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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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zustrebten, der umgebauten Wassermühle, die vierzig Schülern als Internat diente. Die weitläufigen modernen Gebäude der Broadhill School erhoben sich zweieinhalb Kilometer weiter östlich hinter einer Weide mit friedlich grasenden Kühen.
    Bis zu dieser Woche waren wir Abend für Abend mit Prüfungsvorbereitungen beschäftigt gewesen, jetzt hatten  wir endlich wieder Zeit für spontane Fußballspiele. Das Abitur war fast vorbei. Ich hatte nur noch das schriftliche Matheexamen vor mir und fand, dass mein Kopf eine Verschnaufpause verdient hatte. In drei Wochen war meine Zeit in Broadhill vorüber. Der lange Weg vom dreizehnjährigen Neuling bis zum achtzehnjährigen Erwachsenen war abgeschlossen. In diesem Augenblick bedauerte ich es fast.
    Ich beschleunigte meinen Schritt, sodass ich Torsten und Guy einholte. »Saubere Flanke«, sagte ich.
    Guy zuckte die Achseln. »Dein Kopf ist kaum zu verfehlen, Davo.«
    Nebeneinander gingen wir über das kleine Rasenstück vor dem Haus.
    »Ich habe vorhin mit meinem Vater gesprochen«, sagte Torsten. Torsten Schollenberger war ein hoch gewachsener, gut aussehender Deutscher, dessen Vater in ganz Europa Beteiligungen an Zeitschriftenverlagen besaß. »Er möchte, dass ich den Sommer über in seinem Büro in Hamburg arbeite.«
    »Was? Das ist unmenschlich«, sagte Guy. »Nach den Prüfungen und dem ganzen Stress?«
    »Ich weiß. Und im September gehe ich in Florida aufs College. Ich brauche eine Pause.«
    »Dann kommst du also nicht mit nach Frankreich?«
    »Sieht nicht so aus.«
    »Mann, das ist doch scheiße. Warum sagst du ihm nicht, er kann dich mal? Du bist achtzehn. Du bist volljährig. Du kannst machen, was du willst.«
    »Du kennst doch meinen Vater, Guy. Er macht, was er will.«
    Ich ging schweigend neben ihnen her. Meine Eltern überlegten, ob sie im Sommer wieder mit dem Wohnwagen nach Devon fahren sollten. Sie hofften, dass ich mitkam. Wahrscheinlich würde ich es tun. Im Wohnwagen war es zwar ziemlich eng, aber ich mochte meine Eltern, und ich mochte Devon. Es machte mir Freude, mit meinem Vater über die Heide zu wandern. Auch er hatte mir einen Sommerjob in seinem Büro angeboten, der kleinen Vertretung einer Bausparkasse in einer Kreisstadt in Northamptonshire. Er wollte mir sechzig Pfund die Woche zahlen. Ich würde das Angebot wohl annehmen. Ich brauchte das Geld.
    Doch ich fand, das war nichts, worüber man mit Guy und Torsten reden konnte.
    Broadhill war eine Schule der besonderen Art. Es war eines der teuersten Internate Englands mit hervorragenden Einrichtungen. Es bot besonders begabten Schülern aber auch Stipendien, und zwar nicht nur aufgrund von überragenden Schulleistungen. Ich hatte das Stipendium zwar meinen Erfolgen in der Schule zu verdanken, aber Phil zum Beispiel, der Torwart, war ein hochbegabter Cellist aus Swansea. Ich wusste, dass Guys Vater das volle Schulgeld bezahlte, obwohl Guy bei seinen Leistungen in Fußball, Kricket und Tennis sicherlich ein Stipendium bekommen hätte. Torsten zahlte wahrscheinlich den doppelten Beitrag.
    Das Ergebnis war eine bunte Mischung von Jungen und Mädchen, in der einfach alles vertreten war: Superreiche und Bedürftige, Genies und Dummköpfe, Leistungssportler und Konzertpianisten. Natürlich gab es auch den üblichen Anteil an Idioten, Faulenzern und bösen Jungs. Alkohol und Tabak erfreuten sich großer Beliebtheit. Gelegentlich zirkulierten auch andere, noch strengeren Verboten unterliegende Stimulanzien. Obwohl im Internat Mädchen und Jungen wohnten, gab es aus
    irgendeinem Grund kaum Sex.
    Ich habe nie herausgefunden, warum. Meine eigenen zaghaften Versuche, diese Situation zu verändern, waren von wenig Erfolg gekrönt. Natürlich gab es eine Schulordnung, die alle Aktivitäten dieser Art verbot, doch es schien eher, als sei das Zölibat von den Schülern selbst gewollt. Schließlich legte ich mir eine Theorie zurecht, eine Art Verallgemeinerung von Groucho Marx’ Diktum, dass er keinem Klub angehören wolle, der ihn selbst als Mitglied akzeptiere. Unter den Jungen und Mädchen der Schule gab es eine strenge und genau festgelegte Hierarchie. Kein Schüler und keine Schülerin, die auf sich hielten, ließen sich mit einem Vertreter des anderen Geschlechts sehen, der unter ihnen oder auf derselben Stufe der Hierarchie stand. Wir mussten alle nach Höherem streben. Das bedeutete ein erhebliches Maß an Frustration für neunundneunzig Prozent der Schüler und die Qual der Wahl für das glückliche

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