Faulspiel (German Edition)
Betrachter kaum entziehen. Allein der Augenblick, wenn die Mannschaften in das Stadion einliefen, verursachte eine Euphorie, die sich wie eine Welle über die Tribünen ausbreitete.
Morgen ging es gegen die Bayern, einen Club, der sich in der Geschichte der Bundesliga zum Mythos entwickelt hatte. In diesem Spiel sollte sich die Meisterschaft entscheiden! Ein Unentschieden würde seiner Mannschaft reichen, und sie könnten nach neunzig Minuten die Salatschüssel über ihre Köpfe halten. Ein Saisonfinale, das den Anschein erweckte, als habe jemand ein Drehbuch dafür geschrieben. Die Spannung, die sich in der großen Fußballgemeinde ausbreitete, war kaum noch zu überbieten. Seit Tagen bestimmte dieses alles entscheidende Spiel die Titelseiten der deutschen Sportpresse. Könnte seine blutjunge Mannschaft diesemunglaublichen Druck standhalten, war die Frage, mit der sich die Experten am meisten beschäftigten.
Von dem Spiel gegen Italien hatte zwar noch etwas seine rechte Wade gezwickt, aber er glaubte nicht, dass ihn diese leichte Verletzung in irgendeiner Form behindern würde. Die medizinische Abteilung hatte ausgesprochen gute Arbeit geleistet.
Sein Trainer setzte sich auf den Tribünenplatz neben ihn.
Es war das erste Mal, dass er mit ihm unter vier Augen redete.
„Du musst unbedingt versuchen, mit beiden Beinen auf dem Boden zu bleiben. Ich kann mir schon vorstellen, was es für einen jungen Spieler bedeutet, wenn er täglich seinen Namen in der Presse liest, und die Medien sich um Interviews reißen.“
„Natürlich schmeichelt mir das ungemein, und es tut auch dem Ego sehr gut, wenn man plötzlich so begehrt ist. Aber Sie können mir glauben, dass ich nicht abheben werde. Meine Eltern haben mich schon so erzogen, dass mir der Erfolg nicht zu Kopf steigt. Allein mein Vater würde mich recht schnell von meinem Thron wieder herunter auf den Boden der Tatsachen bringen!“
Max sah seinen Trainer gleichmütig an, als er das sagte.
„Ich wünsche mir, dass dieser Traum nie endet. Ich habe das seltene Glück, meine Träume leben zu können und das betrachte ich nicht als Selbstverständlichkeit, sondern als ein Geschenk Gottes.“
„Du hast ein Gott gegebenes Talent für den Fußball, darauf kannst du wirklich stolz sein. Es hat in der Geschichte dieses Sportes nicht sehr viele Spieler gegeben, die mit deinen Eigenschaften gesegnet waren. Du bist ein Straßenfußballer, der instinktiv ein Spiel lesen kann und aus dem Bauch heraus fast immer das Richtige tut!
Trotz seiner Jugend war Max sich völlig darüber im Klaren, wie sehr ihm sein Talent geholfen hatte, zu dem zu werden, was er heute war. Er betrachtete es auch nicht als Selbstverständlichkeit, dass er, im Unterschied zu unzähligen anderen jungen Talenten, das einmalige Glück hatte, einen Profivertrag zu erhalten.
„Ich freue mich riesig auf das morgige Spiel. Wann hat man schon einmal die Gelegenheit, um die Krone des deutschen Vereinsfußballs spielen zu können? Wir werden das Ding schon schaukeln, und ich werde versuchen, alles beizusteuern, was in meiner Macht steht!“
„Es ist natürlich das Ziel eines jeden Sportlers, um die höchste Anerkennung seiner Leistung zu kämpfen, und in dieser Saison ist die Frage der Meisterschaft bis zum Ende so spannend wie selten zuvor.“
Der Trainer sah ihn durchdringend an, und Max hatte das Gefühl, als wolle er ihm noch etwas sagen, was nur schwer über seine Lippen kommen wollte. Diesen Gedanken verscheuchte er aber schnell wieder.
„Als kleines Kind hatte ich schon davon geträumt, vor dieser Kulisse um die Meisterschaft spielen zu dürfen! Sagen Sie mal, Trainer, Sie hatten doch auch die Chance auf eine steile Karriere im aktiven Fußball, warum haben Sie Ihre Laufbahn eigentlich so früh beendet und sind Trainer geworden?“
„Das ist eine lange Geschichte, und irgendwann werde ich sie dir erzählen. Neben einigen anderen Gründen wurde ich am Ende durch eine schwere Verletzung gezwungen, meine Profikarriere an den Nagel zu hängen und auf den Trainerstuhl zu wechseln. Fußball ist wie ein Virus, wenn er dich einmal infiziert hat, dann lässt er dich in den seltensten Fällen wieder los. So ist es mir auch ergangen. Das war damals eine schwere Zeit für mich. Ich musste mich invielerlei Dingen völlig umstellen. Aber jetzt müssen wir einiges besprechen, was sicherlich wichtiger ist als das Ende meiner Profilaufbahn.“
Wieder folgte dieser Blick, den Max nicht einzuordnen
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