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Fatal - Roman

Titel: Fatal - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Will könnte jetzt hier sein, wo er hingehörte. Er könnte mit seinem Kater schmusen, anstatt in einem anonymen Hotelzimmer festgehalten zu werden.
    »Du Miststück!« Ellen griff nach dem Stoffhasen und schleuderte ihn zu Boden, wo er gegen eine Baukasten-Pyramide prallte, die geräuschvoll in sich zusammenfiel. Oreo Figaro schreckte zusammen und sprang vom Bett herab.
    Ellen rannte aus dem Zimmer.
    Kalte Wut hatte sie gepackt.

90
    Voller Ungeduld schlug sie mit dem Türklopfer gegen den Eingang eines stattlichen Hauses im holländischen Kolonialstil. Ihre Wut war auf der Fahrt hierher nicht kleiner geworden. Kollegen hatten sie verfolgt. Die Fernsehscheinwerfer waren eingeschaltet, und sie wurde gefilmt, während sie gegen die Tür schlug. Es war ihr gleichgültig. Die Reporter taten, was sie zu tun hatten - aber sie konnten sie nicht von ihrem Vorhaben abbringen.
    »Hallo?« Sarah öffnete die Haustür. Als sie Ellen sah, schrak sie zurück und hielt sich die Hand vor die Augen, um sie vor dem grellen Scheinwerferlicht zu schützen. »Was willst du hier?«
    »Lass mich rein. Wir sind im Fernsehen, meine Beste.«
    »Du hast kein Recht, meine Wohnung zu betreten.« Sarah
versuchte, die Tür zu schließen, aber Ellen stieß sie beiseite.
    »Danke. Und denk dir nichts dabei.«
    Nach ein paar Schritten stand sie in einem warmen Wohnzimmer mit lederner Couchgarnitur. Auf einem dicken Teppich saßen zwei Jungen, die auf einem Breitwandfernseher ein Videospiel spielten.
    »Einen Augenblick! Meine Kinder sind da.«
    »Das sehe ich.« Ellen winkte ihnen zu. »Na, Jungs, wie läuft’s?«
    »Gut«, sagte der Jüngere, ohne aufzusehen.
    »Ihr müsst mal kurz nach oben«, sagte Sarah, woraufhin die beiden die Spielkonsole beiseitelegten und ohne Widerrede das Wohnzimmer verließen. Sarah schaltete den Fernseher aus.
    »Sarah, was hast du getan?« Ellen hielt ihre Wut im Zaum. »Wie konntest du mir das antun? Wie konntest du Will das antun?«
    »Ich habe nichts Unrechtes getan.« Sarah nestelte nervös an ihrem hautengen schwarzen Pullover.
    »Das glaubst du doch selbst nicht.«
    »Dein Sohn ist jetzt dort, wo er hingehört. Er ist bei seinen leiblichen Eltern.« Sarah zeigte keine Spur von Reue. »Ich habe das Richtige getan.«
    »Du hast es nicht getan, weil es das Richtige war. Du hast es getan, weil du Geld dafür bekommen hast.« Ellen ging einen Schritt auf Sarah zu. Am liebsten hätte sie sie ins Gesicht geschlagen. »Du wolltest nicht mehr arbeiten. Du wolltest nur noch reich sein. Jetzt bist du’s.«
    »Ist doch egal, warum ich es gemacht habe. Ich habe für Gerechtigkeit gesorgt.«

    »Ich hätte mich vielleicht auch bei den Bravermans gemeldet.«
    »Das hättest du nie. Ich kenne dich.«
    »Schließ nicht von dir auf andere. Und auf welche Weise sie mir Will weggenommen haben! Das ist deine Schuld. Sie haben ihn mir einfach aus den Händen gerissen - ohne dass ich ihm etwas erklären konnte. Das kann sein ganzes Leben kaputt machen.«
    »Ich musste die Wahrheit sagen.«
    »Du bist doch sonst kein Moralapostel! Soll das moralisch sein, mir hinterherzuschnüffeln, meinen Computer auszuspionieren und mein Kind am Telefon auszufragen?«
    »Es ist nicht dein Kind.«
    »Er war aber mein Kind.«
    »Zu Unrecht.«
    »Er war mein Kind!« Warum schrie sie Sarah an? Eigentlich - und das wusste sie - war sie nicht schuld an dem, was geschehen war. Eigentlich müsste sie gegen ihr Schicksal und das von Will anschreien. Aber sie konnte nicht aufhören. »Wenn ich du wäre - niemals könnte ich deinen Kindern etwas Derartiges antun.«
    »Dir geht es gar nicht um Will. Dir geht es nur um dich.«
    »Weißt du was? Du hast recht. Ja, ich liebe meinen Sohn, und ich möchte ihn wieder bei mir haben. Aber vor allem möchte ich, dass er glücklich ist. Wenn er es ist, bin ich es auch. Aber du hast ja dafür gesorgt …«
    Hinter ihnen ging eine Tür auf. Ellen drehte sich um. Sie erschrak. Es war Myron Krims, Sarahs Mann, einer der besten Brustchirurgen der Stadt. Er saß im Rollstuhl,
war abgemagert, sein Haar war grau geworden. Er hatte Ringe unter den Augen.
    »Schatz«, sagte Myron mit zittriger Stimme, »ich hatte dich gerufen.«
    »Entschuldige.« Sarah ging zu ihm und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dann schob sie ihn aus dem Wohnzimmer und kam zurück.
    »Hast du ihn gesehen?«
    Ellen wusste zunächst nicht, was sie sagen sollte. »Ich hatte keine Ahnung.«
    »Wir hängen es nicht an die große Glocke.«
    »Was ist

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