Faulspiel (German Edition)
man hier ohne Geld einsitzt, hat man meist nicht lange zu leben. Das Ende der Haftzeit erleben nur die wenigsten!
Der Strafvollzug in Venezuela gilt als der katastrophalste und gefährlichste in Lateinamerika.
„Ich denke nicht darüber nach, sehr lange in Ihren Gefängnissen zu bleiben. Die deutschen Behörden werden so oder so einen Auslieferungsantrag stellen, und dann komme ich über kurz oder lang sowieso hier raus.“, begehrte der Eingebuchtete triumphierend, jedoch wenig überzeugend, auf.
„Das kann schon sein, Amigo, aber bis dahin werden Monate, wenn nicht sogar Jahre vergehen. Zunächst einmal werden Sie hier abgeurteilt und bei den Straftaten, die Sie in diesem Land begangen haben, erwarten Sie nach meiner Einschätzung mindestens zehn bis fünfzehn Jahre Gefängnis. Das aber nur, wenn Sie geständig sind und einen gnädigen Richter finden.
Eins können Sie mir glauben, Vergewaltiger und Kinderschänder leben hier in den Anstalten meist nicht lange. Es wäre für mich ein Leichtes, dafür zu sorgen, dass Ihre Mithäftlinge erfahren, warum Sie einsitzen. Die Chance, danach Ihren Prozess noch zu erleben, beurteile ich mit weniger als zehn Prozent.“
Cristobal machte eine Wirkungspause, bevor er weiterredete. Zwischenzeitlich nahm er einen tiefen Zug aus seiner Zigarette.
Er wollte dem Häftling Zeit geben nachzudenken.
„Ich glaube, ich mache Ihnen ein Angebot. Gleichzeitig versichere ich Ihnen, dass dieses Angebot nur einmal gemacht wird. Wenn Sie es ablehnen, dann lassen wir den Dingen ihren Lauf. Sie entscheiden hier und jetzt, wie es für Sie weitergeht!“
Nach einer erneuten Pause und nachdem sich der Inspektor sicher war, dass seine Worte ihre Wirkung nicht verfehlten, fuhr er fort.
„Ich schlage vor, Sie kooperieren. Das würde die ganze Angelegenheit sowohl für Sie als auch für mich abkürzen. Ich könnte meinen Vorgesetzten ein schnelles Ergebnis vorlegen und würde dafür sorgen, dass Sie in eine andere, modernere und vor allen Dingen für Sie sichere Anstalt verlegt werden. Ich habe da Maracay im Hinterkopf. Maracay ist gegen Los Teques ein fünf Sterne Knast.
Also, was halten Sie davon?“
Der Sträfling überlegte einen Moment und nickte dann mit dem Kopf.
„Es freut mich, dass Sie am Ende doch noch vernünftig werden. Für meine Begriffe haben Sie gerade eine weise Entscheidung getroffen, die Ihr Leben um einiges verlängert. Also, fangen wir noch mal von vorne an.
Wie war noch mal Ihr Name?“
Der Häftling zögerte einen Moment.
„Und Sie sind sicher, dass ich Ihnen trauen kann, und Sie Ihr Wort halten?“
Das einzige, was im Leben absolut sicher ist, ist der Tod. Der kommt garantiert irgendwann. Bei dem einen früher, bei dem anderen später.
Aber ich versichere Ihnen, dass ich mein Wort und meine Zusage halten werde. Mehr kann ich leider nicht tun!“
Der Deutsche sah ihn zweifelnd an, bevor er antwortete:
„Ich heiße Gerd Lahme, bin deutscher Staatsbürger und Beamter des BKA!“
In der hochmodernen Flughafenhalle des Dubai International Airport ging es zu wie in einem Bienenstock. Geschäftsleute aller Nationalitäten, Touristen, Angestellte der Fluggesellschaften und einfache Kofferträger wieselten durcheinander.
Igor saß in der VIP-Lounge der American Airline und wartete auf seinen Flug nach Los Angeles. Er beobachtete das hektische Treiben vor den Abflugterminals. Durch die Fenster der Lounge hatte er einen direkten Blick auf die imposante Skyline von Dubai City. Aus der sowieso schon beeindruckenden Ansicht ragte der Burj Khalifa Tower mit einer Gesamthöhe von mehr als achthundert Metern heraus.
Hier regiert also ausschließlich die Macht des Geldes, das sieht man auf den ersten Blick, dachte Igor fasziniert. In diesem Land könnte er sich zumindest vorübergehend wohl fühlen. Alles war umfangen von purem Luxus und Verschwendung. Hier lebten im Verhältnis zu der Einwohnerzahl die meisten Millionäre und Milliardäre auf dieser Welt. Jeder, der Geld hatte, zeigte es auch. In Gedanken beschloss er, eines Tages an diesen Ort zurückzukehren.
Doch jetzt hatte seine weitere Flucht absolute Priorität. Er musste seine Spur noch weiter verwischen. Wenn er erst einmal in Los Angeles wäre, könnte er problemlos in der amerikanischen Millionenmetropole untertauchen.
Vor etwas mehr als zwei Tagen war er in Asuncion in Paraguay gelandet. Dort verbrachte er eine Nacht im AirportHilton, bevor er am frühen Morgen seine Maschine nach Dubai nahm.
Sein
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