Faulspiel (German Edition)
aufzudecken.
Er arbeitete deshalb direkt mit dem BKA in Deutschland zusammen. Mir gegenüber stellte er es immer so dar, dass seine Enthüllungen unser gesamtes Gesellschaftssystem erschüttern würden. Dafür hatte er eine Flut von Beweisen gesammelt. Er sagte immer, dass ich davon keine Vorstellung hätte, wer in dieses Komplott alles verwickelt sei, selbst er könne es zum Teil nicht glauben.
Kurz vor seinem Tod habe ich ihn zwei Wochen lang begleitet. Ich sollte etwas Acht auf ihn geben. Er hatte das Gefühl, dass die ganze Angelegenheit jetzt sehr Ernst für ihn würde.
Ich glaube, nein, ich bin mir absolut sicher, dass man einen Killer auf ihn angesetzt hat. Ich habe den Kerl auch einmal gesehen. An dem Tag, als er starb, hatte dein Vater einen Ausflug zum Genfer See geplant. Dort wollte er ein paar Kommilitonen, die er aus seiner Studienzeit kannte, besuchen. Er bestand darauf, alleine zu fahren. Ich hatte keine Chance, etwas daran zu ändern. Er war halt ein Sturkopf! Heute mache ich mir Vorwürfe, dass ich nicht beharrlicher geblieben bin. Womöglich hätte er dir dann heute dies alles selbst erzählen können!“
Robert hatte die ganze Zeit aufmerksam zugehört. Seine Augen waren feucht von den Tränen, die er krampfhaft zurückhalten wollte. Seine Stimme klang traurig und gepresst.
„Glaubst du wirklich, dass man ihn getötet hat? Soweit ich weiß, gehen die Behörden davon aus, dass es ein Unfall war. Es hatte an dem Tag sehr stark geregnet, und die Strecke am Genfer See ist schon bei trockener Straße sehr schwierig.“
„Ich weiß das alles, mein Junge. Glaube mir, dein Vater war ein ausgesprochen guter und umsichtiger Autofahrer. Wenn man den Untersuchungen der Gendarmerie in der Schweiz Glauben schenken kann, dann hatte der Wagen auch keinen Defekt. Demnach scheidet ein technisches Versagen als Unfallursache aus.
Dieser Killer hat sein Ziel erreicht! Da bin ich mir absolut sicher!
Ich habe hier ein paar Tageszeitungen aus Deutschland für dich besorgt, da kannst du schwarz auf weiß lesen, was dein Vater aufgedeckt hat. Wenn man das so liest, dannfällt es einem wirklich schwer, das alles zu glauben. Aber offensichtlich hat dein Vater post mortem mit allem Recht behalten!“
Jean Pierre legte einen Stapel Tageszeitungen auf den Küchentisch. Die Gazetten waren voll mit Berichten und Artikeln über die Festnahmen der letzten Tage. Es wurde in alle Richtungen spekuliert. Konkrete Informationen lagen wohl keiner der Redaktionen vor. Die Behörden und die Staatsanwaltschaft in Deutschland hatten wegen der laufenden Ermittlungen kaum Näheres an die Presse weitergegeben.
Bisher gab es die wirklich großen Fußballskandale immer nur im Ausland. So wie es aussah, konnte sich in Deutschland niemand vorstellen, dass man im eigenen Land auch davon betroffen sein könnte und schon gar nicht in diesem Ausmaß.
Robert traute seinen Augen nicht, als er nur die Überschriften der Berichte überflog. Auch er hätte niemals daran geglaubt, dass so etwas überhaupt möglich sei. Er konnte sich zwar immer vorstellen, dass es kleinere Bestechungen oder Manipulationen im Amateurfußball gäbe. Auch dass einige Kleinkriminelle versuchten, über Wettmanipulationen ein paar Euro zu verdienen. Doch nicht einmal in seinen kühnsten Träumen hätte er je damit gerechnet, dass die kriminellen Machenschaften solche Ausmaße annehmen könnten.
„Dein Vater und ich haben diesem Phänomen einen Namen gegeben. Wir nannten dieses korrupte Gebilde: Brot und Spiele!“
KAPITEL 14
Federico Cristobal saß hinter seinem Schreibtisch und wartete darauf, dass man ihm den Deutschen, den man vor einer Woche auf Margarita verhaftet hatte, zum Verhör brachte. Eigentlich hieß er Friederich Christ, denn seine Eltern waren Deutsche, die in den sechziger Jahren nach Venezuela ausgewandert waren.
Sein Vater hatte auf einer der vielen Bohrinseln vor der Küste Venezuelas gearbeitet und sich damit eine Existenz außerhalb seiner Heimat aufgebaut.
Seine Eltern waren immer darauf bedacht, ihn auch im Ausland nach dem deutschen Brauchtum zu erziehen. Deshalb musste er eine der wenigen Schulen in Caracas besuchen, in denen die Kinder auch in deutscher Sprache unterrichtet wurden.
Als er seine Ausbildung für den Polizeidienst in der PTJ, der Policia Tecnica Judicial, dem Äquivalent zum deutschen BKA beendet hatte, nahm er die venezolanische Staatsbürgerschaft an und änderte seinen Namen entsprechend.
Seine deutsche Herkunft und
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