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Farmer, Philip José - Flusswelt 04

Farmer, Philip José - Flusswelt 04

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das magische Labyrinth
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Diesmal gab er sich aus irgendeinem Grund, den er seinen Gefährten nicht erklärte, als Gwalchgwynn aus und behauptete, ein Waliser aus dem Mittelalter zu sein, der gelebt hatte, als die Briten sich zum letzten Mal den vordringenden Angeln, Sachsen und Juden in den Weg gestellt hatten.
    »Es bedeutet >Weißer Falke<, Majestät«, erklärte er.
    »Tatsächlich?« erwiderte John. »Für einen weißen Falken sind Sie ein ziemlich dunkler Typ.«
    Kazz, der männliche Neandertaler, grunzte: »Er ist ein ausgezeichneter Fechter und Schütze, Majestät. Er würde einen guten Kämpfer für Sie abgeben.«
    »Vielleicht werde ich ihm irgendwann eine Chance geben, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen«, sagte John.
    Mit halbgeschlossenen Augen sah er Kazz an. John war etwa einen Meter fünfundsiebzig groß. Kazz war untersetzt und hatte, wie alle Menschen seines Zeitalters, schwere Knochen. Sein birnenförmiger Kopf, die niedrige Stirn, die wulstigen Brauen, die breite, flache Nase und sein vorstehendes Kinn machten ihn nicht gerade zum Adonis, aber den affenähnlich wirkenden Neandertalern, die man auf Zeichnungen oder frühen Museumsrekonstruktionen bewundern konnte, glich er auch nicht. Er war zwar behaart, aber nicht mehr als ein stark behaarter Mensch späterer Zeitalter.
    Besst, seine Gefährtin, war zehn Zentimeter kleiner als er und auch keine Aphrodite.
    Die beiden interessierten John trotzdem. Sie waren zwar klein, aber mit großen Kräften ausgestattet, und sowohl der Mann als auch die Frau würden gute Krieger abgeben. Und da Dummheit und Intelligenz unter modernen Menschen ebenso verteilt waren wie unter Neandertalern, mußte ihre niedrige Stirn nicht unbedingt auf Stupidität hindeuten.
    Die Hälfte von Johns Besatzung entstammte dem frühen Paläolithikum.
    John, den man Lackland – Ohneland – nannte, weil er über lange Zeiten hinweg nicht in der Lage gewesen war, über jene Staaten zu herrschen, denen er aufgrund seiner Titel angeblich vorstand, war der jüngere Bruder von König Richard Löwenherz, jenem Monarchen, dem der legendäre Robin Hood während der Regentschaft Johns über England treu geblieben war. Er hatte breite Schultern, eine athletische Gestalt, ein eckiges Kinn, dunkelbraunes Haar, blaue Augen und ein entsetzliches Temperament, obwohl das für einen mittelalterlichen König nichts Ungewöhnliches bedeutete. Er hatte zu seinen Lebzeiten und nach seinem Tod einen ziemlich schlechten Ruf gehabt, obwohl er nicht schlimmer gewesen war als seine Vorgänger, seine Nachfolger oder sein Bruder. Die Chronisten seiner und späterer Zeiten hatten ihn in einem übertrieben schiefen Licht erscheinen lassen, und man hatte ihn dermaßen gehaßt, daß es zur Tradition wurde, keinem Angehörigen der königlich-britischen Familie den Namen John zu geben.
    Richard hatte seinen Neffen Arthur von Britannien zu seinem Erben bestimmt. John, der sich geweigert hatte, dies hinzunehmen, hatte Arthur bekämpft, ihn gefangengenommen und ihn im Schloß von Falaise – später dann in Rouen – eingesperrt. Dort war Richards Neffe unter rätselhaften Umständen verschwunden, was die meisten Leute glauben machte, John habe ihn erschlagen und seine Leiche mit Steinen beschwert in die Seine geworfen. John hatte diese Anschuldigungen weder bestätigt noch zurückgewiesen.
    Ein weiterer schwarzer Fleck auf seiner Weste, die übrigens auch nicht schwarzer war als die vieler anderer Monarchen, war die unbestreitbare Tatsache, daß er die Frau und den Sohn eines seiner Feinde, des Barons de Braose, hatte verhungern lassen.
    Es gab noch viele andere Geschichten, von denen einige sogar wahr waren, über seine bösen Taten. Aber erst viele Jahrhunderte später hatten objektive Historiker herausgefunden, daß England ihm auch viel Gutes verdankte.
    Burton wußte mit der Ausnahme, daß er Samuel Clemens’ Schiff gestohlen hatte, nicht viel über Johns Leben auf der Flußwelt. Er wußte allerdings, daß es besser war, dies gegenüber dem König nicht zu erwähnen.
    John selbst führte sie durch das Schiff. Er zeigte ihnen vom untersten bis zum obersten Deck nahezu alles: das Kesseldeck, das Hauptdeck, das Hurrikandeck, das Landedeck und das Texasdeck, einen Vorsprung, der aus der unteren Etage des zweistöckigen Ruderhauses herausragte. Als sie sich im Ruderhaus aufhielten, erzählte Alice dem König, daß sie durch seinen Sohn John of Gaunt von ihm abstammte.
    »Wahrhaftig«, sagte er. »Waren Sie eine Prinzessin oder eine

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