Farmer, Philip José - Flusswelt 04
Jacques, aber das klingt gar nicht nach dem Menschentyp, mit denen ein Clemens sich umgeben würde. Sicher, er war ein Besessener und hat manche Dinge getan, um sein Schiff fertigzustellen, die er besser unterlassen hätte, aber er gehört – oder gehörte – nicht zu den Menschen, denen man ein solches Benehmen nachsagen kann.«
»Wer weiß, in welche Richtung er sich nach all den Jahren entwickelt hat? Der Name seines Schiffes ist zum Beispiel ein ganz anderer als der, den du mir nanntest. Statt Nicht vermietbar heißt es Rex Grandissimus.«
»Das ist seltsam. Das hört sich eher nach einem Namen an, wie ihn König John auswählen würde.«
»Nach allem, was du mir über diesen John erzählt hast, ist es vielleicht möglich, daß er Clemens umgebracht und das Schiff übernommen hat. Aber wie immer die Wahrheit auch aussehen mag, ich möchte, daß du das Schiff an der Grenze empfängst.«
»Ich?«
»Du kennst die Leute, die das Schiff gebaut haben. Ich möchte, daß du zu ihnen an Bord gehst. Du mußt herausfinden, in welcher Situation sie sich befinden und welcher Art ihre Charaktere sind. Außerdem mußt du abschätzen, wie groß ihre militärische Stärke ist.«
Hermann machte ein überraschtes Gesicht.
»Du hast mir von der Geschichte berichtet, die dieser riesige, langnasige Mann – Joe Miller? – Clemens erzählte, und die Clemens dann weiterverarbeitete. Wenn sie stimmt und sich in der Mitte des Polarsees wirklich ein großer Turm befindet, werden diese Leute nicht zögern, in ihn einzudringen. Ich halte ihr Vorhaben für verwerflich.«
»Für verwerflich?«
»Ja, und zwar deswegen, weil der Turm ganz offensichtlich ein Werk der Ethiker ist. Die Leute von diesem Schiff wollen in ihn eindringen, seine Geheimnisse entdecken und die Ethiker vielleicht sogar gefangen nehmen oder töten.«
»Das kannst du nicht wissen«, sagte Hermann.
»Es ist aber vernünftig, damit zu rechnen.«
»Ich habe Clemens niemals sagen hören, daß er irgendwelche Macht ausüben will. Er wollte lediglich zu den Quellen des Flusses vorstoßen.«
»Was er in der Öffentlichkeit und im privaten Kreis sagt, können durchaus zwei verschiedene Dinge sein.«
»Also wirklich, Jacques«, sagte Hermann, »was geht es uns an, was sie tun – selbst dann, wenn sie tatsächlich die Absicht haben, sich dem Turm zu nähern? Du glaubst doch nicht etwa, daß ihre unbedeutenden Maschinchen und Waffen den Ethikern etwas antun könnten? Im Vergleich mit ihnen sind Menschen doch nichts anderes als Würmchen. Und außerdem: Was könnten wir gegen sie ausrichten? Wir dürften nicht einmal Gewalt anwenden, um sie anzuhalten.«
Der Bischof beugte sich vor, und seine großen, gebräunten Hände packten die Schreibtischkante. Er starrte Hermann an, als wollte er ihn sezieren, ihn Schicht für Schicht freilegen, um in sein Innerstes hineinzusehen.
»Irgend etwas stimmt nicht mehr mit dieser Welt! Zuerst haben die Wiedererweckungen aufgehört. Das war offenbar kurz nach deinem letzten Ableben. Erinnerst du dich daran, wie verwundert die Menschen darauf reagierten?«
Hermann nickte und sagte: »Ich hatte selbst fürchterliche Angst. Ich war verzweifelt und reagierte mit panischer Angst. Ich wäre beinahe von meinem Glauben abgefallen.«
»Mir erging es nicht anders. Aber als Erzbischof mußte ich meine Herde beruhigen, obwohl ich über keine Fakten verfügte, die ich zur Basis einer neuen Hoffnung hätte machen können. Es war nicht auszuschließen, daß die Zeit, die man uns zugestanden hatte, abgelaufen war; daß alle, die sich bewährt hatten, nun einen Schritt vorwärts machten, während die anderen starben, und ihre Käs auf ewig durch das Universum trieben.
Aber daran glaubte ich nicht, denn mir war klar, daß ich selbst für diesen Schritt noch nicht reif genug war. Ich werde noch einen weiten Weg gehen müssen, bis ich dazu bereit bin.
Denn hätte der Ethiker mich zum Begründer einer neuen Kirche gemacht, wenn ich nicht selbst ein aussichtsreicher Kandidat für diesen Schritt zum Höheren hin gewesen wäre?
Oder hatte ich etwa – und du kannst dir den Schmerz, den ich bei diesem Gedanken empfand, sicher vorstellen – versagt? War ich dazu ausersehen, den anderen den Weg zum Heil zu zeigen und selbst hinter ihnen zurückzubleiben? Wie Moses, der seinem Volk den Weg ins Gelobte Land wies und es selber nicht betreten durfte?«
»Oh, nein!« rief Hermann aus. »Das hätte nicht sein können!«
»Es hätte sein können«, sagte La
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