Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03
schleppten mehrere von Johns Leuten jetzt einen Raketenwerfer heran. Die Pistolen- und Gewehrkugeln konnten der Maschine zwar nicht sonderlich viel anhaben, aber mit einem solchen Ding war keinesfalls zu spaßen. Es würde Boynton nichts anderes übrigbleiben, als den Kopter so schnell wie möglich aus der Gefahrenzone zu bringen.
Glücklicherweise gehörte der Pilot aber nicht zu den Männern, denen man leicht Angst einjagen konnte. Und außerdem war er ungeheuer wütend darüber, daß ihnen ihr Gefangener im letzten Moment doch noch entwischt war.
Deswegen steuerte er die Maschine nicht von der Rex weg, sondern flog genau auf sie zu. Als der Kopter etwa neunzig Meter vom Rücken des Raketenwerfers entfernt war, feuerte er die vier Raketen ab, mit denen man sie vor dem Abflug versorgt hatte. Flammenzungen hinter sich herziehend jagten die Geschosse auf das Schiff zu und ließen den gerade in Stellung gebrachten Werfer und seine Mannschaft in Rauch und Feuer aufgehen. Glühende Metallteile flogen durch die Luft.
»Das wird ihnen eine Lehre sein!« knurrte Boynton.
»Wollen wir ihnen noch ‘ne Salve auf den Pelz brennen?« fragte Sturtevant.
»Du meinst mit dem Maschinengewehr?« Cyrano schüttelte den Kopf. »Nein, laßt uns jetzt mit Volldampf von hier verschwinden. Wenn es nur einen Überlebenden gegeben hat und er an einen anderen Raketenwerfer geht, ist es aus mit uns. Wir haben unsere Mission nicht erfüllen können und es sind schon zu viele tapfere Männer gestorben, als daß wir uns jetzt noch einem solchen Risiko aussetzen könnten.«
»Ich würde nicht sagen, daß wir versagt haben«, warf Boynton ein. »Sicher, es ist uns nicht gelungen, John mitzunehmen, aber er ist tot. Und es wird sehr, sehr lange dauern, bis die Rex wieder einsatzbereit sein wird.«
»Du glaubst also, daß John tot ist, wie?« fragte Cyrano. »Ich würde das ja auch gerne glauben. Aber ich würde seinen Tod niemals beschwören, solange ich seine Leiche nicht gesehen habe.«
67
Vor Schmerzen stöhnend untersuchte die Mannschaft der Jules Verne rasch ihre Verletzungen. Von drei stark schmerzenden Rippen nahm Frigate an, daß sie gebrochen oder zumindest angeknackst waren. Frigates Halsmuskeln taten dermaßen weh, daß er glaubte, sie müßten gerissen oder verrenkt sein. Tex und Frisco-Kid hatten blutige Nasen, und das Knie Kids hatte ebenfalls etwas abbekommen. Pogaas konnte Hautabschürfungen auf der Stirn vorweisen und blutete. Lediglich Nur war unversehrt geblieben. Aber jetzt war nicht die richtige Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Der Ballon stieg zwar jetzt wieder, entfernte sich aber von den Bergen. Die Gewitterwolken verschwanden ebenso schnell wie eine Einbrecherbande beim Ertönen einer Polizeisirene. Glücklicherweise arbeitete das Beleuchtungssystem noch, so daß Frisco-Kid die Instrumente beobachten konnte. Im Schein einer Taschenlampe trugen er und Nur eine dünne Flüssigkeit auf die Röhrenverbindungen auf. Nur, der sie sich mit einem Vergrößerungsglas ansah, gab bekannt, daß sich auf ihnen keine Blasen bildeten. Anscheinend waren sie nicht undicht geworden, denn sie ließen keinen Wasserstoff entströmen.
Nur öffnete die Deckenluke und kletterte zusammen mit Pogaas auf den Ring hinaus. Während der Schwarze ihm mit der Taschenlampe den Weg wies, klettere Nur mit der Geschicklichkeit eines Affen an den Seilen hoch. Er kam zwar nicht nahe genug an den Ballonhals heran, aber er meldete, daß die Hülle sich immer noch dicht um die Rohrleitungen schloß.
Frisco-Kid hörte ihm skeptisch zu. »Yeah«, meinte er, »sie scheinen in Ordnung zu sein. Aber mit Sicherheit werden wir das erst sagen können, wenn wir alles Gas aus dem Ballon abgelassen haben.«
»Solange wir uns in einer guten Strömung befinden«, sagte Frigate, »bleiben wir in der Luft. Wir sollten keinesfalls landen, ehe wir nicht in die Polarwinde eintauchen. Wenn unsere geschätzte Reisegeschwindigkeit stimmt, müßte das morgen der Fall sein. Wenn wir jetzt heruntergehen, könnten wir den Ballon verlieren. Zumindest wissen wir nicht, wie die Leute auf seinen Anblick reagieren. Man hat in den Anfangstagen der irdischen Ballonfahrt eine ganze Reihe dieser Fahrzeuge durch den Angriff unwissender oder abergläubischer Hinterwäldler verloren, die plötzlich verrückt spielten, wenn Aeronauten in ihren Gebieten landeten. Sie hielten die Ballons für Teufelswerk oder Fortbewegungsmittel böser Zauberer. Das gleiche könnte auch uns
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