Fatal - Roman
paarmal geprobt hatte: »Will ist nicht Ihr Sohn. Deshalb kann er Ihnen nicht zugesprochen werden. Der Adoptionsbeschluss bleibt in Kraft. Bitte geben Sie mir mein Kind zurück.«
»Was diesen Punkt betrifft, sind die gesetzlichen Bestimmungen in allen Staaten gleich. Einschließlich Florida«, sagte Ron. »Da Carol keine lebenden Verwandten mehr hat, ist Ms Gleeson berechtigt, Will zu behalten.«
»Das ist ein übler Trick!« Bill sprang vom Stuhl auf.
»Wir fallen doch nicht auf einen DNA-Test aus dem Internet herein. Aus dem Internet!« Cusack blieb sitzen. »Für wie blöd halten Sie uns?«
Special Agent Manning bat Bill höflich, sich wieder zu setzen. Bill gehorchte widerwillig.
»Das Labor ist staatlich anerkannt«, sagte Ellen. Sie zwang sich, ruhig zu bleiben. Die Strategie dieses Gesprächs hatte sie mit Ron besprochen. Gleich nachdem sie die E-Mail gelesen hatte, hatte sie ihn angerufen. »Aber es steht Ihnen natürlich frei, den Test bei einem anderen Labor wiederholen zu lassen.«
»So, das steht mir frei!«, wiederholte Bill aufgebracht.
»Wie wäre es mit einem Labor des FBI?«
»Ich mache keinen DNA-Test! Timothy ist mein Sohn. Ich gebe ihn nicht her!«
Ron meldete sich zu Wort. »Wir können verlangen, dass Sie sich einem DNA-Test unterziehen. Wenn wir die Sache vor Gericht bringen, wird jeder Richter uns recht geben. Meine Mandantin und ich haben da etwas vorbereitet.« Ron holte einige Papiere aus seinem Aktenkoffer, die er an Special Agent Manning, Bill und Cusack verteilte. »Dieses
Dokument können wir sofort bei Gericht einreichen. Sie haben die Wahl, Mr Braverman. Wenn Sie sich nicht freiwillig einem DNA-Test unterziehen, wird Sie das Gericht dazu zwingen. Ich werde das Gericht auch bitten, Will in der Zwischenzeit in Gewahrsam zu nehmen, damit Sie sich nicht mit ihm der Rechtsprechung entziehen.«
»Sie wollen uns auf den Arm nehmen!« Bill überflog die erste Seite des Papiers. Seine Augen blitzten vor Zorn.
Cusack hingegen studierte das Papier eingehend. Ellen konnte beobachten, wie er mehrmals die Augenbrauen hochzog.
»Wenn Sie sich mit Ihrem Mandanten allein besprechen wollen, verlasse ich mit Ms Gleeson gern den Raum«, schlug Ron vor.
Cusack überlegte kurz, dann sagte er: »Ja, ich möchte mich mit meinem Mandanten beraten.«
Ellen und Ron verließen den Konferenzraum.
»Ellen, freu dich nicht zu früh.« Ron legte die Hand auf ihre Schulter. »Denk daran. Das Labor hat vielleicht einen Fehler gemacht. Auch die zuverlässigsten Labore machen Fehler. Ich möchte nicht, dass du enttäuscht wirst.«
»Keine Angst«, sagte Ellen. »Dazu bin ich schon zu lange auf dieser Welt.«
Ron lächelte. »Rechne immer mit dem Schlimmsten. Umso größer ist dann die Freude.«
»Du verstehst es wirklich, einen aufzubauen.«
Fünfzehn endlose Minuten später ging die Tür des Konferenzraumes auf, und Special Agent Manning streckte den Kopf heraus. »Kommen Sie bitte herein.«
95
Bill saß nicht mehr auf seinem Stuhl. Er stand mit verschränkten Armen und grimmigem Gesicht am Fenster. Er wirkte angespannt. Ellen wusste, dass eine schreckliche Beunruhigung in ihm wühlte. Zorn und Wut schienen abgeflaut zu sein.
»Um zu zeigen, dass wir zu einer fairen Zusammenarbeit bereit sind«, begann Cusack, »haben wir beschlossen, einem DNA-Test zuzustimmen. Das FBI hat uns ein Labor empfohlen. Heute Abend nehmen wir die Proben von Bill und Timothy.«
»Das Labor wird die Proben vorrangig untersuchen«, unterbrach Manning. »Am Montag dürften die Ergebnisse vorliegen.«
Ellens Herz begann heftig zu schlagen. Sie zeigte aber keinerlei Reaktion. Bill hatte Schonung verdient.
Cusack fuhr fort: »Wir glauben allerdings nicht, dass es notwendig ist, Timothy bis zur Bekanntgabe der Ergebnisse vom FBI in Gewahrsam nehmen zu lassen. Timothy ist im Vier Jahreszeiten. Ein exzellentes Kindermädchen kümmert sich um ihn. Bill möchte den Jungen bei sich im Hotel behalten. Er wird sich der Rechtsprechung nicht entziehen. Wir hoffen, dass Sie unserem Vorschlag zustimmen.« Cusack wartete auf Ellens Antwort.
Auch Bill, der noch immer mit verschränkten Armen am Fenster stand, wartete. Ron legte den Kopf schief und sah Ellen mit seinem charakteristischen sanften Lächeln an.
»Was meinst du, Ellen?«, fragte er. »Kann er bei Bill bleiben, oder soll sich das FBI um ihn kümmern und ihn in einem anderen Hotel unterbringen?«
»Das Vier Jahreszeiten können wir uns allerdings nicht leisten«, warf
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