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Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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blutige Fleischstückchen um Pujlka nieder.
    Sie wusste, was es bedeutete.
    »Hat denn keiner der Götter ein Einsehen mit uns?«, klagte sie, als ihr Blick auf den vorbeiholpernden Wagen fiel, an dem der Leichnam Schujews hing, eines ihrer Mitverschwörer. Die schwarzen Pfeilschäfte, die als Nägel dienten, kannte sie zu gut.
    »Bei Ulldrael«, keuchte sie und duckte sich, bog in eine Seitengasse ab und torkelte mehr als sie lief. Der Schreck und die Fassungslosigkeit fuhren ihr in die Beine. Die Spione des ilfaritischen Fettsacks hatten ganze Arbeit geleistet und sie auffliegen lassen. Anscheinend gab es keinerlei Geheimnisse mehr.
    Pujlka verharrte und kümmerte sich nicht darum, dass sie mit beiden Füßen in der stinkenden Gosse stand. In ihr wuchs die Überzeugung, nicht mehr lebend aus Donbajarsk herauszukommen. Ja, sie würde nicht einmal den Fuß auf den Großmarkt setzen können, ohne von den Bogenschützen erkannt und erledigt zu werden! Ihr Leben war verwirkt... Ihr Herz pochte rasend, sie sank voller Verzweiflung an der
    Hauswand herab, während die Menschen lachend vorübereilten, um die Kabcara zu sehen, Hochrufe für eine Besatzerin auf den
    Lippen. Pujlka senkte den Blick und starrte auf die Hosenbeine
    und Rocksäume. Spritzwasser traf sie. Irgendwann wurden es weniger Menschen, bis sie den Eindruck
    hatte, ganz allein in der Gasse zu sein.
    »Reiß dich zusammen, Pujlka«, sagte sie zu sich selbst und zwang sich auf die Beine. Sie atmete tief ein und aus, lauschte. Den
    Rufen nach befand sich die Usurpatorin auf dem Großmarkt.
    »Jetzt oder nie«, sagte sie leise und machte sich auf den Weg. »Ich muss meinen Auftrag erfüllen.«
    Ein Mann in einem dunkelbraunen Umhang zeigte sich ihr am Ende der Gasse; der Kopf wurde von einer Kapuze verborgen. In der Linken hielt er einen übergroßen Bogen, in der Rechten einen lang schaftigen Pfeil mit schwarzen Federn daran.
    Pujlka blieb nicht stehen, sondern rannte auf den Unbekannten zu und zog ihr Schwert. Es war Wahnsinn, doch eine andere Möglichkeit hatte sie nicht. Ihr Schicksal war der Tod, der sie lieber durch einen Pfeil als durch den Strang ereilen sollte.
    Der Schütze legte den Pfeil auf die Sehne und spannte den Bogen mit einer ruckartigen, kraftvollen Bewegung; enorm muskulöse, lederbandgeschützte Unterarme kamen zum Vorschein. Die Kapuze bewegte sich leicht, und goldene Ohrringe leuchteten in der Dunkelheit auf. Das Gesicht jedoch blieb noch immer durch die Schatten verborgen.
    Ein Blinzeln später ging das Geschoss mit der merkwürdigen Spitze auf seine kurze Reise. Pujlka wurde an der Stirn getroffen, und ihre Kraft wich auf der Stelle. Die Finger ließen das Schwert los, es landete klirrend auf dem Pflaster. Sie brach zusammen und überschlug sich mehrmals, rollte um die eigene Achse und kam in der Gosse zum Erliegen.
    Als die Stadtwache herbeieilte, fanden sie eine bewusstlose, gefesselte Frau, um deren Hals ein Band mit einem Brief befestigt war; einen Fingerbreit über der Nasenwurzel zeichnete sich ein münz großer, dunkelroter Fleck ab.
    Auf dem Umschlag standen in geschwungener, klarer Schrift die Worte An die hochwohlgeborene Kabcara Norina zu lesen. Darunter hatte der Absender notiert: Ergebenst, Hertel.
    Kontinent Ulldart, Königreich Ilfaris, Herzogtum Vesoeur, Frühling im Jahr 2 Ulldrael des Gerechten (461 n.S.)

    Sehr gut.« Nech Fark Nars'anamm schaute sich um, »Es gefällt mir sehr gut! Wenn ich vorher gewusst hätte, wie schön es in Ilfaris ist, wäre es mir kaum in den Sinn gekommen, meine Ansprüche auf Kensustria zu beschränken.« Er stand auf der Anhöhe an der Spitze seiner verbliebenen Truppen und übersah die sanft geschwungenen Flussauen, die sich vor ihm ausbreiteten. Es blühte in allen Farben, das Gras wuchs sattgrün, und die Bienen surrten um die Apfelbaumhaine. Dazwischen schlängelte sich ein kleines Gewässer, das gemächlich dahinzog und keine Eile hatte, den Landstrich zu verlassen; zwei Schlösschen standen verträumt inmitten der Bäume und zeigten deutlich, dass sie allein zur Zerstreuung und Erbauung der Besitzer errichtet worden waren. Es gab keine ausgewiesenen Verteidigungsanlagen, nicht einmal Wegezollkastelle. Die einzigen Soldaten, die Nech seit dem Grenzübertritt von Tersion nach Ilfaris gesehen hatte, waren seine eigenen.
    »Das Land hat auf mich gewartet«, lachte er. Seine weiße Lederrüstung war vom Staub der letzten Marschtage bedeckt, doch sie wirkte als Kontrast zu der schwarzen

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