Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03
Logik her gesehen stellt sich die Frage, aus welchem Grund es so etwas wie eine Seele oder ein Wathan überhaupt geben soll. Welchen Sinn soll die Existenz des Wathan haben, wenn der größte Teil davon vergeudet wird, ausgelöscht, wie ein Schwarm lästiger Fliegen? Und was geschieht mit jenen, die ihr Leben lang nach hoher ethischer Perfektion gestrebt haben, dadurch beinahe heilig geworden sind, wenn Sie so wollen, und dann doch nichts davon haben? Wenn der Dank für ihre Mühe den Verlust des eigenen Bewußtseins, der Individualität und der Menschlichkeit mit sich bringt?
Nein, wenn ich schon unsterblich werden soll, möchte ich das als ich selbst, als Savinien de Cyrano de Bergerac sein. Ich lege keinen Wert darauf, zur hirnlosen Zelle im Körper einer unbekannten, göttlichen Wesenheit zu werden – ohne Namen und Bewußtsein!<
>Wie die meisten Ihrer Art<, sagte der Fremde, >reden auch Sie zuviel. Aber lassen wir das…< Er zögerte und sagte darin: >Es existiert noch eine dritte Alternative, die Ihnen möglicherweise gefällt. Ich habe Ihnen an sich nichts davon erzählen wollen… und werde jetzt auch nicht darüber sprechen. Jetzt ist weder die richtige Zeit noch die beste Gelegenheit dazu. Vielleicht beim nächstenmal. Ich werde in Kürze wieder aufbrechen müssen.
Zuerst jedoch erwarte ich von Ihnen eine klare Antwort auf eine klare Frage: Sind Sie bereit, mit mir zusammenzuarbeiten?<
>Wie kann ich jemandem meine Unterstützung zusagen, wenn ich nicht einmal weiß, ob die Sache, die er vertritt, überhaupt unterstützenswert ist? Nach dem wenigen, was ich weiß, könnten Sie ebenso gut Satan persönlich sein!<
Er kicherte hohl und sagte: >Sie sind einer von denen, die sowohl die Existenz Gottes als auch die des Teufels bestreiten. Ich bin weder der Teufel, noch entsprechen meine Pläne den seinigen. Ich bin voll und ganz auf Ihrer Seite, auf der Seite der irregeführten, leidenden Menschheit. Ich kann das natürlich nicht beweisen. Jedenfalls nicht im Moment. Aber bedenken Sie eins: Ist Ihnen einer meiner Kollegen jemals erschienen? Haben sie irgend etwas anderes getan, als Sie von den Toten aufzuwecken, um Sie an einem Experiment teilnehmen zu lassen, dessen Zweck man Ihnen Vorenthält? Habe ich Sie nicht aus Milliarden möglicher Kandidaten ausgewählt, um mir in diesem lautlosen Kampf hinter der Bühne zur Seite zu stehen? Sie und elf andere? Warum ich Ihnen diese Ehre zukommen lasse? Ich werde es Ihnen sagen. Ich tat es deswegen, weil ich weiß, daß Sie zu den Leuten gehören, die mir dienlich sein können, weil Ihr Wathan mir sagt, daß Sie auf meiner Seite stehen.<
>Es ist also vorausbestimmt?< fragte ich. >Ich glaube nicht an derlei Dinge.<
>Nein. Es gibt auch keine Vorausbestimmung, jedenfalls nicht in dem Sinne, in dem Sie diesen Ausdruck gebrauchen. Es wäre zu Umständlich, Ihnen die Sache zu erklären, und möglicherweise würden Sie sie auch nicht glauben. Alles, was ich Ihnen im Moment sagen kann, ist, daß ich auf Ihrer Seite stehe. Ohne mich sind Sie und die meisten Ihrer Art verloren. Sie müssen einfach an mich glauben.<
>Was aber<, rief ich aus, >können wir paar armseligen Menschlein schon tun? Wir stehen Übermenschen mit unglaublichen Kräften gegenüber!<
Und er erwiderte, daß wir zwölf nicht das geringste ausrichten könnten, wenn wir nicht einen Freund bei Hofe hätten. Dieser Freund sei er. Wir zwölf müßten uns treffen und zusammen zum Nordpol reisen, zu dem Turm, der sich aus der Mitte des Sees erhebt. Allerdings müßten wir aus eigenen Kräften den Weg dorthin finden, er sei nicht in der Lage, uns dorthin zu fliegen. Er hätte auch keine Zeit, mir zu erklären, warum das nicht ginge.
>Ich muß langsam und vorsichtig zu Werke gehen<, erklärte er mir. >Und Sie müssen mir versprechen, daß Sie keinem Menschen gegenüber etwas von unserem Gespräch erwähnen, ausgenommen davon sind natürlich die anderen Leute, deren Unterstützung ich mir gesichert habe.
Der Grund dafür ist die Möglichkeit, daß Sie von einem Agenten aufgespürt werden. Das würde bedeuten, daß man alle Ihre Erinnerungen, soweit sie mich und unsere Zusammenkünfte betreffen, kontrollieren kann. Und dann befände ich mich in einer schrecklichen Gefahr.<
>Aber wie soll ich die anderen erkennen?< fragte ich. >Wie soll ich dahin kommen, wo sie sich aufhalten, oder sie zu mir? Wer sind diese Leute überhaupt?<
Während ich ihm diese Fragen stellte, kam ich mir gleichzeitig ehrfürchtig und
Weitere Kostenlose Bücher