Faulspiel (German Edition)
aristokratischen Gesichtszüge mit hochstehenden Wangenknochen faszinierten ihn.
Über ihrer fein geschnittenen Nase funkelten grüne Augen, und ihr Kopf war eingerahmt von langen roten Haaren. Die vollen Lippen hatten etwas Erotisches an sich. Ihre dunkelgraue Flight-Uniform hob ihre auch so schon bestechende Figur hervor.
Igor erzählte ihr, dass er in L.A. Inhaber einer Firma für moderne Kommunikationssysteme sei und in Dubai einige sehr lukrative Geschäfte hätte abschließen können. Er sei in den letzten Jahren so sehr damit beschäftigt gewesen, seine Firma aufzubauen, dass es ihm an Zeit gefehlt habe, eine Beziehung einzugehen. Mitten im Gespräch beschloss erspontan, während seines Aufenthaltes in den Vereinigten Staaten für etwas erotische Abwechslung zu sorgen.
Die Stewardess gab ihm am Ende der Unterhaltung bereitwillig ihre Telefonnummer und versprach ihm, sich an ihren freien Tagen mit ihm zu treffen. Dies überraschte Igor nicht sonderlich, denn er war sich seiner Wirkung auf das weibliche Geschlecht bewusst und außerdem war er es nicht gewohnt, dass Frauen ihm einen Korb gaben.
Sein Leben lang war er offen für das andere Geschlecht gewesen; dies stellte zumindest in gewisser Weise eine seiner wenigen Schwächen dar. Einer attraktiven Frau konnte er noch nie widerstehen. Immer wieder hatte er versucht, sein Ego dadurch aufzuwerten, dass er das Herz einer schönen Frau eroberte.
Bei einer seiner letzten Urlaubsreisen hatte ihn sein Weg nach Brasilien geführt. Während dieser Trips plante er die Stationen seiner zukünftigen Flucht. Brasilien wählte er zu dieser Zeit mit völliger Absicht aus. Bevor er sein Reiseziel bestimmte, informierte er sich vorher genau über bestehende Auslieferungsabkommen mit der Bundesrepublik. In den brasilianischen Abkommen hatte er eine entscheidende Lücke gefunden, die er sich zu Nutze machen wollte.
Grundsätzlich bestand bei den Behörden die Bereitschaft, Straftäter an die BRD auszuliefern, allerdings mit einer Ausnahme. Für den Fall, dass die gesuchte Person Vater eines Kindes mit brasilianischer Staatsbürgerschaft war, wurde die Übergabe verweigert. Dieses Recht war in der brasilianischen Verfassung verankert: International gesuchte Verwandte ersten Grades von brasilianischen Staatsbürgern durften nicht ausgeliefert werden.
Damals fasste Igor den Plan, sich in Brasilien eine Frau zu nehmen, die entweder freiwillig oder unfreiwillig bereit war, mit ihm zusammen ein Kind zu zeugen. Diese Frau mussteer auch nicht lange suchen. In einem Land, in dem die Kluft zwischen Arm und Reich so tief war, konnte er mit Geld alles bewegen. Schon ein Jahr später war er stolzer Vater eines Jungen, der gemeinsam mit seiner Mutter in Recife lebte.
Die Frau hatte er aus den Favelas geholt und in einer akzeptablen Stadtwohnung untergebracht; regelmäßig schickte er ihr Geld, um sie bei Laune und bei der Stange zu halten. In Recife sollte seine Flucht auch vorläufig enden.
Während seiner Reisen nach Lateinamerika gefiel es ihm in Brasilien besonders gut. Die Mentalität der Menschen und das tropische Klima begeisterten ihn. Dabei störte es ihn auch nicht, dass Recife die Stadt mit der höchsten Kriminalitätsrate in Brasilien war.
Hier wurden die meisten Drogendelikte, Überfälle und Morde verübt. In diesem Umfeld kannte er sich bestens aus, und daher konnten ihm diese Zahlen auch keine Furcht einflössen.
Er hatte sogar geplant, die Mutter seines Sohnes bei seiner Ankunft zu heiraten und anschließend mindestens vier Jahre dort zu leben. Danach würde er die Staatsbürgerschaft des Landes annehmen. Für diesen Zweck hatte er oberhalb von Recife eine riesige Hazienda gekauft. Hier wollte er dann, so sah es sein Plan vor, die ersten Jahre nach seiner Flucht aus Deutschland verbringen und die Ruhe und Sicherheit finden, um den Rest seines Lebens zu gestalten.
Immer wieder erhielt sie den gleichen Ansagetext über ihr Funktelefon.
„Der Teilnehmer ist vorübergehend nicht zu erreichen, wenn Sie eine Nachricht hinterlassen wollen, dann …“
Seit Tagen versuchte Valerie Marcel Runge zu erreichen. Jedes Mal, wenn sie den Ansagetext vernahm, hatte sie dasBedürfnis, das Telefon an die nächste Wand zu werfen, so groß war ihre Enttäuschung. Die Fußball-Europameisterschaft war längst beendet, und eigentlich hatte sie mit ihm verabredet, dass er sich bei ihr melden wollte.
Irgendwie verspürte sie ein mulmiges Gefühl in der Magengegend, weil ihr weiblicher
Weitere Kostenlose Bücher