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Fatal - Roman

Titel: Fatal - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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die Wohnzimmerfenster bemerkte sie eine kleine Menschenmenge auf dem Gehweg. Reporter und Fotografen stürzten sich auf ein Taxi, das gerade vor ihrem Haus hielt. Ihr Vater stieg aus.
    Dad?
    Sie rannte zur Tür. Ihr Vater stieß die Presseleute beiseite
und legte seinen Arm um die Schultern einer attraktiven Frau in einem schicken weißen Wollmantel. Wahrscheinlich war es seine neue Frau. Wie hieß sie noch?
    »Was ist hier los?« Als er das Haus betrat, sah er Ellen ungläubig an. Er schüttelte den Schnee von seinen Slippern. »Das darf doch alles nicht wahr sein!«
    »Ich weiß, es ist schrecklich.« Ellen reichte seiner Frau die Hand. »Barbara, oder?«
    »Hallo, Ellen.« Barbara strahlte Wärme aus. Sie war zierlich, unaufdringlich geschminkt und hatte helle Strähnen in ihrem dunklen Haar. »Dass wir uns unter solchen Umständen kennenlernen müssen!«
    »Warum hast du nicht angerufen?«, unterbrach Ellens Vater die Begrüßung. »Zum Glück hat jemand das Internet erfunden. Sonst wüssten wir von der ganzen Sache überhaupt nichts.«
    »Ich war kurz davor durchzudrehen.«
    »Wir sitzen im Hotel. Ich schalte den Computer ein, sehe meine Tochter und lese, dass mein Enkel nicht mehr da ist! Wir haben den nächsten Flieger genommen.«
    »Setzt euch doch. Ich erkläre euch alles.«
    Aber ihr Vater wollte sich nicht auf die Couch setzen. Er war zu aufgeregt. So hatte sie ihn noch nie erlebt.
    »Wir kommen direkt vom Flughafen. Ich habe versucht, dich auf dem Handy zu erreichen.«
    »Das habe ich im Auto liegen lassen.« Marcelo wollte sie erst einmal nicht erwähnen. »Dad, es war alles so schlimm. So schwer.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte Barbara mit echtem Mitgefühl. Doch ihr Vater ging nicht auf sie ein. Er war zerfahren und ruhelos.

    »Wo ist Will?« Er sah sich im Wohnzimmer um, blickte in jede Ecke. »Ist er wirklich nicht mehr da?«
    »Er ist weg.« Ellen versuchte, ruhig zu bleiben.
    »Das darf doch nicht wahr sein. Ist er bei der Polizei?«
    »Nein, er ist bei seinem Vater. Kinderärzte und Psychologen kümmern sich um ihn. Ich bete zu Gott, dass es ihm gut geht.«
    »Wo ist er? Wo haben sie ihn hingebracht?«
    »Er ist in der Stadt, in einem Hotel.«
    »Ich will ihn sofort sehen.« Er war wütend. Er sah aus wie eine Bulldogge.
    »Dad, das geht nicht.«
    »Was heißt das: Es geht nicht?« Seine Augen flackerten. »Er ist mein Enkelkind. Mein einziges Enkelkind.«
    »Wenn du es versuchst, handelst du dir eine einstweilige Verfügung ein. Wir müssen mit ihnen kooperieren, dann können wir vielleicht …«
    »Das ist doch alles illegal! Auch Großeltern haben Rechte!« Sein Gesicht wurde dunkelrot. »Ich rufe sofort einen Anwalt an. Niemand nimmt mir mein Enkelkind weg!«
    »Dad, ich habe einen Anwalt. Er sagt, wir haben keine Chance.«
    »Du bist zu blöd, um deine Interessen zu vertreten.« Er fuchtelte mit den Händen in der Luft herum.
    Barbara fasste ihn am Arm. »Don, schrei sie nicht an. Wir haben doch darüber geredet. Du weißt, was sie durchgemacht hat.«
    »Aber sie können ihn mir nicht wegnehmen!« Er hob beschwörend die Hände. Er war fassungslos. »Kaum bin ich eine Minute weg, schon entführen sie mein Enkelkind. Und das soll legal sein?«

    »Dad, beruhige dich bitte. Setz dich hin, trink eine Tasse Kaffee, und ich erzähle dir alles. Dann verstehst du auch, was passiert ist.«
    »Ich habe schon alles verstanden.« Er ging auf und ab und wies mit dem Finger auf sie. »Du bist mit diesem Foto zu mir gekommen. Ich erinnere mich genau daran. ›Dieser andere Junge ist Will.‹ Du hast es ja selbst gesagt. Du hast es selbst ins Rollen gebracht. Du solltest zufrieden sein.«
    »Was?« Ellen war entsetzt.
    »Don!«, schrie Barbara so laut, dass er zusammenzuckte.
    »Halt den Mund. Sofort.« Sie sah ihm in die Augen. »Wie du dich aufführst! Ich kann es nicht glauben. Ich kann nicht glauben, dass das der Mann sein soll, den ich gerade geheiratet habe. Ich weiß, das bist nicht du.«
    »Ach, hör auf …«
    »Hier geht es nicht um dich. Es geht nicht einmal um Will. Es geht um deine Tochter, deine einzige Tochter. Es geht um dein Kind.«
    »Sie hätte eben den Mund halten sollen.«
    »Sie hat nur das getan, was jede andere gute Mutter auch getan hätte. Sie wollte für Will die Wahrheit herausfinden. Sie wollte nicht, dass er mit einer Lüge aufwächst - auch wenn sie ihn dabei verliert.«
    Besser und klarer konnte man nicht formulieren, was ihre Beweggründe gewesen waren. Ellen

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