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Farmer, Philip José - Flusswelt 04

Farmer, Philip José - Flusswelt 04

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das magische Labyrinth
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kannte, ließ ihn auch hier nicht los, nur war das Gefühl der Ekstase jetzt doppelt so stark. Kein Motor brüllte ihm in die Ohren, kein Ölgeruch drang in seine Nase. Das Gefühl des Eingeschlossenseins existierte nicht.
    Manchmal segelte er an einem Ballon vorbei und winkte den Leuten in den darunterhängenden Körben aus Flechtwerk zu. In seiner Freizeit hatte er mit Kren ebenfalls Ballonflüge gemacht. Sie ließen sich manchmal bis in eine Höhe von tausend Metern hinauftragen und sich vom Wind durch das Tal treiben. Wenn er genügend Zeit hatte, schwebten sie den ganzen Tag so herum, unterhielten sich, aßen und liebten sich sogar in dem beengten Korb, während der Wind sie lautlos dahintrug.
    Wenn sie gegen Sonnenuntergang den Wasserstoff abließen, landeten sie an einem der Ufer, verstauten die zusammengesunkene Ballonhülle im Inneren des Korbes und fuhren am nächsten Tag mit einem Boot flußaufwärts.
    Eine halbe Stunde später zog Hermann über dem Fluß eine Schleife, wendete und landete auf dem Uferstreifen. Zur gleichen Zeit wie einige hundert andere zerlegte er seinen Gleiter in seine Bestandteile und ging dann, ein beachtliches Bündel auf dem Rücken tragend, auf die Felsnadel zu, von der er abgesprungen war.
    Ein Kurier mit einem rotgelben Blütenkranz hielt ihn an. »La Viro möchte dich sehen, Bruder Fenikso.«
    »Ich danke dir«, sagte Hermann, der gleichzeitig von einem leichten Schock ergriffen wurde. Hatte der Oberste Bischof entschieden, daß nun die Zeit gekommen war, ihn wieder in die Welt hinauszuschicken?
    La Viro erwartete ihn im Innern des rotschwarzen Steintempels in seinem Privatquartier. Hermann wurde durch mehrere hohe Räume in eine kleine Kammer geleitet, dann schloß sich hinter ihm eine Eichentür. Das Zimmer, in dem er sich befand, war einfach möbliert. Er sah einen großen Tisch, mehrere wuchtige Sessel aus Fischleder, ein paar kleinere Sitzgelegenheiten aus Bambus, zwei Feldbetten; einen kleinen Tisch, auf dem verschiedene Wasser- und Alkoholkrüge, Tassen, Zigarrenschachteln, Zigaretten, Feuerzeuge und Streichhölzer verstreut waren; einen Nachttopf, zwei Gralzylinder; an den Wänden befestigte Holzschienen, an denen Gardinen hingen; ein vor der Wand stehendes Tischchen, über dem ein Spiegel aus Glimmerschiefer hing; und ein weiteres Tischchen, auf dem Lippenstifte, kleine Scheren und Kämme lagen, mit denen die Gräle sie hin und wieder versorgten. Auf dem Boden lagen mehrere Matten aus Bambusfasern und eine sternenförmige Fischhaut. Vier Fackeln, deren Enden in Wandhaltern steckten, spendeten Licht. Die Privattür, die ins Freie führte, war geöffnet und ließ Luft und Sonnenschein herein. Die Luftlöcher in der Zimmerdecke versorgten den Raum mit zusätzlicher Ventilation.
    Als Hermann eintrat, stand La Viro auf. Er war groß, maß mehr als einen Meter achtzig und war ziemlich dunkelhäutig. Seine Nase glich dem Schnabel eines gewaltigen Adlers.
    »Willkommen, Fenikso«, sagte er mit seiner tiefen Stimme. »Nimm Platz! Möchtest du einen Schluck trinken – oder eine Zigarre?«
    »Nein, Jacques, vielen Dank«, sagte Hermann. Er setzte sich auf den angebotenen Stuhl.
    Der Oberste Bischof nahm wieder Platz. »Du hast doch sicher auch von diesem großen Eisenschiff gehört, das den Fluß heraufkommt? Die Trommeln sagen, es sei noch etwa achthundert Kilometer von unserer südlichen Grenze entfernt. Das bedeutet, daß es unser Gebiet in etwa zwei Tagen erreichen wird.
    Du hast mir alles erzählt, was du über diesen Clemens und seinen Partner John Lackland weißt. Natürlich konntest du nicht wissen, was nach deinem Tod passierte, aber allem Anschein nach ist es den beiden gelungen, sich ihrer Gegner zu entledigen und das Schiff doch noch fertigzustellen. Sie werden bald unser Territorium durchqueren. Nach dem, was ich gehört habe, sind sie jedoch nicht kriegslüstern, also besteht kein Grund zur Furcht. Immerhin sind sie auf die Kooperationsbereitschaft derjenigen, denen die Gralsteine gehören, angewiesen. Sie haben zwar die Macht, sich zu nehmen, was sie benötigen, aber sie tun das offenbar nicht, wenn man sie nicht dazu zwingt. Was das Benehmen der Schiffsbesatzung angeht, habe ich allerdings ein paar beunruhigende Berichte gehört. Wenn das Schiff anhält, um den Leuten – wie heißt es doch gleich? – Landurlaub zu geben, kommt es hin und wieder zu häßlichen Zwischenfällen, die hauptsächlich mit Trunkenheit und Frauen zu tun haben.«
    »Entschuldige,

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