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Farmer, Philip José - Flusswelt 05

Farmer, Philip José - Flusswelt 05

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Götter der Flußwelt
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stehen.
    »Wir hören dich zwar alle gern spielen«, sagte er (er selbst allerdings nicht, denn er hatte für keine Musikrichtung etwas übrig), »aber wir haben eine Konferenz, eine sehr wichtige, eine lebenswichtige, weißt du, im vollsten Sinne des Wortes, und es ist nicht an der Zeit, uns abzulenken oder zu zerstreuen. Wir brauchen in dieser Sache jedermanns Grips. Sonst sterben wir vielleicht deswegen, weil einer sein Scherflein dazugetan hat.«
    Turpin blickte lächelnd zu Burton auf; seine Finger huschten spinnenähnlich über die Tasten. Die lange, erschöpfende und gefährliche Reise zum Turm hatte ihn auf einhundertfünfundsiebzig Pfund abmagern lassen. Aber seit er hier war, hatte er sich mit Essen und Schnaps so vollgestopft, daß sein Gesicht allmählich wieder einem Vollmond glich. Seine großen Zähne waren angesichts seiner dunklen Haut sehr weiß - nicht so dunkel wie die Burtons -, und sein dunkelbraunes, gewelltes Haar war nicht verfilzt. Er hätte als Weißer durchgehen können, hatte sich jedoch dazu entschlossen, auf der Erde in der Schwarzen Welt zu bleiben.
    »Nigger zu sein ist, wie man aufwächst, wie man denkt«, pflegte er manchmal zu sagen. »Wie die Bibel schon sagt, es ist sinnlos, wider den Stachel zu locken.« In solchen Fällen lachte er leise, wobei es ihm gleichgültig war, ob seine Zuhörer es verstanden hatten, daß er mit dem >Stachel< die Weißen meinte.
    »Dachte, ich geb euch großen Denkern ‘n bißchen Hintergrundmusik. Ich bin nicht gut im Kopfzerbrechen.«
    »Du hast was auf dem Kasten«, sagte Burton, »und das brauchen wir. Außerdem müssen wir als Team handeln, wie Soldaten einer kleinen Armee. Wenn jeder das tut, was er will, und diese Krise ignoriert, werden wir bald ein ungeordneter Pöbelhaufen sein.«
    »Und du bist der Captain, Mann«, sagte Turpin. »Okay.«
    Er ließ die Hände sinken, die Akkorde brachen zusammen, und er stand auf.
    »Führ’n Sie uns, MacDuff!«
    Obwohl Burton wütend war, ließ er sich nichts davon anmerken. Er schlen-derte zum Tisch zurück. Turpin folgte ihm dichtauf und blieb neben seinem Stuhl stehen. Noch immer lächelnd, setzte er sich.
    »Ich schlage vor, wir warten, bis wir den Inhalt dieser Papiere kennen«, sagte Burton. Er deutete mit der Hand auf den Mechanismus, der die Blätter sammelte, sortierte und aufstapelte, die aus einem Schlitz in der Wand flogen. »Sobald wir eingehender erkannt haben, was uns möglich ist und was nicht, können wir Pläne schmieden.«
    »Es wird eine Weile dauern«, sagte De Marbot. »Wir müssen nicht nur ein Buch, sondern eine ganze Bibliothek lesen.«
    »Wir kommen nicht dran vorbei.«
    »Du sprichst von Grenzen«, sagte Nur, »und das ist notwendig und gut. Aber innerhalb dessen, was wir Grenzen nennen, haben wir eine solche Macht, wie sie sich die größten Könige auf der Erde nicht erträumen konnten. Diese Macht wird unsere Stärke, aber auch unsere Schwäche sein. Ich sollte lieber sagen, sie wird uns versuchen, sie zu mißbrauchen. Ich bete zu Gott, daß wir stark genug sein werden, unsere Schwächen zu überwinden - wenn wir welche haben.«
    »Wir sind nur in gewissem Sinne Götter«, sagte Burton. »Wir sind eher Menschen mit gottähnlicher Macht - Halbgötter.«
    »Halbgare Götter«, sagte Frigate.
    Burton lächelte. »Wir haben auf dem Fluß viel durchgemacht«, sagte er. »Er hat uns gegeißelt, die Spreu vom Weizen getrennt. Hoffe ich. Wir werden es sehen.«
    »Der größte Feind ist nicht das Unbekannte«, sagte Nur.
    Er brauchte nicht zu erklären, wie er diesen Satz meinte.

3
    Ein klassischer griechischer Philosoph, Heraklit, hat einmal gesagt: »Der Charakter bestimmt das Schicksal.«
    Burton dachte an diesen Ausspruch, als er in seinem Schlafraum auf und ab schritt. Was Heraklit gesagt hatte, war nur teilweise wahr. Jeder hatte einen einzigartigen Charakter. Doch er wurde von der Umgebung geprägt. Und jede Umgebung war einzigartig. Kein Ort war irgendeinem anderen exakt gleich. Darüber hinaus war der Charakter einer Person Teil jener Umgebung, in der sie reiste. Wie eine Person handelte, hing nicht nur von ihrem Charakter ab, sondern auch von den besonderen Umständen und Beschränkungen der Umgebung, wozu auch das eigene Ich zählte. Das Ich trug sämtliche Umgebungen in sich, in denen die Person gelebt hatte. Diese waren in gewissem Sinn Geister, manche aus dickerem Ektoplasma als die anderen, und daher starke Heimsucher des mobilen Heims, der Person.
    Ein anderer

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