Faulspiel (German Edition)
herunter und verglich die Bilder, die er sah, mit seinen Nachforschungen. Schon nach kurzer Zeit war er sich sicher, dass er Bako gefunden hatte!
Der Fluggast, der nach Malaysia geflogen war, war klein und untersetzt, allein seine Körpergröße passte nicht zu Bako. Also musste es der andere sein!
Sofort beauftragte er einen seiner Mitarbeiter, die Behörden in Asuncion über sein Ermittlungsergebnis zu informieren, und schon einige Minuten später gingen die Informationen via E-Mail an die Behörden in Paraguay.
Gleichzeitig wurden Zielfahnder in Marsch gesetzt, die Bako und seiner Spur folgten. Er wurde auf die internationale Fahndungsliste von Interpol gesetzt.
Jetzt durften sie seine Fährte nicht wieder verlieren!
Die Idylle des alten Bruchsteinhauses in Cluny in Südfrankreich täuschte darüber hinweg, was sich hinter seinen Mauern abspielte.
Jean Pierre entschied sich dazu, spätestens jetzt, Marcels Sohn Robert nicht länger im Unklaren über seine wahre Identität zu lassen. Am Tag zuvor hatte er ihn in Paris angerufen und darum gebeten, nach Cluny zu kommen. Nun saßen sie, Jean Pierre, seine Frau Luise und Robert gemeinsam am Tisch der gemütlichen Küche.
„Wir haben uns heute hier getroffen, weil es einige Dinge gibt, die wir dir unbedingt erzählen müssen.“
Jean Pierre sah Robert direkt an und der lebenserfahrene Mann fragte sich, wie der jüngere wohl die Realität, die er jetzt erfahren sollte, aufnehmen würde.
Robert erwiderte seinen Blick genauso direkt. In seinem Gesicht konnte man keinerlei Unsicherheit, dafür aber einen Hauch von Skepsis und Nachdenklichkeit finden.
„Wir, ich meine Luise und ich, sind nicht deine wahren Eltern! Zumindest nicht biologisch.“
Jean Pierre wartete einen Moment, bevor er fortfuhr. Eigentlich erwartete er eine Reaktion von Marcels Sohn. Doch der blieb völlig gelassen und wartete neugierig darauf, dass er weiter redete.
„Es ist auch nicht so, dass wir dich adoptiert haben. Du bist von Kindesbeinen an bei uns aufgewachsen, wir haben dich umsorgt, erzogen und in unserer Obhut aufwachsen lassen. In all den Jahren warst du in unseren Augen immer unser eigenes Kind, auch wenn wir genau wussten, dass es nicht so war. Wir haben dich behütet und gepflegt, wenn du krank warst, immer darum bemüht, dir die Wärme und Zuneigung zu geben, die dir deine leiblichen Eltern gegeben hätten.“
„Egal, wie du auch immer fortfahren möchtest, spätestens hier ist der Punkt erreicht, an dem ich dir ins Wort fallen muss.
Du weißt, dass ich Menschen nicht gerne unterbreche, bevor sie zu Ende gesprochen haben. Das ist neben vielen anderen Dingen etwas, was ich von euch gelernt habe.“
Roberts Blick wanderte von Luise zu Jean Pierre, und in seinen Augen konnte man unendliche Liebe und tiefe Zuneigung lesen.
„Es spielt für mich heute keine große Rolle mehr, ob ihr meine biologischen Eltern seid oder nicht. Für mich ward ihr, solange ich zurückdenken kann, Vater und Mutter. Daran wird sich auch zukünftig nichts ändern. Ich habe euch schätzen und lieben gelernt. Ein Leben lang habt ihr mir das Gefühl gegeben, euer Sohn zu sein und mich auch dementsprechend behandelt.
Ich bin stolz darauf, solche Eltern wie euch zu haben. Und jetzt sagt mir bitte, wer meine biologischen Eltern sind, und was mit ihnen geschehen ist!“
Luise kämpfte mit den Tränen, und Jean Pierre hatte ebenfalls Mühe, seine Gefühle, die ihn gerade übermannten, zu unterdrücken.
„Deine Mutter hieß Mia. Du warst noch ein Säugling, als sie hier in Cluny bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Du weißt, dass sie auf dem kleinen Friedhof an der Kirchebegraben liegt. Sie war die Ehefrau von Marcel Runge, und Marcel ist oder war dein leiblicher Vater.“
Robert schien wie vom Donner gerührt, als er den Inhalt und die Tragweite der Worte realisierte. Marcel Runge – sein Vater! Und Mia – seine Mutter? Der Onkel Marcel, den er so gemocht hatte? Auf dessen Schoß er gesessen hatte, wenn er sie in Cluny besucht hatte, der Marcel, der ihm das Schwimmen und das Radfahren gelehrt hatte, der ihm gezeigt hatte, wie man sich rasiert!
Zu gut erinnerte er sich daran, wie ihm Onkel Marcel Rasierschaum in sein damaliges Kindergesicht geschmiert hatte und den Schaum anschließend wieder, ohne Klinge in dem Rasierapparat, abrasiert hatte.
Just in diesem Moment verspürte er wieder dieses kitzelnde Gefühl, als der Rasierapparat über seine zarte Kinderhaut geglitten war, und sein helles
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