Faulspiel (German Edition)
Unglaublich, mit wem Val als Callgirl zu tun gehabt hatte! Sie hatte alles fein säuberlich notiert, Namen, Kontaktadressen und zum Teil seitenlange Beschreibungen der einzelnen Personen, ihre sexuellen Neigungen und Informationen, die sie von ihnen erhalten hatte, alles bis ins Detail.
Dieses Buch war purer Sprengstoff, er würde es hüten wie seinen Augapfel!
Ja, die gute Valerie, wo sie jetzt wohl sein mochte? Er hoffte, sie würde alles schaffen, was sie sich vorgenommen hatte und am meisten hoffte er, dass sie sich irgendwann bei ihm melden würde. Sie hatte ihn tatsächlich schwer beeindruckt!
Mittlerweile hatte ihm der Kellner einen weiteren Milchkaffee gebracht. Runge nestelte sein Handy aus der Tasche und wählte nachdenklich die Dienstnummer von Hans Wolf.
„Na, alter Junge, ich hoffe, du hast deine Termine hinter dich gebracht und jetzt ein paar Stunden Zeit für mich!“
„Du weißt, dass ich immer Zeit für dich habe, nur ab und zu muss ich auch ein wenig für mein Gehalt arbeiten. Wo bist du jetzt und wann kannst du hier im Dezernat sein?“
„Ich bin noch im Airport Hotel am Frankfurter Flughafen und könnte in einer Stunde bei dir sein.“
An der Rezeption zahlte Runge seine Rechnung. Am Terminal daneben war ein erregtes Gespräch zu hören. Nicht seine berufliche Neugierde weckte sein Interesse, sondern eher die Lautstärke und die Intensität, mit der diese Unterhaltung geführt wurde, machten ihn aufmerksam.
Ein fast zwei Meter großer Kerl mit kurz geschorenen blonden Haaren und einem fast aristokratischen Gesichtsausdruck redete auf eine Mitarbeiterin des Hotels ein. Der Typ machte einen sehr gepflegten Eindruck, er war ausgesprochen gut und teuer gekleidet.
„Jetzt hören Sie mir mal zu, junge Frau! Wir reden hier über meine Ehefrau, die mich gestern Abend Hals über Kopf verlassen hat. Ich dachte bis heute Morgen, sie würde wieder zu mir zurückkommen und habe bereits alle guten Hotels in Frankfurt abgesucht. Ihr Haus ist die letzte Adresse, wo sie hätte absteigen können. Sie müssen mir doch sagen können, ob sie gestern Abend hier ein Zimmer genommen hat!“
„Ich sagte Ihnen doch bereits, dass wir gestern völlig ausgebucht waren und dass wir keine Möglichkeit hatten, noch kurzfristig Gäste aufzunehmen. Ich kann anhand der Reservierungslisten sehen, dass definitiv keine Zimmer mehr frei waren. Und unter dem Namen Ihrer Frau finde ich keine Buchung!“
Ein weiterer Kerl stand etwas abseits und schien das Geschehen aufmerksam zu beobachten. Auch er war korrekt gekleidet, hatte aber eine typische Schlägervisage. Seinschulterlanges Haar war am Hinterkopf zu einem Zopf zusammengebunden.
„Schauen Sie noch ein letztes Mal nach, bitte! Vielleicht haben Sie etwas übersehen.“
Der Blonde hatte fast schon einen flehenden Gesichtsausdruck.
„In Gottes Namen, ein letztes Mal.“
Die Hotelangestellte ließ ihren geübten Blick über den Bildschirm ihres Terminals gleiten.
„Wie ich Ihnen schon sagte, wir haben keine Buchung vom gestrigen Tag, auch nicht von einer Valerie Sattler. Es tut mir ausgesprochen Leid, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen kann.“
„Komm, Igor, lass uns gehen“, meldete sich die Schlägervisage zu Wort, „wir finden das Früchtchen sicher woanders.“
Die beiden Kerle bewegten sich in Richtung Ausgang, und Runge folgte ihnen mit ein paar Metern Abstand. In der Hotelauffahrt parkte ein dunkler Mercedes. Als die beiden das Hotel verließen, startete wie von Geisterhand der Motor, und der Wagen rollte langsam auf den Hoteleingang zu. Der Blonde und der Schlägertyp stiegen ein. Hinter dem Steuer saß ein dritter Kerl, den Runge erst jetzt schemenhaft durch die getönten Scheiben sehen konnte.
Mit quietschenden Reifen schoss der Mercedes davon. Runge merkte sich das Kennzeichen.
Laurenz Kerstner bestieg gerade seinen schwarzen Audi, nachdem er an der Raststätte eine Kleinigkeit gegessen hatte. Er befand sich auf dem Weg in die Schweiz, wo er das Trainingslager der deutschen Nationalelf besuchen wollte, für das er vom Bundestrainer eine Einladung bekommen hatte. In der Vergangenheit hatte der Bundestrainer schon des Öfteren seinenRat gesucht. Er sollte ihn über die Stärken und Schwächen der jungen Nationalspieler auf dem Laufenden halten, weil er gerade die jungen Spieler wie Steffen oder Max am besten kannte und daher jede Menge guter Tipps und Ratschläge geben konnte. Besonderen Wert legte der Bundestrainer auf die Beurteilung ihrer
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