Fatales Geheimnis: D.C. Affairs 1 (German Edition)
ihrem Partner das Knistern zwischen ihr und Nick nicht entgangen. Sie hätte wissen müssen, dass sie Freddie während des einstündigen Gesprächs mit Nick nichts vormachen konnte. Dabei hatte sie sich wirklich bemüht, professionell und konzentriert zu bleiben. „Du siehst Gespenster.“
„Nein, tue ich nicht. Also?“
„Nichts also. Ich kenne den Mann kaum.“ Das wiederum entsprach der Wahrheit - in etwa. „Was immer du zu bemerken geglaubt hast, war das Ergebnis deiner überaktiven und sexuell unterversorgten Fantasie.“
„Wow! Wer hat denn etwas von Sex erwähnt?“
Sam lagen einige Erwiderungen auf der Zunge, die sie sich jedoch verkniff. Sie fuhr auf den Parkplatz. Doch bevor sie aussteigen konnte, hielt Freddie sie zurück.
„Was ist auf der Fahrt nach Loudoun County gestern passiert?“, wollte er wissen.
„Nichts.“ Na ja, das stimmte immerhin.
„Ich bin dein Partner.“ Er hielt sie an der Jacke fest, um sie am Weglaufen zu hindern. „Also rede mit mir.“
Energisch befreite sie ihren Arm aus seinem Griff. „Da gibt es nichts zu bereden! Wir haben jede Menge zu tun, und du nimmst dir die Zeit, mich wegen etwas zu verhören, das du dir bloß einbildest?“
„Ich bin ein geschulter Beobachter - geschult vor allem durch dich. Es ist mir egal, was du behauptest. In dem Zimmer war es jedenfalls heiß genug, um das ganze Kapitol abzufackeln.“
Sie kochte innerlich. Genau aus diesem Grund hatte sie Nick gesagt, dass sich nicht wiederholen dürfe, was gestern Abend passiert war. Mehr Ärger konnte sie momentan wirklich nicht gebrauchen.
„Was auch immer da läuft, ich hoffe nur, du bist vorsichtig. Für dich steht gerade sehr viel auf dem Spiel“, fuhr Freddie freundlich fort.
„Danke, Freddie. Ich bin froh, dass du mich daran erinnerst. Andernfalls hätte ich womöglich das Kind vergessen, das unter meinem Kommando gestorben ist.“
„Sam …“
„Wir haben Arbeit zu erledigen.“
„Ich bin auf deiner Seite. Ich hoffe, das weißt du. Wenn du reden möchtest …“
„Danke, aber können wir uns jetzt auf den Job konzentrieren?“
Mit einem dramatischen Seufzer legte er die Hand auf den Türgriff. Sam stieg aus und bahnte sich ihren Weg durch die Reporterschar. Es bereitete ihr ein diebisches Vergnügen, sie alle frustriert schmoren zu lassen.
Freddie gegenüber so gereizt reagiert zu haben tat ihr ein wenig leid, denn er war ihr nach dem Fall Johnson eine echte Stütze gewesen. Aber sie wollte einfach nicht hören, was er über ihre frühere Beziehung zu einem Zeugen zu sagen hatte - eine Beziehung, die sie verheimlichte, weil man sie sonst von dem Fall abziehen würde. Und das durfte nicht passieren. Sie brauchte unbedingt ein Erfolgserlebnis in einem wichtigen, aufsehenerregenden Fall wie diesem, um ihre Karriere wieder in Schwung zu bringen.
Darum würde sie rund um die Uhr arbeiten, wenn das erforderlich war, um diesen Fall schnellstmöglich zu lösen - zumindest lange bevor jemand herausfand, dass sie vor Jahren eine Nacht mit dem Mann verbracht hatte, der den Senator tot aufgefunden hatte. Sollte sie keinen Erfolg haben und sollten ihre Vorgesetzten erfahren, dass sie sich eine weitere Fehleinschätzung geleistet hatte, konnte sie sich von ihrer hart erkämpften Karriere verabschieden. Und dann? Was würde sie dann tun? Was war sie ohne ihre Arbeit? Wer war sie? Die Antwort lautete: niemand.
Sie schüttelte diesen extrem unerfreulichen Gedanken vorläufig ab, teilte Freddie mit, dass sie nach der Pressekonferenz zurückkommen würde, und machte sich auf den Weg zu Chief Farnsworths Büro. Auf dem Weg dorthin legte sie einen Stopp auf der Toilette ein, um sich kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen. Als sie sich im Spiegel betrachtete, erschrak sie über die Ringe unter ihren Augen und die blasse, fast durchscheinende Gesichtshaut nach den Wochen schlafloser Nächte. Ihre Augen verrieten, wie sehr sie sich quälte.
Sie hatte ihren Vorgesetzten erklärt, sie sei wieder einsatzbereit. Dem Psychologen der Abteilung hatte sie gesagt, sie werde mit allem fertig, was ihr Job mit sich bringe. Aber würde sie auch damit fertigwerden, Nick Cappuano wiederzusehen? Konnte sie damit umgehen, wie es sich - sogar sechs Jahre später! - angefühlt hatte, in diesen starken Armen zu liegen, von diesen sanften Lippen geküsst zu werden und das Objekt seiner glühenden Blicke zu sein? Himmel! Diese Augen waren einfach umwerfend.
„Hör auf“, flüsterte sie ihrem Spiegelbild zu, das
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