Faulspiel (German Edition)
kam er mir vor wie ein Dämon aus einer anderen Welt. Dieser Kerl hat mindestens hundert verschiedene Gesichter und kennt keine Skrupel. Wenn du dich mit ihm anlegst, dann sind deine Chancen auf ein langes Leben gleich Null!“
Runge füllte die Gläser noch einmal mit Whiskey und ohne es zu bemerken, hatten sie die Flasche komplett leer getrunken. Er musste sich jetzt umgehend mit seinem alten Freund Hans Wolf, mit dem er zusammen aufgewachsen war, in Verbindung setzen. Nach dem Abitur hatten sich ihre Wege zunächst für ein paar Jahre getrennt. Während er Publizistik studiert hatte, hatte Hans die gehobene Laufbahn im Polizeidienst eingeschlagen. Nach den ersten Jahren als Kommissarbei der Sitte übernahm Wolf das Rauschgiftdezernat in seiner Heimatstadt. Heute leitete er ein Sonderdezernat für Wirtschaftskriminalität und organisiertes Verbrechen beim BKA. Gleich morgen Früh würde er Kontakt mit ihm aufnehmen.
„Was hast du jetzt eigentlich vor?“, Runge sah Valerie direkt und gespannt an.
„Ich werde komplett aus diesem Milieu aussteigen. In den letzten Jahren konnte ich mir etwas Geld auf die hohe Kante legen, ohne dass Igor es bemerkt hat. Ich habe lange auf diesen Tag hingearbeitet. Morgen Früh startet mein Flieger in ein neues Leben. Ein neues Land, ein neues Umfeld, ein neuer Anfang! Da, wo ich hingehe, werde ich ein kleines Café eröffnen und völlig anonym, ohne großes Aufsehen einen neuen Anfang wagen.
Darf ich vielleicht noch mal dein Badezimmer benutzen, ich hatte keine Zeit mehr, mir die Kummerfalten aus dem Gesicht zu bügeln!“
„Selbstverständlich, kein Problem. Restauriere dich in Ruhe und entspanne dich unter der Dusche! Lässt du mich wissen, wo ich dich finden kann?“
„Das halte ich für keine gute Idee! Ich habe ja deine Telefonnummer, irgendwann melde ich mich bei dir und erkundige mich nach dem Stand der Dinge.“
Runge wünschte ihr von ganzem Herzen, dass sie alles das schaffen würde, was sie sich vorgenommen hatte. Sie hatte in ihrem kurzen Leben so viel erlitten, dass sie sich einen neuen Anfang redlich verdient hatte. Erst jetzt, nachdem er einen großen Teil ihrer Lebensgeschichte kannte, sah er in ihr einen völlig anderen Menschen als zuvor. Aus dem Callgirl war plötzlich jemand geworden, zu dem er sogar Zuneigung empfand. Valerie Sattler war in ein Leben gezwungen worden, das sie sich nicht ausgesucht hatte!
Aus dem Badezimmer vernahm er das monotone Geräusch der Dusche. Runge nahm sein Handy und wählte fast automatisch eine ihm gut bekannte Nummer. Es erschien ihm wie eine Ewigkeit, bis sich am anderen Ende jemand meldete.
„Wolf!“, vernahm er die schlaftrunkene Stimme seines alten Freundes Hans Wolf.
„Marcel hier, ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt!“
„Hast du noch alle Tassen im Schrank? Hast du mal auf die Uhr gesehen, es ist fünf Uhr morgens! Was gibt es so Wichtiges, dass du mich zu solch einer unchristlichen Zeit weckst?“
„Wir müssen uns unbedingt sehen! Ich habe gerade Informationen erhalten, die so brisant sind, dass wir so schnell wie möglich darüber reden müssen. Ich bin zur Zeit in Frankfurt, kann ich dich später im Dezernat treffen?“
„Ich habe heute Vormittag noch ein paar Termine, aber ab Mittag habe ich Zeit für dich. Was hast du denn so Wichtiges aufgetan?“
„Das kann ich dir jetzt am Telefon nicht erklären, ich muss es dir zeigen. Du wirst aus dem Staunen nicht herauskommen! Wir sehen uns später!“
Runge legte auf; ihm war gar nicht bewusst, wie schnell die letzten Stunden vergangen waren.
Es war tatsächlich schon fünf Uhr morgens. Langsam bemerkte er die Müdigkeit, die sich in seinem Körper breit machte. In den letzten Nächten hatte er so gut wie nicht geschlafen. Zu viel hatte sich ereignet und zu viel beschäftigte ihn gedanklich. Er war seinem Ziel noch nie so nahe wie im Moment!
Hinter ihm öffnete sich langsam die Badezimmertür. Er nahm das sanfte Aroma eines teuren Parfüms wahr, das irgendwie etwas orientalisch duftete. Er glaubte, eine leichte Note von Sandelholz darin zu riechen. Auf jeden Fall war derDuft sehr erotisch! Als er sich umdrehte, stand Valerie dicht vor ihm. Ihre langen Haare hatte sie am Hinterkopf zu einem Knoten zusammengebunden. Sie war völlig nackt, auf ihrer Haut glitzerten noch einige Wasserperlen, und ihre Brustwarzen auf den riesigen Brüsten waren steil aufgerichtet. Ihm stockte fast der Atem, und er wusste nicht genau, was ihn mehr erregte, ihr Anblick oder
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