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Fata Morgana

Fata Morgana

Titel: Fata Morgana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Jolly«, bat Carrie Louise. Sie machte Miss Marple mit Miss Bellever bekannt. »Das ist Miss Bellever, die mir schlicht und einfach alles ist. Krankenschwester, Hausdrache, Wachhund, Sekretärin, Haushälterin und treue Freundin.«
    Juliet Bellever schniefte, und die Spitze ihrer großen Nase färbte sich rosa, ein Zeichen von Gemütsbewegung.
    »Man tut, was man kann«, sagte sie barsch. »Das ist ein verrücktes Haus. Unmöglich, hier einen halbwegs geregelten Tageslauf durchzusetzen.«
    »Aber wie denn auch, liebste Jolly? Ich frage mich, warum du's überhaupt versuchst. Wo wirst du Miss Marple denn einquartieren?«
    »Im Blauen Zimmer. Soll ich sie hinaufbringen?«, erkundigte sich Miss Bellever.
    »Ja, bitte tu das, Jolly. Und bring sie dann zum Tee herunter. Er wird heute in der Bibliothek serviert, glaube ich.«
    Das Blaue Zimmer hatte Vorhänge aus schwerem, ausgebleichtem Brokat, dessen Alter Miss Marple auf etwa fünfzig Jahre schätzte. Die Möbel waren aus Mahagoni, groß und massiv, das Bett ein riesiges Mahagoni-Himmelbett. Miss Bellever öffnete die Tür zum anstoßenden Badezimmer. Es war überraschend modern, in Blasslila gehalten und reich mit blitzendem Chrom ausgestattet.
    »John Restarick hat hier nach seiner Heirat mit Cara zehn Badezimmer einbauen lassen«, bemerkte Miss Bellever giftig. »Die Installationen sind so ziemlich das Einzige, was jemals modernisiert wurde. Er lehnte es kategorisch ab, sonst irgendetwas zu renovieren – er sagte, das ganze Anwesen sei ein vollkommenes Museumsstück. Haben Sie ihn eigentlich gekannt?«
    »Nein, ich bin ihm nie begegnet. Mrs Serrocold und ich haben uns sehr selten gesehen, obwohl wir immer in Briefwechsel standen.«
    »Ein sympathischer Mann«, sagte Miss Bellever. »Aber natürlich ein Nichtsnutz! Ein Taugenichts durch und durch. Aber ein angenehmer Hausgenosse. Ein großer Charmeur. Die Frauen sind ihm nur so nachgelaufen. Das ist ihm dann auch zum Verhängnis geworden. Eigentlich war er gar nicht Caras Typ.«
    Abrupt wurde sie wieder sachlich: »Das Hausmädchen wird Ihre Sachen auspacken. Möchten Sie sich vor dem Tee noch frisch machen?«
    Als diese Frage bejaht wurde, versprach sie, am Treppenabsatz auf Miss Marple zu warten.
    Miss Marple ging ins Bad, wusch sich die Hände und trocknete sie an einem wunderschönen blasslila Handtuch ab. Dann nahm sie den Hut ab und brachte ihr weiches, weißes Haar in Ordnung.
    Draußen vor der Zimmertür wartete Miss Bellever auf sie. Sie führte sie die breite, düstere Treppe hinunter und durch eine dunkle Diele in einen Raum mit bis an die Decke reichenden Bücherregalen und einem großen Fenster mit Blick auf einen künstlich angelegten See.
    Carrie Louise stand an dem Fenster, und Miss Marple trat zu ihr. »Was für ein imposantes Haus«, sagte sie. »Ich komme mir ganz verloren vor.«
    »Ja, ich weiß. Eigentlich ist es grotesk. Ein reicher Eisenfabrikant hat es sich bauen lassen – oder so jemand. Er ging bald darauf Bankrott. Was mich nicht weiter wundert. Es waren ungefähr vierzehn Wohnzimmer da – allesamt riesig. Ich werde nie verstehen, wozu jemand mehr als ein Wohnzimmer braucht. Und die vielen Schlafzimmer. So viel unnötiger Raum. Meins ist regelrecht erdrückend – ein weiter Weg vom Bett zur Frisierkommode. Und große, schwere, dunkelkarminrote Vorhänge.«
    »Hast du es nicht renovieren lassen?«
    Carrie Louise sah sie leicht verwundert an. »Im Großen und Ganzen ist es noch so wie zu der Zeit, als ich mit Eric hier lebte. Es ist natürlich frisch gestrichen worden, aber sie nehmen immer dieselbe Farbe. Diese Dinge sind eigentlich nicht so wichtig, oder? Ich meine, ich hätte es nicht richtig gefunden, eine Menge Geld für so etwas auszugeben, wo es doch so viele weitaus wichtigere Dinge gibt.«
    »Ist im ganzen Haus nichts verändert worden?«
    »O doch, sehr viel sogar. Wir haben sozusagen nur einen Block in der Mitte des Hauses so gelassen, wie er war – die Große Halle und die Räume ringsherum und darüber. Das sind die besten, und Johnnie, mein zweiter Ehemann, hatte ein geradezu poetisches Verhältnis zu ihnen und meinte, sie dürften nie verändert werden. Er war schließlich Künstler und Innenarchitekt und wusste auf diesem Gebiet Bescheid. Dagegen sind der Ost- und der Westflügel vollständig umgebaut worden. Die Räume wurden allesamt durch Zwischenwände aufgeteilt, sodass wir jetzt Büroräume haben und Schlafzimmer für die Lehrkräfte und so. Die Jungen wohnen alle im

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