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Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf dem Zeitstrom
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Gralsteine, die aneinander hängen.«
    »Es wird sowohl flußaufwärts als auch flußabwärts zu ziemlichen Konflikten kommen, denke ich«, erwiderte Lothar. »Die Leute vom Westufer werden die vom Ostufer angreifen, damit sie nicht verhungern. Welch ein Krieg kann diese Situation hervorrufen! Es leben mindestens fünfunddreißig bis siebenunddreißig Milliarden Menschen in diesem Flußtal. Und sie werden sich vor Hunger ausnahmslos in die Schlacht stürzen!«
    »Und daf Flimme daran ift«, ließ sich jetzt Joe Miller vernehmen, »daf, wenn die eine Hälfte die andere umgebracht hat, und fomit wieder genügend Gralfteine für alle da wären, daf ganze Problem keineffallf gelöft ift! Vierundfwanfig Ftunden fpäter werden alle Getöteten wieder leben – und dann geht die ganfe Fache wieder von vorne lof.«
    Sam sagte: »Da bin ich mir nicht so sicher. Ich glaube, man kann als sicher annehmen, daß die Gralsteine irgend etwas mit der Wiedererweckung zu tun haben. Wenn die Hälfte von ihnen ausgefallen ist, kann das schwerwiegende Folgen für diejenigen haben, die jetzt umgebracht werden. Dieser Meteorit ist ein Saboteur von den Sternen.«
    »Lange Zeit habe ich geglaubt, daß diese Welt, unsere Wiedererweckungen und all das keinesfalls das Werk irgendwelcher übernatürlicher Wesen ist«, sagte von Richthofen. »Haben Sie noch nichts von dieser haarsträubenden Geschichte gehört, die man sich überall am Fluß erzählt? Es geht die Sage, daß ein Mann vor der allgemeinen Wiedererweckung aufwachte und sich an einem phantastischen Ort wiederfand. Dort sollen Millionen von Körpern wie auf einem unsichtbaren Grill aufgereiht, über, unter, hinter und vor ihm in der Luft geschwebt haben. Es waren Männer, Frauen und Kinder, und alle waren nackt und haarlos und rotierten, wie von einer unsichtbaren Kraft getrieben, um ihre Achse. Dieser Mann, ein Engländer namens Perkin oder Burton, soll, wie manche Leute behauptet haben, um 1890 auf der Erde gestorben sein. Es gelang ihm, sich der unsichtbaren Kraft für eine Weile zu entziehen, doch dann tauchten zwei Wesenheiten auf – sie waren menschlich –, die ihm erneut das Bewußtsein nahmen. Er erwachte später, wie wir alle, an irgendeinem Flußufer. Jene, die hinter all diesen Geheimnissen stecken, scheinen zumindest nicht unfehlbar zu sein, wenn es diesem Burton gelang, einen Blick in jenes Stadium zu werfen, in dem wir uns kurz vor der Wiedererweckung befanden. Er schaute in die Zeit, die zwischen unserem Tod auf der Erde und unserem späteren Leben auf dieser Welt lag. Es klingt fantastisch, beinahe wie ein Wunschtraum. Aber andererseits…«
    »Ich habe davon gehört«, sagte Sam Clemens. Er fragte sich, ob er den anderen sagen sollte, daß er möglicherweise diesen Burton kurz vor der Entdeckung Livys durch sein Teleskop gesehen hatte, unterließ es aber dann doch. Der Schmerz, dann auch wieder an Livy denken zu müssen, wäre zu groß gewesen.
    Er setzte sich plötzlich auf, drohte den Sternen mit der geballten Faust und fing an zu weinen. Joe Miller, der direkt hinter ihm auf dem pilzförmigen Steindach hockte, streckte einen seiner gigantischen Arme aus und berührte sanft Clemens’ Schulter. Von Richthofen sah betreten zur Seite. Plötzlich sagte er: »Ich will froh sein, wenn unsere Gräle wieder funktionieren. Ich hätte jetzt Lust auf eine Zigarre.«
    Clemens lachte, trocknete seinen Tränen und meinte: »Ich bin wirklich keine Heulsuse, aber ich habe es mir abgewöhnt, mich meiner Tränen zu schämen, wenn ich in eine solche Situation komme. – Dies hier ist eine traurige Welt. Sie ist beinahe so deprimierend wie unsere gute alte Erde, auch wenn wir wieder im Besitz jugendlicher Körper sind, für unseren Lebensunterhalt nicht zu arbeiten brauchen, keine unbezahlten Rechnungen kennen, keine Angst davor zu haben brauchen, Frauen zu schwängern oder uns Krankheiten aufzuhalsen. Und sogar wenn wir sterben, brauchen wir keine Angst zu haben: Am nächsten Tag wachen wir irgendwo quietschfidel und munter wieder auf, ohne daß wir einen Kratzer an Leib und Seele davongetragen haben. Und trotzdem hat dieses Leben nach dem Tode nicht das geringste mit dem gemein, das uns die Prediger auf der Erde versprochen haben. Was natürlich niemanden sonderlich überrascht. Und vielleicht ist es auch gut so. Wer hätte schon im Ernst Lust dazu, auf aerodynamisch instabilen Flügeln dahinzuschweben oder den ganzen Tag auf einer Wolke herumzustehen. Harfe zu spielen und ein

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