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Farmer, Philip José - Flusswelt 05

Farmer, Philip José - Flusswelt 05

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Götter der Flußwelt
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brauchen eine, bis auf Marcelin - und vielleicht Nur«, sagte Turpin. »Mann, es war eine lange, schwere Zeit!«
    »Was ist mit Alice?« fragte Aphra Behn. »Sie braucht einen Mann.«
    »Sprich nicht für mich!« sagte Alice scharf. Burton hämmerte mit der Faust auf den Tisch. »Alles der Reihe nach!« bellte er. »Wir müssen eine gemeinsame Front haben«, fuhr er dann, schon leiser, fort, »und zusammenhalten, wie lästig es uns auch fällt. Die anderen, nebensächlichen Dinge, wenn ich mal so sagen darf, können wir später klären. Wir haben eine Menge miteinander durchgemacht, und wir können zusammenarbeiten. Wir waren ein gutes Team, trotz einiger Differenzen, die in letzter Zeit ein paar Reibereien verursacht haben. Wir müssen zusammenarbeiten und Zusammensein, oder wir werden nacheinander umgebracht. Gibt es jemanden, der nicht zur Zusammenarbeit bereit ist?«
    »Wenn jemand darauf besteht, allein zu wohnen«, sagte Nur, »macht er sich verdächtig.«
    Es kam zu einem Aufruhr, der sich erst legte, als Burton wieder auf den Tisch schlug.
    »Das Eingepferchtsein wird uns zweifellos an die Nerven gehen. Aber uns haben schon schlimmere Dinge im Magen gelegen, und je besser wir zusammenarbeiten, desto eher werden wir imstande sein, unseren eigenen Interessen nachzugehen.«
    Alice runzelte die Stirn, und er wußte, was sie dachte. Seit ihrer letzten Trennung hatte sie ihn so weit wie möglich gemieden. Und nun…
    »Wenn wir schon in einem Gefängnis sind«, sagte Frigate, »dann aber im besten zweier Welten.«
    »Kein Gefängnis ist gut«, sagte Turpin. »Warst du schon mal im Knast, Pete?«
    »Nur in dem, den ich aus meinem Leben gemacht habe«, sagte Frigate. »Aber er war erträglich.«
    Das ist nicht wahr, dachte Burton. Frigate war auf der Flußwelt mehrmals ein Gefangener gewesen, einmal sogar ein Sklave Hermann Görings. Aber er sprach metaphorisch. Ein höchst metaphorischer Mensch, dieser Frigate. Gewandt, ein Wortkünstler, ehrgeizig, was er frohen Herzens eingestehen würde, ein Mann, der Emily Dickinson zitierte, um sich selbst zu rechtfertigen.
    »Erfolg liegt im Umweg.«
    Sich selbst zitierend, würde er sagen: »Der literarische Mensch verschmutzt die Wirklichkeit.«
    »Nun, Captain, was tun wir jetzt?« sagte Frigate.
    Es war nun von vorrangiger Wichtigkeit, in die einzelnen Wohnungen zu gehen und ihre wenigen Besitztümer in die große Wohnung am Ende des Korridors zu bringen. Sie gingen zusammen, da ein Alleingang gegen die Vereinbarung verstieß, und suchten sich dann ihre Schlafräume aus. Alice wählte das, das am weitesten von dem Burtons entfernt lag. Peter Frigate wählte das Zimmer daneben. Burton lächelte grimmig, als er es bemerkte. Es war eine allgemein bekannte, aber generell unausgesprochene Tatsache, daß der Amerikaner in Alice Pleasance Liddell Hargreaves >verliebt< war. Er war es schon immer gewesen, das heißt, seit er im Jahr 1964 Fotos von ihr (im Alter von zehn und achtzehn Jahren) in einer Biographie Lewis Carrolls gesehen hatte. Er hatte eine Kriminalgeschichte geschrieben - Der Ritter der Herzen -, in dem die dreißigjährige Alice als Amateurdetektivin mitgespielt hatte. 1983 hatte er eine öffentliche Sammlung organisiert, um auf ihrem ungekennzeichneten Grab in der Familiengruft der Hargreaves in Lyndhurst ein Denkmal für sie zu errichten. Aber die Zeiten waren damals hart gewesen, und man hatte nur wenig gespendet. Dann war Frigate gestorben, und er hatte immer noch nicht erfahren, ob sein Projekt vollendet worden war. Wenn doch, befand sich nun über Alices Leichnam ein gemeißeltes Marmormonument, das sie mit dem Märzhasen, der Haselmaus, dem Verrückten Hutmacher und dem Kopf der Edamer Katze beim Teetrinken zeigte.
    Die Begegnung mit ihr hatte seine Liebe für sie nicht geringer werden lassen (wie es ein Zyniker vielleicht erwarten würde), sondern nur noch heißer. Der literarische Reiz war fleischlich geworden. Doch hatte er weder ihr noch Burton gegenüber nie ein Wort über seine Leidenschaft erwähnt. Er mochte Burton zu gern - oder hatte ihn zu gern gehabt -, um sich ihr (wie er es nennen würde) auf unehrenhafte Art zu nähern. Alice hatte nie die geringste Andeutung gemacht, daß sie ihm ähnliche Gefühle entgegenbrachte. Was jedoch nicht unbedingt etwas zu bedeuten hatte, denn Alice beherrschte es meisterhaft, ihre Gefühle in gewissen Situationen zu verbergen. Es gab die öffentliche Alice, und es gab die private Alice. Es gab vielleicht auch eine

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