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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Fernbedienung, und das Tor schwang auf. Wenig später hielt der Jeep vor einem rosa getünchten Haus.
    Tony sprang aus dem Wagen. »Kommt rein. Dominique erwartet uns schon.«
    Wir gingen ein paar Steinstufen hinauf, die um eine Seite des Hauses herumführten, und standen dann vor einer Aussicht, die uns den Atem verschlug. Auf drei Seiten dehnte sich das intensive, tiefe Blau des Mittelmeers dem verschwommenen Horizont entgegen, wo es mit dem blasseren Blau des Himmels verschmolz. Wir schienen hoch in der Luft zu schweben, dreihundert Meter über dem Meer, und hörten, wie sich die Brandung unten auf dem Strand brach. Mir war seltsam zumute, schwindelig, als müsste ich jeden Augenblick das Gleichgewicht verlieren. Unwillkürlich trat ich einen Schritt zurück.
    Guys Vater bemerkte es und lächelte. »Das passiert vielen Leuten, vor allem, wenn sie nicht darauf gefasst sind. Kommt und werft einen Blick in die Runde.« Wir traten an eine niedrige weiße Marmorbalustrade. »Unter uns liegt Beaulieu, und das dort ist Cap Ferrat«, sagte er und zeigte auf kleine Stadt mit dicht gedrängten Häusern und einer üppigen, grünen Halbinsel dahinter. »Dort drüben ist Nizza, und in dieser Richtung«, er zeigte nach Osten, »liegt Monte Carlo. An einem klaren Tag, wenn der Mistral allen Dreck aus der Luft geblasen hat, kann man Korsika sehen. Allerdings nicht im Juli.«
    »Was ist das?«, fragte Guy und zeigte auf eine zerfallene Mauer aus dünnen grauen Ziegelsteinen, die auf einem Felsen am Ende des Gartens neben einem einsamen Olivenbaum balancierte.
    »Ein Wachturm. Es heißt, er sei von den Römern. Jahrhundertelang haben die Einheimischen ihn benutzt, um nach räuberischen Sarazenen Ausschau zu halten. Daher heißt das Haus auch Les Sarrasins.« Tony lächelte seinen Sohn an. »Na, was hältst du davon?«
    »Hübsch, Dad. Sehr hübsch«, sagte Guy. »Aber nicht sehr günstig zum Strand, oder?«
    »Aber ja doch. Spring über die Brüstung, und du bist in zehn Sekunden unten.« Wir beugten uns nach vorn und blickten hinunter. Weit unten konnten wir einen schmalen Streifen Sand sehen, gleich neben der Küstenstraße, der Basse Corniche.
    »Alk!«
    Wir wandten uns um. Ein paar Schritte von der Brüstung entfernt befand sich ein Swimmingpool, und daneben lag eine Frau im Liegestuhl. Oben ohne. Ich starrte sie an. Ich war achtzehn - ich konnte nicht anders. Sie winkte uns zu, setzte sich langsam auf, griff nach ihrem Bikinioberteil und legte es an. Dann stand sie auf und kam mit schwingenden Hüften näher. Lange blonde Haare, dunkle Sonnenbrille, aufregende Figur. Ich starrte sie immer noch an.
    »Dominique, das ist mein Sohn Guy. Endlich lernt ihr euch kennen.«
    »Hallo, Guy«, sagte Dominique und reichte ihm die Hand. Sie sprach seinen Namen französisch aus, mit langem i am Ende.
    »Hallo, Mum«, sagte Guy und bemühte sein charmantestes Lächeln.
    Sie lachte. Dann machte Guys Vater sie mit Mel, Ingrid und mir bekannt. Mir fiel nicht mehr ein als ein armseliges »Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mrs. Jourdan«, was sie ebenfalls zu amüsieren schien.
    »Solange ihr hier seid, bin ich Tony, und das ist Dominique«, sagte Guys Vater lächelnd. »Nennt mich Sir, und ich schmeiß euch die Klippe hinunter.«
    »Okay, Tony.«
    »Also, David und Guy wohnen in dem Gästehaus dort drüben.«
    Er zeigte auf ein kleines Gebäude hinter einem Beet hoher Lavendelblüten auf der anderen Seite des Pools. »Die Mädchen schlafen im Haus. Bringt eure Sachen hinein, und kommt dann raus zu einem Drink, wenn ihr mögt.«
    Eine Stunde später versammelten wir uns am Pool. Ein kleiner grauhaariger Mann in einer gestärkten weißen Jacke schenkte uns Pimm’s aus einem Krug ein, in dem Zitronen, Gurken und Minze schwammen. Die Mädchen hatten sich leichte Sommerkleider angezogen, Dominique hatte sich in etwas Undefinierbares gewickelt, Guy und Tony trugen weite weiße Hosen, ich schäbige Jeans, die ich immer noch meiner einzigen Alternative vorzog, einer alten schwarzen Kordhose.
    Die Sonne hing über Cap Ferrat, und die Luft war vollkommen unbewegt. Ich hörte das Summen der Bienen im Lavendel und natürlich das Meer unten.
    »Traumhaft«, flüsterte Ingrid neben mir.
    »Das ist es«, stimmte ich zu.
    »Nicht es. Er!«
    Mir wurde klar, dass sie einen Gärtner meinte, der einige Werkzeuge ins Haus zurücktrug. Er war jung, vermutlich Nordafrikaner, und die Muskeln auf seiner nackten, glatten Brust zeichneten sich in der

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