ging es darin ja um die Engländer – und Sie sind Amerikaner.«
    Erik Blutaxt entschied, daß die Mannschaft zu mitgenommen und geschwächt war, um gleich damit anzufangen, das Schiff wieder ins Wasser zu ziehen. Zunächst wollte man sich die Gräle füllen, essen, schlafen und nach einem kräftigenden Frühstück am nächsten Morgen mit der knochenbrechenden Arbeit beginnen.
    Sie kehrten zum Schiff zurück, nahmen ihre Gräle aus den Halterungen und setzten sie in die Vertiefungen, die sich auf den Kuppen des nächstliegenden Steins befanden. Als die Sonne die Berghöhen im Westen berührte, warteten die Männer auf das laute Brüllen der heißen, blauen Flammen, die aus dem Stein hervorschießen würden. Die elektrischen Entladungen würden die doppelten Böden der Gräle, die Energie-Materie-Konverter enthielten, mit einer Kraft ausstatten, die die leeren Zylinder mit gebratenem Fleisch, Gemüse, Brot und Butter, Obst, Tabak, Traumgummi, Likör oder Met füllte.
    Aber selbst als die Finsternis sich über das Tal hinabsenkte, blieben die Gralsteine still und kalt. Am anderen Flußufer hingegen loderten plötzlich Flammen empor und trieben ein dumpfes Rollen zu ihnen herüber.
    »Feiffe«, sage Joe, »da ftimmt waf nicht.«
    Zum ersten Mal seit den zwanzig Jahren nach der Wiedererweckung weigerten sich die Gralsteine auf dem westlichen Flußufer, zu funktionieren.

4
    Die Männer und Frauen der Dreyrugr kamen sich vor, als hätte Gott sie vergessen. Daß die Gralsteine ihnen dreimal täglich Nahrung anboten, war ihnen im Laufe der Zeit so natürlich erschienen wie der Lauf der Sonne. Es dauerte einige Zeit, bis sie sich dazu überwinden konnten, dem Schmerz ihrer knurrenden Mägen nachzugeben und die letzten Vorräte (Fisch, Käse und Rosenkohl) unter sich aufzuteilen.
    Clemens fühlte sich eine Weile zutiefst deprimiert. Dann schlug von Richthof en vor, daß es unerläßlich sei, auf die andere Seite des Flusses überzusetzen, damit wenigstens das nächste Frühstück gesichert wäre. Clemens stand auf und redete mit Blutaxt darüber. Obwohl der Norweger sich in einer solch gereizten Stimmung befand wie nie zuvor, sah er doch ein, daß sie etwas unternehmen mußten. Joe Miller, der Deutsche und ein riesiger, rotschöpfiger Schwede namens Toke Kroksson marschierten zum Schiff zurück und schleppten einige Riemen ans Flußufer. Clemens half ihnen, die Gräle in dem angetriebenen Einbaum zu verstauen. Dann fuhren sie alle vier zum anderen Ufer hinüber, luden sie beim nächsterreichbaren Gralstein ab und warteten, bis der Schwede und Joe Miller das Boot irgendwo in der Dunkelheit verstauten. Clemens und von Richthofen machten es sich derweil auf der Oberfläche des großen Gralsteins bequem, der jetzt sauber war, da das kürzlich aus ihm emporgeschossene Feuer den Schlamm restlos verbrannt hatte.
    »Wenn es anfängt zu regnen«, sagte Sam, »gehen wir wieder nach unten.« Er legte sich auf den Rücken, verschränkte die Arme unter dem Kopf und starrte in den Nachthimmel. Er hatte keinerlei Ähnlichkeit mit dem, den er von der Erde aus gewöhnt war: Die Sterne standen hier so dicht beieinander und waren so groß, daß man sie kaum auseinanderhalten konnte. Jede einzelne der mehr als zwanzigtausend Sonnen, die man auf dieser Welt mit bloßem Auge erkennen konnte, leuchtete heller als die Venus. Und manche davon glänzten so stark, daß man sie sogar tagsüber als bleiche Schemen am Firmament wahrnehmen konnte.
    »Der Meteor scheint einige der Gralsteine vom westlichen Ufer zerschmettert zu haben«, vermutete Sam Clemens. »Und dadurch sind die Verbindungen gestört. Mein Gott, welchen Durchmesser muß dieses Ding gehabt haben! Wenn die Berechnungen stimmen, gibt es auf dieser Welt wenigstens zwanzig Millionen

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